Unnötiges Lob
Zum Leitartikel „Stresstest bestanden“(19.2):
Im Leitartikel dieser Ausgabe wird Daimler für das Sparprogramm und dafür, dass das Unternehmen „seine Hausaufgaben macht“gelobt – im Artikel im Wirtschaftsteil zeigt sich ebenfalls Begeisterung für die Zahlen des Geschäftsjahres 2020. So ein Nettoergebnis von sage und schreibe vier Milliarden Euro ist ja auch beeindruckend. Und es spricht selbstverständlich nichts dagegen, wenn ein Konzern strukturelle Veränderungen unternimmt, um damit langfristig Arbeitsplätze zu sichern. Das an sich kann man auch gerne loben und gut finden.
Wünschenswert wäre allerdings ein etwas kritischerer Blick der Wirtschaftsredaktion auf die Faktoren, die ein solches Ergebnis ermöglicht haben. Und das sind unter anderem der Lohnverzicht der Mitarbeiter und das Kurzarbeitergeld, das der Konzern aus Steuergeldern bezogen hat. Man sollte schon nachhaken, ob es immer noch lobenswert ist, dieses Geld an die Aktionäre weiterzureichen. Anstatt diese mit einer um 50 Prozent höheren Dividende zu beglücken, hätte Daimler zunächst das bezogene Kurzarbeitergeld zurückzahlen können. Für die Aktionäre bliebe immer noch genug, die soziale Marktwirtschaft funktioniert in beide Richtungen, Herr Källenius!
Es ist ein Schlag ins Gesicht aller Soloselbständigen und kleinen Unternehmen. Diese Kleinen können nur leider nicht die Arbeitsplatzkeule schwingen, um vom Staat Unterstützung einzufordern.
Trossingen
Tatjana Dujmic,