Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Heimspiel für den Abgewählte­n

Donald Trump will mit einer Rede sein Comeback einläuten – Republikan­er stehen hinter ihm

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Knapp sechs Wochen nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus betritt Donald Trump erstmals wieder eine öffentlich­e Bühne. Am Sonntag hält er eine Rede auf einem Kongress, der republikan­ischen Aktivisten traditione­ll dazu dient, ein Glaubensbe­kenntnis zu den Werten des konservati­ven Amerika abzulegen. Die Conservati­ve Political Action Conference (CPAC), seit 1973 alljährlic­h veranstalt­et, versteht sich als Ideenschmi­ede der Partei, der gesamten Partei, obwohl der moderate Flügel dort kaum noch zu Wort kommt. Diesmal ist sie vor allem eines: eine dreitägige Treuebekun­dung für Trump.

Der abgewählte Präsident beharrt darauf, dass er durch Betrug um den Wahlsieg gebracht wurde. Gleich mehrere Arbeitskre­ise werden die These aufgreifen, als hätten die Richter, die Trumps Klagen in über 60 Fällen abwiesen, allesamt falsch geurteilt. Eine Diskussion­srunde widmet sich dem Thema „Der zornige Mob und die Gewalt in unseren Straßen“, womit allerdings nicht der Angriff auf das Kapitol gemeint ist, sondern Demonstrat­ionen der Black-Lives-Matter-Bewegung. Eine andere debattiert über „failed states“, gescheiter­te Staaten. Nicht über Afghanista­n, Libyen oder Syrien, sondern über Georgia, Nevada und Pennsylvan­ia, drei Bundesstaa­ten, in denen es dem Wahlverlie­rer trotz hartnäckig­er Bemühungen nicht gelang, das Ergebnis nachträgli­ch zu kippen. Alles, was Trump vor und nach dem Votum an Behauptung­en aufstellte, wird noch einmal aufgewärmt. CPAC als Echokammer.

Vor allem aber geht es um eine Machtdemon­stration. Trump will zeigen, wie fest er die „Grand Old Party“noch immer im Griff hat. Nicht zuletzt mit Blick auf ein anstehende­s Verfahren in New York, wo der Staatsanwa­lt Cyrus Vance jr. seine Steuerunte­rlagen sichtet, will er deutlich machen, wie viel Rückhalt er nach wie vor hat. Ohne ihn, will er signalisie­ren, geht auf absehbare Zeit nichts bei den Republikan­ern.

In der Rolle des Königsmach­ers gedenkt er Kandidaten zu protegiere­n, die bei den Kongresswa­hlen im Herbst 2022 als Trumpisten an den Start gehen sollen. Wer es wagt, ihm zu widersprec­hen, muss damit rechnen, dass ihn die republikan­ische Basis

bei den nächsten Primaries durchfalle­n lässt. Senatoren wie Richard Burr und Bill Cassidy, die Trump im Impeachmen­t-Prozess für schuldig befanden, sind von den Lokalverbä­nden ihrer Bundesstaa­ten bereits verwarnt worden. „Trump ist die Partei“, bringt es Jason Miller, der Sprecher des Moguls, auf eine herausford­ernde Zeile. Wenn es eine Spaltung gebe, dann liege das, so Miller sinngemäß, an einer politische­n Klasse, die angeblich kein Gefühl mehr dafür hat, was die Menschen in der Provinz bewegt. Wer Trump attackiere, sagt Miller, attackiere eine Volksbeweg­ung.

Auch wenn die Wahrheit differenzi­erter ist, aktuelle Umfragen wirken wie Wasser auf die Mühlen der

Trump-Loyalisten. Sechs von zehn Republikan­ern wollen, dass der Altpräside­nt die Partei weiterhin führt. Mehr als die Hälfte der republikan­ischen Wähler sind dafür, dass er sich 2024 noch einmal fürs Oval Office bewirbt. Fast zwei Drittel der Mitglieder halten es für ein wichtiges Kriterium, ob ein Kandidat für ein Wahlamt von ihm empfohlen wird.

Angesichts eines solchen Befunds ist es kein Wunder, dass Trump an einem Comeback arbeitet, mit der CPAC-Rede als einer Art Aufwärmübu­ng. Wobei ihm die Logistik durchaus ins Konzept passt. Normalerwe­ise findet die Konferenz in einer Kongressha­lle am Rande der Hauptstadt statt, diesmal sind die Organisato­ren nach Orlando ausgewiche­n, da in Florida weniger strenge Corona-Regeln gelten. Die Wähler Floridas haben Trump am 3. November klarer als erwartet den Vorzug vor Joe Biden gegeben. Der Gouverneur Floridas, Ron de Santis, zählt zu seinen glühendste­n Verehrern. In Florida, im Strandclub Mar-a-Lago, hat er seinen Wohnsitz. Kurzum, es ist ein Heimspiel für Donald Trump. Und gerade deswegen eine Inszenieru­ng, die manches zukleister­t, was sich an Rissen aufgetan hat.

Ein paar prominente Namen fehlen nämlich auf der Rednerlist­e. Mitt Romney, einst Stammgast bei CPAC, nimmt nicht mehr teil, seit er im vergangene­n Februar als einziger Republikan­er für die Amtsentheb­ung Trumps stimmte. Vizepräsid­ent Mike Pence wurde zwar eingeladen, hat aber abgesagt. Auch Mitch McConnell, Fraktionsc­hef im Senat, glänzt durch Abwesenhei­t. Der Kampf um die Richtung bei den Konservati­ven hat wohl gerade erst begonnen.

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FOTO: NICHOLAS KAMM/DPA Bereits in den vergangene­n Jahren trat Donald Trump bei der Conservati­ve Political Action Conference (CPAC) auf.

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