Krimi mit politischen Zwischentönen
Im letzten Jahr hat Hengameh Yaghoobifarah gezeigt, dass eine Kolumne (über die Polizei) eine politische Welle auslösen kann. Nun ist Yaghoobifarahs Debütroman erschienen, der ebenfalls von rassistischen Strukturen handelt – allerdings mit weniger Polemik und vielen Zwischentönen. Eingebettet ist der Roman in eine Kriminalgeschichte.
„Ministerium der Träume“ist ein spannungsvoller Krimi. Er handelt von Nas, die in einer Bar in Berlin arbeitet und zu Beginn des Buchs erfährt, dass ihre Schwester Nushin umgekommen ist. Autounfall, sagen die Polizisten. Doch das glaubt Nas nicht. Sie entdeckt, dass ihre Schwester Geheimnisse hatte, und kommt ihnen auf die Spur.
Nas und Nushin sind die Kinder iranischer Eltern. Mit ihrer Mutter immigrieren die Schwestern in den Achtzigern von Teheran in eine triste Siedlung nach Lübeck-Hudekamp („Wer hier lebt, hat sich das nicht ausgesucht“) und werden dort Zeuginnen rassistischer Hetze. Rechtsextreme Anschläge der deutschen Geschichte werden ins Gedächtnis gerufen.
In „Ministerium der Träume“werden Erfahrungen benannt, die in der deutschen
Literatur bislang kaum eine
Rolle gespielt haben. Das Politische fügt sich – und das ist eine große Stärke Yaghoobifarahs – mühelos in den Text ein. Geboren 1991 in Kiel, steht die Autorin für eine Generation, die ein Bewusstsein für Rassismus und gesellschaftliche Privilegien entwickelt hat. (dpa)
Hengameh Yaghoobifarah: Ministerium der Träume,
Aufbau Verlag (Blumenbar), 384 Seiten, 22 Euro.