Das Einfamilienhaus ist auf dem Rückzug
Die Wohnform ist vor allem wegen des Flächenverbrauchs in die Kritik geraten
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RAVENSBURG/WIESBADEN
Zuletzt hatte es jedoch Diskussionen darum gegeben, wie schlecht Einfamilienhäuser für das Klima sind. Hintergrund ist eine Aussage des GrünenFraktionschefs Anton Hofreiter, der im Interview mit dem „Spiegel“gesagt hatte: „Einparteienhäuser verbrauchen viel Fläche, viele Baustoffe, viel Energie, sie sorgen für Zersiedelung und damit auch für noch mehr Verkehr.“Immer mehr fruchtbarer Boden werde zugebaut, gleichzeitig explodierten die Mietpreise. CDU und FDP hatten den Grünen daraufhin eine neue Verbotsdebatte vorgeworfen.
Tatsächlich ist es aus ökologischer Sicht aber eigentlich sinnvoller, wenn die Menschen, statt in ein Einfamilienhaus auf dem Land zu ziehen, in einer Stadtwohnung bleiben würden. „Das liegt an der Kompaktheit“, erklärt Jens Schuberth vom Fachgebiet Energieeffizienz im Umweltbundesamt (UBA). „Ein Einfamilienhaus hat in der Regel eine größere Hülle als eine ähnlich große Wohnung im Mehrfamilienhaus und verliert daher mehr Energie.“
Das Problem ist allerdings der Wohnraummangel und steigende Mieten in den Städten.
Auch Baden-Württemberg will hier nachbessern. Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) hatte dazu eine vierjährige Wohnraumallianz einberufen, die im Oktober Bilanz zog. Unter anderem seien demnach die Fördermittel für sozialen Wohnungsbau von rund 100 Millionen Euro 2015 auf inzwischen 250 Millionen Euro jährlich gestiegen, sagte sie damals.
Das reiche jedoch nicht, kritisierte der DMB Mieterverein Stuttgart. Zusätzlich zu Sozialwohnungen brauche man im Südwesten „etwa 40 000 bis 50 000 Wohneinheiten, die pro Jahr gebaut werden müssten“, sagte der Vorsitzende des Mietervereins, Rolf Gaßmann, dem SWR. Zudem müsse der Wohnungsbestand gesichert werden – die Umwandlung in Eigentumswohnungen müsse gestoppt werden.
Freuen tut sich am Ende vor allem die Baubranche. In Deutschland hat sie im Jahr 2020 einen Rekordumsatz erzielt. Im Vergleich zum Vorjahr steigerten die 9100 Betriebe, deren Zahlen das Statistische Bundesamt erfasst, ihre Erlöse um 6,6 Prozent auf 98,3 Milliarden Euro.