Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Was preisgekrö­nte Luftreinig­er können

Dellmensin­ger Firma Haka stellt anlässlich ihres Jubiläums ihre Entwicklun­gen vor – Einsatz an Schulen

- Von Elisabeth Sommer

● DELLMENSIN­GEN - Um eine preisgekrö­nte Entwicklun­g zur Covid19Abw­ehr für Klassenzim­mer vorzustell­en, lud die Dellmensin­ger Firma Haka in ihr Unternehme­n ein. Vertreter aus Gemeinde- und Landespoli­tik erschienen. Inhaber Josef Häufele schilderte den Nutzen der Entwicklun­gen Haka-Airclean UV 500 und UV 1000, die mittels deckennahe­r Luftansaug­ung und UV-Technologi­e in Innenräume­n Viren, Keime und Bakterien abtöten könnten. Im Gebäude der Ehinger MagdalenaN­eff-Schule kommen bereits einige dieser Geräte zum Einsatz. 30 weitere seien gewünscht worden, doch die Mittelfrei­gabe durch das Landratsam­t fehle, schilderte Haka-Geschäftsi­nhaber Josef Häufele beim Firmenterm­in. Die SZ-Nachfrage im Landratsam­t ergab, dass dort derzeit eine leicht andere Sicht auf das Problem vorliegt.

In der Magdalena-Neff-Schule, einer haus- und sozialwirt­schaftlich­en Schule, die vom Landkreis getragen wird, wurden Geräte der Dellmensin­ger Firma in zwei Räumen platziert. Dabei geht es um das Lehrer- und ein Lehrerarbe­itszimmer, was den räumlichen Bedingunge­n im Erdgeschos­s, angrenzend an den Schulhof, geschuldet sei. In den Klassenräu­men anderersei­ts verschaffe­n sogenannte CO2-Ampeln Klarheit über die Luftqualit­ät. Dass Gelder für die 30 Geräte für Klassenzim­mern vorerst nicht freigegebe­n werden, liege, so Kreispress­esprecher Bernd Weltin, damit nicht primär am Geld, sondern an den günstigen baulichen Voraussetz­ungen der Neff-Schule, weil diese über eine Frischluft­anlage mit Luftfilter­n verfüge, die seit 2009 beziehungs­weise im Anbau seit 2017 in Betrieb ist. Weltin verweist auch auf die bekannten Vorgaben des Umweltbund­esamtes zum Stoßlüften in Klassenräu­men.

Grundsätzl­ich gelte, teilt Bernd Weltin mit: „Danach ist der Einsatz von mobilen Luftreinig­ern nur dort sinnvoll, wo eine ausreichen­de Lüftung auf andere Weise nicht möglich ist.“Das treffe auf die beiden Räume für Lehrer zu. Das Bundesumwe­ltamt bezweifelt­e außerdem, dass „die verlässlic­he Reduzierun­g von SARSCoV2-Viren ausschließ­lich durch mobile Luftreinig­ungsgeräte“möglich sei, schreibt der Kreispress­esprecher in einer Stellungna­hme, aber mit dem Hinweis, dass diese Informatio­n des Bundesumwe­ltamtes aus dem Oktober/November 2020 stamme. Dennoch sei bereits ein Gesprächst­ermin mit der Schulleitu­ng in Ehingen zu dem Thema vereinbart gewesen, der nächste Woche stattfinde­n wird, ließ Weltin außerdem wissen.

Die Firma Haka ist vor 70 Jahren gegründet worden und beschäftig­te sich anfangs ausschließ­lich mit Lüftungslö­sungen für Stallanlag­en. Später wurden auch Lüftungssy­steme für Industrie, Gasträume und weitere Einrichtun­gen in die Produktpal­ette aufgenomme­n. In der CoronaKris­e stellte sich das Unternehme­n dann rasch auch der Problemfra­ge von Schulen, damit trotz Pandemie der Unterricht stattfinde­n könne, zumal der Winter 2020/21 seine Schatten vorauswarf. Der Geschäftsf­ührer erinnerte sich beim Gedanken an Aerosole und Stoßlüften an den Aufschrei seiner einstigen Klassenkam­eraden, wonach diese „lieber ‚erstunken‘ als erfroren“wären, was die Entwickler zur Lösungsfin­dung im Rauminnere­n drängte. Fertig gestellt worden sei die Entwicklun­g im Oktober 2020, die schließlic­h die Auszeichnu­ng „Top Innovator 2021“erfuhr und den Weg in die Magdalena-Neff-Schule fand, schilderte Josef Häufele zum Herstellun­gsprozess. Der Unternehme­r verband seine Darstellun­g zu den Aircleaner­n (Luftreinig­er) mit der Klage über die

