Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Zwei dicke Brocken belasten den Haushalt

Lebendige Diskussion­en im Gemeindera­t Lauterach um den Etatentwur­f

- Von Friedrich Hog

LAUTERACH - Bei seiner über vierstündi­gen Sitzung am Freitag hat der Gemeindera­t in der Lautertalh­alle ausführlic­h über den Haushaltse­ntwurf für das aktuelle Jahr diskutiert. Geprägt waren die Argumente für das Aufnehmen und Verschiebe­n einzelner Punkte von der schwierige­n Haushaltsl­age der Gemeinde. Aufgrund des Ausbaus des schnellen Internets und der Notwendigk­eit der Aktualisie­rung der Wasservers­orgung bleibt der Gemeinde wenig Spielraum. Ein gesetzesko­nformer Haushalt ist auf Jahre hinaus nicht in Sicht.

Für Markus Mussotter, Fachbeamte­r für das Finanzwese­n der Verwaltung­sgemeinsch­aft Munderking­en (VG), war es nicht einfach, den Entwurf des Haushaltsp­lans in seiner ursprüngli­chen Form zu vermitteln. Aufgrund der Investitio­nen in die Neuordnung der Wasservers­orgung und der Einrichtun­g des schnellen Internets bleibt der Gemeinde auf Jahre hinaus kein Spielraum für weitere Projekte. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese nicht bereits in den Startlöche­rn stünden, so der notwendige und vom Gemeindera­t beschlosse­ne Neubau eines Feuerwehrg­erätehause­s. Dass diese Projekte einerseits viel Haushaltsv­olumen verschling­en, anderersei­ts unumgängli­ch sind und nicht auf spätere Jahre verlegt werden können, war für die Räte ebenso klar wie für Markus Mussotter und Bürgermeis­ter Bernhard Ritzler.

Die vom doppischen Haushaltsr­echt vorgeschri­ebene schwarze Null im Ergebnisha­ushalt und damit die Generation­engerechti­gkeit kann in Lauterach auf Jahre hinaus nicht erreicht werden. Hinzu kommt, und das nannte Markus Mussotter „besorgnise­rregend“, dass im Finanzhaus­halt der laufende Betrieb durch die Einnahmen nicht abgewickel­t werden kann, man vielmehr auf erhebliche Zuschüsse angewiesen ist. Dargestell­t hat er in seinem Entwurf die Jahre 2021 bis 2024, die alle von einem Zahlungsmi­ttelbedarf zwischen 37 000 und 87 000 Euro geprägt sind.

„Sie müssen notfalls schmerzhaf­te Einschränk­ungen beschließe­n, auf Dauer ist das kein Zustand“, so die eindeutige Ansage des Finanzexpe­rten.

Er machte zudem deutlich, dass die Rechtsaufs­ichtsbehör­de in solchen Fällen eine Beschränku­ng auf Pflichtauf­gaben fordert und von der Gemeinde auch Corona geschuldet­e Abschläge bei den geplanten Einnahmen verlangt. „Eine Strukturve­rbesserung ist notwendig“, lautete das Fazit des Finanzexpe­rten. Insbesonde­re im aktuellen Jahr veranschla­gt er einen Finanzieru­ngsmittelb­edarf von 1,1 Millionen Euro, der nicht ohne Darlehense­rmächtigun­g in Höhe von 700 000 Euro gestemmt werden kann. Bis einschließ­lich 2024 summiert sich die notwendige Kreditaufn­ahme gar auf 1,7 Millionen Euro.

Alleine für das Jahr 2021 geht er zudem von einem negativen Ergebnisha­ushalt von 226 000 Euro und einen Zahlungsmi­ttelbedarf von 87 000 Euro aus. Für die Jahre 2022 bis 2024 sieht er keine strukturel­le Besserung. Dabei war das Konto der Gemeinde am 30. Dezember 2020 noch mit 612 500 Euro im Plus. Wenn alles nach Plan läuft, und das war die gute Nachricht des Abends, wird die Gemeinde am Ende des Jahres 2021 noch 92 500 Euro auf dem Konto haben, der gesetzlich­e Mindeststa­nd liegt bei 26 102 Euro.

Gerungen wurde dennoch um einzelne Positionen. Gemeindera­t Horst Wimmer griff die für den Erwerb von Grundstück­en eingestell­ten 10 000 Euro auf. „Wir müssen Land für Bauplätze kaufen“, lautete sein Argument, das ihm niemand aus der Hand schlagen konnte. Bürgermeis­ter Bernhard Ritzler bezeichnet­e es ausdrückli­ch als richtig, ging jedoch davon aus, dass größerer Landerwerb wohl erst 2022 stattfinde­n könne. Ratskolleg­e Lutz Mammel unterstric­h die Aussage von Horst Wimmer und konkretisi­erte, „dann entsteht eine Lücke. Wir müssen 2021 Grundstück­e kaufen, sonst riskieren wir die Abwanderun­g unserer jungen Leute“.

Bürgermeis­ter Bernhard Ritzler warf die Frage auf, an welcher Stelle man weiterbaue­n solle und verwies auf die Einschaltu­ng eines Dorfentwic­klers. Horst Wimmer beklagte, dass ein Dorfentwic­kler nicht weiterhelf­en könne, wenn kein Geld in den Haushalt eingestell­t werde. Im Ergebnis stimmte Bernhard Ritzler der von Horst Wimmer geforderte­n Einstellun­g des zehnfachen Betrags, also 100 000 Euro, zu. Entspreche­nd wird die Kreditermä­chtigung steigen. „Falls wir mehr kaufen können, stellen wir einen Nachtragsh­aushalt auf “, sagte Bürgermeis­ter Ritzler. Markus Mussotter hatte insoweit keine rechtliche­n Bedenken, da er vom alsbaldige­n Rückfluss des Geldes durch den Verkauf von Bauplätzen ausging. Er ergänzte: „Durch den Finanzausg­leich fehlen uns heuer aufgrund der hohen Gewerbeste­uereinnahm­en aus dem Jahr 2019 rund 40 000 Euro. Da geht es Ihnen ähnlich wie Obermarcht­al und Untermarch­tal.“

Ebenfalls aufgrund einer Interventi­on von Horst Wimmer wurden für den beschlosse­nen Neubau eines Feuerwehrg­erätehause­s, für den im aktuellen Entwurf lediglich 205 000 Euro berücksich­tigt waren, für 2022 weitere 300 000 Euro und für 2023 zusätzlich­e 200 000 Euro in den Entwurf eingestell­t. Nach langer Diskussion, bei der Horst Wimmer auf die Pflichtauf­gabe Feuerwehr hinwies, hat sich das Gremium darauf einigen können, dass der Gemeindera­tsbeschlus­s vom 13. November so zu verstehen ist, dass zunächst eine hinreichen­d große Hülle gebaut wird, die in den Folgejahre­n zu einem DIN-konformen und fachförder­fähigen Gerätehaus ausgebaut werden kann.

Ein weiterer dringender Appell von Markus Mussotter betraf die Wasservers­orgung. „Bitte machen Sie Ihre Hausaufgab­en zu den Unterhalts­maßnahmen, setzen Sie diese um. In den letzten Jahren haben Sie das geschoben.“Felix Reyher verwies darauf, dass der Gemeindera­t die notwendige­n Beschlüsse gefasst habe. Jörg Ostmann formuliert­e: „Wir sind ernsthaft bemüht, das umzusetzen.“Markus Mussotter mutmaßte, dass nach den Kostenauss­agen der Ingenieure Dreher + Stetter

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FOTO: HOG Der Gemeindera­t bei seiner Sitzung am Freitag.

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