Ein Bayern-Bambi für Jogi
Jamal Musiala, Torschütze beim 4:1 bei Lazio, entscheidet sich für das DFB-Trikot
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ROM - Man hat noch die feierlichen Worte im Kopf, die Sepp Blatter, der damalige Präsident des FußballWeltverbandes Fifa, im Juli 2000 mit Schweizer Akzent aussprach: „And the winner is ...“Pause. Er hielt einen Zettel in die Kameras und rief: „Deutschland.“Damals bekam der DFB die WM 2006 zugesprochen, an diesem Mittwoch Jamal Musiala. In England wird man „not amused“sein, dass sich das 17-jährige Supertalent zwei Tage vor Erreichen der Volljährigkeit am Freitag für die deutsche Nationalelf entschieden hat. Ob die DFB-Karriere des Bayern-Profis auch zu einem Märchen wird? Hoffentlich keinem mit so vielen Schattenseiten – die Geschichte von 2006 ist bekannt.
Beim deutlichen und lockeren 4:1Erfolg des FC Bayern bei Lazio Rom im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League traf Musiala zum 2:0 und wurde mit 17 Jahren und 363 Tagen zum jüngsten deutschen Königsklassen-Torschützen, ebenfalls in der Vereinshistorie der Münchner (zuvor Sammy Kuffour, 18 Jahre, 60 Tage). „Congrats, Bambi“, gratulierte Leroy Sané in den sozialen Netzwerken Musiala, der sich mit zwei lachenden Smileys und einem Herzen bedankte. Weitere Meilensteine, die
Musiala in seiner jungen, jetzt schon märchenhaften Karriere bereits erreicht hat: Jüngster Bundesliga-Debütant und -Torschütze des FC Bayern.
Am Mittwoch gab der Mittelfeldspieler zwei Tage vor Erreichen der Volljährigkeit am Freitag die Entscheidung bekannt, auf die der DFB und der britische Verband FA sehnsüchtig gewartet hatten. Gegenüber dem britischen Storyportal „The Athletic“erklärte Musiala: „Ich habe lange über diese Frage nachgedacht, am Ende habe ich auf mein Gefühl gehört, das mir sagte, die richtige Entscheidung sei es, für Deutschland zu spielen. Das Land, in dem ich geboren wurde.“In Stuttgart. Aufgrund des Studiums seiner Mutter Carolin kam er, noch nicht mal Schüler, erst nach Fulda und dann als Siebenjähriger, weil die Mutter für ein Auslandssemester nach Southampton zog, auf die Insel. Über die Jugend des FC Southampton und einige Probetrainings landete das große Talent beim FC Chelsea. Nach acht Jahren in der Jugend der Blues wechselte Musiala (Mutter Deutsche, Vater aus Nigeria) als 16-Jähriger 2019 nach München und spielte anfangs in Bayerns A-Jugend. Bereits ab Februar 2020 durfte er bei Flicks Profis mittrainieren, sein Pflichtspieldebüt gab er im Juni zum Ende der vergangenen Saison.
Seine Entscheidung pro DFB fühle sich „nun auch 100 Prozent richtig an“, sagte Musiala der „Sportschau“. Musiala, der einen britischen und deutschen Pass besitzt, weiter: „Ich habe ein Herz für Deutschland und ein Herz für England. Beide Herzen werden auch weiterhin schlagen.“Allerdings unter dem Trikot des DFB, trotz der zwei U21-Länderspiele, die er im Herbst für England absolvierte. Musiala wird die Einladung von Bundestrainer Joachim Löw, den er mit seiner Mutter Ende Januar am Rande eines Bayern-Spiels in der Allianz Arena getroffen hatte, für die drei WM-Qualifikationsspiele Ende März annehmen. „Jamal ist ein außergewöhnlich großes Talent, absolut“, lobte ihn Löw, der sich mit Blick auf die EM in diesem Sommer auf einen Zugewinn an Klasse freuen kann.
Musiala berichtete: „Herr Löw hat mir bei diesem Treffen einen sehr klaren Weg für mich in der Nationalmannschaft aufgezeigt. Herr Löw und auch Herr Bierhoff waren sehr interessiert an meiner Person, wollten meine Beweggründe und meine Motivation verstehen und mich als Menschen kennenlernen. Ich war beeindruckt, wie informiert die beiden waren. Herr Löw hat meinen Spielstil sowie meine Stärken und Schwächen sehr gut und klar rausgearbeitet und analysiert.“Punktsieg für Jogi, der