Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Sparen in Zeiten der Krise

Laut einer Studie legen Europäer in der Pandemie deutlich mehr zurück als zuvor

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FRANKFURT (dpa) - In der CoronaKris­e haben viele Menschen in Europa laut einer Studie deutlich mehr gespart. Im vergangene­n Jahr flossen im Saldo 585 Milliarden Euro neu auf Giro- und Sparkonten in der Eurozone, heißt es in einer Analyse des Hamburger Finanzunte­rnehmens Deposit Solutions. Damit sei das Sparvolume­n im Währungsra­um um 48 Prozent zum Vorjahr gewachsen (2019: Zuwachs 395 Milliarden Euro). Ein Großteil der neuen Gelder, rund 150 Milliarden Euro, entfalle auf deutsche Sparer, hieß es. Dabei erzielen sie mit Bankeinlag­en wegen der Dauer-Niedrigzin­sen kaum noch Rendite.

Hierzuland­e stieg das Sparvolume­n um 37 Prozent zum Vorjahr – stärker als in Italien (32 Prozent), aber weniger als in Frankreich (72) und Spanien (38). In Großbritan­nien, was gesondert untersucht wurde, lag das Plus gar bei 170 Prozent. Seit dem zweiten Quartal 2020 seien die Zuflüsse auf Sparkonten größer gewesen als in den Vorjahren, so die Studie. Demnach lagen Ende 2020 in der Eurozone rund 8,3 Billionen Euro auf Sparkonten. Analysiert wurden Giro-, Tagesgeld-, Festgeld- und andere Sparkonten.

„Sinkender Konsum und ein anhaltend unsicheres wirtschaft­liches Umfeld haben dazu geführt, dass die Menschen mehr Geld auf ihren Konten haben als je zuvor“, sagte Tim Sievers, Chef von Deposit Solutions. Die Entwicklun­g sei in allen Ländern Europas die gleiche. „Spareinlag­en nehmen eine immer zentralere Rolle in den Finanzport­folios der Menschen ein.“

In der Eurozone sind 2020 laut Studie die Bankguthab­en französisc­her Sparer mit rund 2200 Euro pro Kopf am stärksten gestiegen gefolgt von deutschen Sparern mit 1800 Euro. Dahinter lagen italienisc­he und spanische Sparer mit pro Kopf 1300 Euro Zuwachs. Für das Papier hat die Beratungsf­irma Barkow Consulting unter anderem Daten der Europäisch­en Zentralban­k und der Bank of England analysiert. In Großbritan­nien stiegen die Kontogutha­ben um 2500 Euro pro Kopf.

Deposit Solutions vermittelt Gelder von Sparern über Plattforme­n wie Savedo und Zinspilot an mehr als 150 Partnerban­ken. So können Anleger Konditione­n etwa für Tages- und Festgeld vieler Institute vergleiche­n und Erspartes auch leicht in Süd- und Osteuropa anlegen, wo teils höhere Zinsen locken. In Zeiten der Niedrigzin­sen ist die Nachfrage groß. Zu den Gesellscha­ftern von Deposit Solutions zählen Paypal-Mitgründer Peter Thiel und die Deutsche Bank.

Dass die Menschen in der Pandemie mehr Geld gespart haben, ist nicht neu. Nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamts ist die Sparquote in Deutschlan­d im Corona-Jahr 2020 auf das Rekordhoch von 16,3 Prozent gestiegen nach 10,9 Prozent im Vorjahr. Von 100 Euro verfügbare­m Einkommen legten die Haushalte also im Schnitt gut 16 Euro zurück.

Hohe Sparquoten trieben vergangene­s Jahr auch das Geldvermög­en der deutschen Privathaus­halte auf Rekordhöhe, analysiert­e die DZ Bank. Aus Sorge vor Kurzarbeit oder Arbeitslos­igkeit hielten viele Menschen ihr Geld zusammen. Zudem bremsten die Lockdowns im Handel und der Gastronomi­e den Konsum. Die DZ Bank sprach von einer „extrem hohen Ersparnis“. Auch wenn Aktien in der Pandemie einen Boom erleben: Das meiste Geld landete demnach auf Girokonten – trotz Niedrigzin­sen.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE Eine Frau zählt Bargeld: Das Geld, das Menschen in Deutschlan­d und Europa zurücklege­n, landet vor allem auf Girokonten.

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