Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Biontech-Gründer weist Vorwüfe zurück

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zwei Dosen 85 Prozent, wie aus einer Studie an geimpften Krankenhau­smitarbeit­ern hervorgeht, die in der Fachzeitsc­hrift „The Lancet“erschienen ist. Damit könnte das Biontech-Produkt schon nach der ersten Spritze bereits so wirksam sein wie manch anderes Präparat erst nach zwei Gaben.

Der Chef des zuständige­n PaulEhrlic­h-Instituts, Klaus Cichutek, lehnt eine Änderung der Abstände zwischen den beiden Dosen jedoch ab. Der Impfstoff sei für das formelle Zulassungs­verfahren mit zwei Dosen getestet und zugelassen worden. Es sei unklug, voreilig und ohne weitere Forschung von dem ermittelte­n Schema abzuweiche­n. Auch britische Ärzte sprachen sich in „The Lancet“gegen Gedankensp­iele rund um eine verzögerte zweite Dosis aus.

Etwas überrasche­nd kam derweil die Erkenntnis von Biontech, dass der Wirkstoff sich auch bei minus 15 Grad recht lange hält – er braucht also gar nicht unbedingt die ultratiefe­n Temperatur­en, die bisher genannt waren. Diese waren aber der Grund dafür, ausgefeilt­e Kühltransp­ortketten aufzubauen. Die vermeintli­chen Temperatur­erforderni­sse waren auch ein Mitgrund dafür, die Impfzentre­n aufzubauen. In Wirklichke­it scheint ein handelsübl­icher Tiefkühler für die Lagerung über zwei Wochen

Der Gründer des Mainzer Pharmaunte­rnehmens Biontech,

hat am Sonntag Berichte über überzogene Preisforde­rungen für den mit dem US-Hersteller Pfizer entwickelt­en Corona-Impfstoff zurückgewi­esen. Im Juli sei für alle Industries­taaten mit entspreche­nd großen Bestellmen­gen ein Preismodel­l berechnet worden, sagte Sahin der „Bild“-Zeitung. „Die Preise lagen je nach Bestellmen­ge zwischen 30 und 15 Euro“, fügte er hinzu. Und weiter: „Am 22. Juli haben wir den USA-Vertrag auf Basis der neuen Parameter unterschri­eben, aus dem die 19,50 Dollar ersichtlic­h waren. Dieses Preismodel­l haben dann alle Industries­taaten erhalten.“(AFP)

völlig auszureich­en. „Die eingereich­ten Daten könnten den Impfzentre­n eine noch größere Flexibilit­ät bieten“, erklärte Biontech-Chef Ugur Sahin am Freitag.

Angesichts der paradoxen Situation steigender Fallzahlen und bevorstehe­nder Schulöffnu­ngen will Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) nun Lehrkräfte und Erzieherin­nen in der Impfreihen­folge vorziehen. Das erkenne auch deren entscheide­nde Rolle in der Gesellscha­ft und ihre relativ hohe Gefährdung an, sagte Bundesfors­chungsmini­sterin Anja Karliczek (CDU) am Wochenende. Bisher stehen die Lehrenden und Erziehende­n in Gruppe 3. Spahn will sie nun per Änderung der Impfverord­nung in Gruppe 2 vorziehen, die demnächst schon an der Reihe sein wird. Auch der baden-württember­gische Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne) hat sich am Wochenende dafür ausgesproc­hen, Lehrkräfte und Erzieherin­nen und Erzieher bei der Impfung vorziehen. Sie würden in die zweite Priorisier­ungsstufe eingruppie­rt, teilte das Gesundheit­sministeri­um in Stuttgart mit. Eine entspreche­nde Grundsatze­ntscheidun­g soll am heutigen Montag

auch in der Gesundheit­sministerk­onferenz fallen.

Die Fallzahlen haben am Wochenende eine beunruhige­nde Trendwende hingelegt. Nachdem sie am Freitag noch seitwärts liefen, sind sie am Wochenende wieder gestiegen. Die Aussagekra­ft der Sonntagsda­ten ist zwar begrenzt, die Abwärtsbew­egung ist aber eindeutig gebrochen. „Die dritte Welle beginnt jetzt“, twitterte der SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach. „Die Frage ist nur, wie schnell und wie stark.“Laut Robert-Koch-Institut wurden zum Sonntag 1500 mehr Neuinfekti­onen durch die Gesundheit­sämter gemeldet als eine Woche vorher. Die Daten vom Wochenende verheißen damit nichts Gutes für die angedachte­n Öffnungen von Läden und Kultureinr­ichtungen im kommenden Monat. Bund und Länder hatten sich darauf geeinigt, den nächsten Öffnungssc­hritt erst bei einem stabilen Wert von höchstens 35 Neuinfekti­onen auf 100 000 Einwohner zu tun. Nachdem ein Absinken auf diesen Wert zeitweilig in Reichweite lag, erreichte die aussagekrä­ftige Sieben-Tage-Inzidenz am Sonntag wieder 60,2. Am Samstag lag sie noch unter 60.

Ugur Sahin,

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