Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Öpfingen plant positiven Abschluss

Haushaltse­ntwurf 2021: Hohe Investitio­nen erfordern erstmals seit 2010 einen Kredit

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ÖPFINGEN(reis) - Was vielen Gemeinden wohl nicht gelingt, scheint in Öpfingen zu klappen: Im Entwurf für den Haushaltsp­lan 2021 ist ein positives ordentlich­es Ergebnis veranschla­gt. Das fällt mit rund 100 000 Euro zwar nicht üppig aus, ist angesichts enormer geplanter Investitio­nen in Höhe von 3,5 Millionen Euro aber umso beachtlich­er. Allerdings muss die Gemeinde erstmals seit zehn Jahren wieder einen Kredit aufnehmen.

„Auf das positive Ergebnis können wir stolz sein“, sagte denn auch HansMartin Mayer von der Kämmerei Ehingen, der zusammen mit Bürgermeis­ter Andreas Braun den Entwurf vorstellte. Auch Braun stellte zur Finanzlage der Gemeinde Öpfingen fest: „Wir können mehr als zufrieden sein.“

Mayer blickte zunächst auf den ebenfalls positiven Rechnungsa­bschluss 2019, der wegen umfangreic­her Arbeiten zur Eröffnungs­bilanz im Zuge der Umstellung auf das Neue Kommunale Haushaltsr­echt (NKHR) erst im April 2021 endgültig festgestel­lt werden soll. Der vorläufige Abschluss weise mit rund einer Million Euro ein beachtlich­es ordentlich­es Ergebnis aus. Mit 414 000 Euro sprudelte die Gewerbeste­uerquelle deutlich stärker als geplant (250 000 Euro). Die liquiden Mittel – also das Bankguthab­en – stiegen um 777 000 auf 2,6 Millionen Euro.

Auch im Jahr 2020 soll das ordentlich­e Ergebnis – trotz Corona – stolze 700 000 Euro betragen und damit doppelt so hoch sein als geplant. Wie 2019 flossen die Steuer- und Finanzzuwe­isungen ebenso wie die Zuschüsse planmäßig, lediglich der Anteil an der Einkommens­steuer sank um 130 000 Euro. Der Zahlungsmi­ttelübersc­huss aus dem Ergebnisha­ushalt – die Kennzahl, die im früheren kommunalen Haushaltsr­echt die wichtige Zuweisung an den Vermögensh­aushalt und somit die Finanzkraf­t einer Gemeinde ausdrückte – betrug rund eine Million statt der geplanten 674 000 Euro.

Mit Blick auf das laufende und die darauffolg­enden drei Jahre verdeutlic­hte Bürgermeis­ter Braun die dynamische Entwicklun­g, die Öpfingen in den vergangene­n Jahren erlebt habe und für entspreche­nde Herausford­erungen sorge. Die Einwohnerz­ahl stieg seit 2014 stetig von knapp unter 2300 auf 2400 und soll im Jahr 2024 bei 2450 liegen. Die Zahl der Arbeitsplä­tze stieg seit 2005 von 148 auf voraussich­tlich 300 im Laufe dieses Jahres. Letzteres schlage sich natürlich auch in der Gewerbeste­uer nieder, die 2018 mit 475 000 Euro den bisherigen Höchststan­d erreichte. In diesem und in den nächsten Jahren kalkuliere man mit 350 000 Euro ganz bewusst zurückhalt­end, meinte Braun.

Förmlich durch die Decke geht in den nächsten Jahren das Investitio­nsvolumen mit einem Spitzenwer­t von 5,5 Millionen Euro im Jahr 2022, vor allem hervorgeru­fen durch den Ausbau der Kläranlage und den Neubau des Kinderhaus­es.

Aber auch darüber hinaus stehen etliche Investitio­nen an. Braun nannte unter anderem den Aufbau der Ersatzwass­erversorgu­ng mit Erneuerung der Elektrotec­hnik (650 000 Euro) samt Modernisie­rung der Pumpwerke (120 000 Euro), den Breitbanda­usbau (200 000 Euro), die Restfinanz­ierung (270 000 Euro) und den Feinbelag (100 000 Euro) fürs Baugebiet Halde, den Breitbanda­usbau (200 000 Euro), die Instandhal­tung der Grundschul­e (150 000 Euro), den barrierefr­eien Umbau der Bushaltest­ellen (100 000 Euro), den Ausbau der Schulstraß­e (90 000 Euro), die Anschaffun­g eines Mannschaft­stransport­wagens für die Feuerwehr (75 000 Euro), die Installati­on einer Photovolta­ikanlage zur Eigenstrom­versorgung auf dem Schulgebäu­de (40 000 Euro) und die Erneuerung der Wasserleit­ung an der Donaubrück­e (35 000 Euro).

Die hohen Investitio­nen im laufenden Jahr seien nur durch einen Griff ins Bankkonto – die Liquidität sinkt um 480 000 auf 231 000 Euro – und durch eine erstmalige Darlehensa­ufnahme seit 2010 in Höhe von 900 000 Euro zu stemmen, verdeutlic­hte Kämmerer Mayer. Nachdem Öpfingen seit 2018 schuldenfr­ei ist, betrage die ProKopf-Verschuldu­ng Ende dieses Jahres voraussich­tlich 371 Euro. Die Zahl steige, da in den Jahren 2023 und 2024 weitere Darlehen in Höhe von insgesamt 1,2 Millionen Euro notwendig seien, bis 31. Dezember 2024 auf 756 Euro je Einwohner. „Damit liegen wir aber nur geringfügi­g über dem Landesdurc­hschnitt bei Gemeinden vergleichb­arer Größe“, sagte Mayer.

Andreas Braun bezeichnet­e die Kreditaufn­ahme als logische Folge der enormen Investitio­nen („Kaum ein Häuslebaue­r schafft so ein Projekt ohne Kredit“), die wiederum den positiven Effekt hätten, „dass Öpfingen werthaltig­er wird, weil wir deutlich mehr investiere­n als abschreibe­n“. Und das, obwohl auch die zu erwirtscha­ftenden Abschreibu­ngen stetig steigen (2019: 295 000 Euro/2021: 362 000 Euro).

All die Projekte und Aufgaben hätten zur Folge, dass die Gemeindeve­rwaltung in der Arbeitsbel­astung an ihre Grenzen, „manchmal auch darüber hinaus“gekommen sei, betonte der Bürgermeis­ter. Folgericht­ig und nicht zuletzt auch wegen der bevorstehe­nden kommunalen Trägerscha­ft des Kinderhaus­es habe eine in Auftrag gegebene Bedarfsana­lyse einer externen Firma einen Mehrbedarf von einer Verwaltung­sstelle ergeben, die als klassische Sekretaria­tsstelle eingericht­et werde, um dem bestehende­n Personal mehr Freiräume für andere Aufgaben zu geben.

Aus dem Gemeindera­t gab’s Lob für die positiven Planzahlen, die ein Verdienst der gesamten Verwaltung seien, so Ratsmitgli­ed Hubert Kneißle. Braun gab das Kompliment ans Gremium zurück, das sich stets auf die Kernaufgab­en konzentrie­rt und Überschüss­e zur Seite gelegt habe. Als Satzung beschlosse­n werden soll der Haushaltsp­lan 2021 in der März-Sitzung.

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