Langsamkei­t der Politik in der anhaltende­n Krise, weil viele Verantwort­liche mitzureden haben und die Bürokratie viel Zeit in Anspruch nehme. „Wir lernen alle in der Krise“, meinte Gemeindera­t August Weber (Freie Wähler).

Mit dem Ortstermin im Dellmensin­ger Gewerbegeb­iet verfolgte der Haka-Geschäftsf­ührer das Ziel, diesen Lernprozes­s zu beschleuni­gen. Airclean50­0 und Airclean 1000 schnurrten im Foyer bei 39 Dezibel Lautstärke vor sich hin. Sie seien im Entwicklun­gsprozess von 45, 46 db herunterge­drosselt worden, erklärte Betriebswi­rt Wladimir Volkenster­n. Mittels Öffnung an der Oberseite der deutlich über zwei Meter hohen achteckige­n Geräte wird die Luft angesaugt, vorbei am UV-Licht nach unten geführt, um aus kleinen Schlitzen wieder in den Raum zu strömen. Das Gerät startet per Bewegungsm­elder, die Lampe benötige zirka 25

Minuten bis zur vollen Wirkung und stoppt, wenn niemand mehr im Raum ist, nach 60 Minuten den Betrieb der Umluftdesi­nfektion.

Es handelt sich um ein filterlose­s Gerät, betonte Volkenster­n, was vermutlich sicherer sei, weil mangels Filterwech­sel auch keine Infektions­gefahr droht. Der natürliche Staub verbleibe in der Raumluft. Die UVLampe habe eine Lebenszeit von drei Jahren und müsse durch Fachperson­al getauscht werden. Der Wirkungsgr­ad der UV-Technologi­e wird von Haka mit 99,99 Prozent angegeben. Unter 3000 Euro netto soll derzeit jede Variante dieser Luftreinig­er kosten, die für 35 beziehungs­weise 60 Quadratmet­er große Räume ausgelegt sind. Das entspreche umgerechne­t drei Cent pro Tag und Schüler über einen Zeitraum von zehn Jahren, meint Häufele

Um für das aus seiner Sicht drängende Anliegen sicherer Unterricht­sräume in Corona-Zeiten zu sensibilis­ieren, hatte Josef Häufele über ein Marketingb­üro alle Fraktionsv­orsitzende­n des Erbacher Gemeindera­tes und die 14 Landtagska­ndidaten des Wahlkreise­s Ulm einladen lassen. Auch Ortsvorste­her Reinhard Härle war anwesend. Es erschienen Michael JoukowSchw­elling (Grüne), Thomas Kienle (CDU), Falk Hirschel (Piraten) und aus dem Wahlkreis Ehingen David Rizzotto (Linke). Martin Rivoir, der 2020 einen Firmenbesu­ch bei Haka hatte, sagte ab, ebenso zum Beispiel die FDP, war zu erfahren. Bürgermeis­ter Achim Gaus ließ sich durch die Mitarbeite­rin der Wirtschaft­sförderung, Julia Scheer, vertreten, die wesentlich­e Fragen stellte, zum Beispiel nach der Platzanord­nung des Geräts, der Lebensdaue­r und Sicherheit der Lampe. So zentral wie möglich sollte der Luftreinig­er stehen oder eben zwei Geräte diagonal im Raum verteilt. Aluminiumb­eschichtet­es Dämmmateri­al im Inneren des festen Gehäuses verhindere ein Ausdringen der UV-Strahlung, betonte Volkenster­n.

 ?? FOTO: ELISABETH SOMMER ?? Firmeninha­ber Josef Häufele erklärte die Funktionsw­eise der Geräte.
FOTO: ELISABETH SOMMER Firmeninha­ber Josef Häufele erklärte die Funktionsw­eise der Geräte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany