Der Spätzünder
Timo Haug ist deutscher Vizemeister im Go-Kart – Wie er das als 40-Jähriger geschafft hat
● VERINGENSTADT - Der deutsche Vizemeister im Go-Kart heißt Timo Haug und kommt von der Alb. Wer bei Go-Kart primär an Kindergeburtstage denkt, der irrt gewaltig: Die Karts, mit denen Haug seine Rennen bestreitet, erreichen mit mehr als 30 PS Leistung Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 130 km/h. „Das ist wie die Formel 1 in klein“, sagt Haug, „dazu muss man fahren können wie ein Schweizer Uhrwerk.“Deshalb dürften die Maschinen auch nur auf ausgewiesenen Outdoor-Rennstrecken fahren – und wer bei offiziellen Rennen antritt, braucht eine entsprechende Lizenz des Deutschen Motorsportbunds.
Der Kartsport sei für viele Rennfahrer der Einstieg in eine Profi-Karriere in der Motorsportwelt. Für die große Profi-Karriere ist es bei Timo Haug mutmaßlich zu spät: Vor rund 15 Jahren hat der heute 40-Jährige den Sport für sich entdeckt, als er mit seinem Vater auf dem Übungsplatz des MSC Göge einen der Flitzer ausprobieren durfte.
„Erst im vergangenen Jahr habe ich die Sponsoren gefunden, die mir ein völlig anderes Wettkampfniveau ermöglichen“, sagt Haug. Vorher habe er sich im Rennsport rein privat finanzieren müssen. Fünf bis zehn Rennen bestreitet er pro Saison, jedes Mal reist er schon ein bis zwei Tage vorher an, um sich beim Training mit der Strecke vertraut zu machen. „Neben dem fahrerischen Können ist es auch sehr wichtig, sich körperlich fit zu halten“, erklärt er. Die nötige Ausdauer trainiert Haug sich beim Joggen, Radfahren und Schwimmen an. Das reguläre Fahrtraining findet jedoch nicht gerade vor seiner Veringenstädter Haustür statt: Haugs Übungsstrecken liegen in der Nähe von Karlsruhe, München und Freiburg. „Das sind jedes Mal dreieinhalb Stunden Anfahrt, das kriegt man nicht mal kurz nach Feierabend organisiert“, sagt er.
Um bei den deutschen Meisterschaften der RMC Germany in der Gesamtwertung auf Platz zwei zu landen, habe er hart arbeiten müssen. „Mindestens genauso wichtig ist es, ein gutes Team hinter sich zu haben“, sagt Haug. Er ist Teil eines rund zehnköpfigen Rennteams, das aus Fahrerkollegen, Technikern, Teamchef und Assistenz besteht.
„Bei manchen Rennen entscheiden Hunderstelsekunden über die
Platzierung“, sagt er, „das sind umgerechnet nur wenige Zentimeter, die ich zum Teil als Fahrer vor meinem Gegner im Ziel war“, sagt er. Schon eine Wolke vor der Sonne, die den Streckenbelag nur geringfügig abkühlen lasse, könne deshalb bei unangepasstem Reifendruck zur Niederlage führen. „Extrem wichtig ist deshalb das Zusammenspiel von Fahrer und Techniker“, erklärt Timo Haug.
Zugute kommt ihm dabei auch sein beruflicher Hintergrund: Als Maschinenbauingenieur verfügt er über ein gutes technisches Verständnis. Mit seinem FM Racing Team und den Sponsoren GTÜ Auerswald, ITEENSchmiede und der Hanseatischen Fahrzeugmanufaktur (HFM) will Haug auch 2021 wieder in eine erfolgreiche Saison starten. „Natürlich mit Vollgas!“, kündigt er an.