Bio-Landwirte appellieren an die Politik
Claudia Roth und Grünen-Landtagskandidaten machen Halt auf Hof in Hausen
allerdings nur vorübergehend zu dulden. Der Imbisswagen wurde wie berichtet, seit seiner Öffnung Ende Februar mittels Gewerbegenehmigung betrieben.
Für das noch laufende Genehmigungsverfahren, betont das Landratsamt, „wurden seitens des Antragstellers im Hinblick auf die verkehrliche Problematik nahe der B 492 neue Planunterlagen angekündigt, die in das Verfahren mit einbezogen werden müssen“. Das schließe auch die Anhörung von Trägern öffentlicher Belange mit ein. Erst vor wenigen Tagen wurde die Fläche neben dem Wagen bearbeitet.
Die Betreiber mutmaßen in ihrem Schreiben, dass aufgrund von Beschwerden in Sachen Geruchsentwicklung und Parkmöglichkeiten jetzt näher geprüft werde. Der Imbisswagen steht insbesondere aufgrund seiner Position an der Straße in der Kritik. Stadtverwaltung und -räte äußerten diesbezüglich in öffentlichen Sitzungen Bedenken.
Das Team des Imbisswagens gibt sich kämpferisch: „Wir werden zurückkommen. Mit Sicherheit. In gewohnter Qualität und mit der Freundlichkeit, mit der ihr es gewohnt seid.“
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HAUSEN OB URSPRING - Gemeinsam mit der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Claudia Roth haben die beiden GrünenLandtagskandidaten Michael Joukov-Schwelling (Wahlkreis 64) und Robert Jungwirth (Wahlkreis 65) den Bioland-Milchviehbetrieb der Landwirte Jörg und Tanja Holzschuh in Hausen besucht. Wäre die Pandemie nicht dazwischen gekommen, hätten diese im vergangenen Jahr groß gefeiert.
Denn bereits im Jahr 1990 hatten sich die beiden Bio-Bauern zusammengetan, um auf dem Hof am Hausener Ortsrand ihr Verständnis von Biolandwirtschaft umzusetzen. „Die Entscheidung damals war bewusst“, sagt Tanja Holzschuh. Aber ohne Visionäre in der Region wie Woldemar Mammel aus Lauterach und Hugo Raiber aus Rißtissen hätten sie es nicht geschafft, ihren Traum zu verwirklichen.
Rund 160 Rinder befinden sich auf ihrem Hof, aktuell werden 40 von ihnen gemolken. Wie die Landwirte betonen, seien auch eine 300-Kilowatt-Photovoltaikanlage sowie eine große Getreideanlage, in der auch im Auftrag für andere Landwirte das
LANDTAGSWAHLEN BADENWÜRTTEMBERG 2021
Getreide von Unkräutern bereinigt wird, Standbeine. Es sei wie bei vielem im Leben, sagt Tanja Holzschuh, es bedürfe vielfältiger Strukturen – so eben auch auf ihrem Hof.
Nur eine nachhaltige und biologische Landwirtschaft könne auf Dauer die Lösung sein, sagen sie. Man wolle keineswegs Kollegen, die konventionelle Betriebe führen, an den Karren fahren. Aber es sei nun mal so, dass die Ressourcen endlich sind. Konkret wendet sich Tanja Holzschuh an ihre Gäste. Sie erklärt Claudia Roth bei der Tour durch den Stall ihre an die Politik gerichtete Bitte. Es sollen nicht mehr nach Hektar Prämien ausgezahlt werden, sondern diese sollen sich an „qualitätsvolle Arbeit richten“. Ihr sei bewusst, dass sich das „vielleicht leicht anhört, aber es wäre die Lösung“. Die gebürtige Ulmerin Claudia Roth stimmt ihr zu: „Nicht, wer am größten ist, sondern am besten und nachhaltigsten, sollte davon profitieren.“
Kritik am Bauernverband äußert Jörg Holzschuh, denn dieser repräsentiere genau das nicht. Dabei steigen die Anerkennung und der Bedarf nach nachhaltig produzierten Waren.
Der Druck, dass sich grundsätzlich etwas in diese Richtung verbessern müsse, sagen die Landwirte, wachse. Auch in unserer Region seien die Veränderungen des Klimas spürbar. Jörg Holzschuh nennt das Beispiel Wassermangel. Natürlich sei es von Region zu Region ganz unterschiedlich (Holzschuh: „Hier ist es so und zehn Kilometer weiter kann es schon wieder ganz anders sein.“). Doch die vergangenen zwei, drei Jahre habe man deshalb deutlich weniger Futter zur Verfügung gehabt, „die Hälfte hat gefehlt“. Und dabei sei es bei ihnen im Gegensatz zu anderen Regionen „nicht ganz so schlimm“.
Insgesamt sei es wichtig, so sind sich die Landwirte und Politiker beim Besuch einig, auf eine regionale Wertschöpfungskette von den Erzeugern bis zum Endverbraucher zu setzen. Landtagskandidat Robert Jungwirth sagt, es brauche insbesondere Verbraucher, die Wert darauf legen und „die Ökologie und die gesellschaftliche Leistung der Bio-Landwirte honorieren“.
Gesunde Ernährung, da spreche er aus Erfahrung als Kinderarzt, wirke sich stark auf den Menschen aus. Er ist sich sicher, dass es insgesamt möglich wäre, so viel Nahrungsmittelkalorien zu produzieren, dass zehn Milliarden Menschen ernährt sein würden. Dafür müsse man aber deutlich weniger Fleisch konsumieren. Werde der Fleischkonsum um ein Drittel reduziert, hätte man rund 20 Prozent mehr Lebensmittel, beispielsweise Getreide, auf dem Teller. „Wenn man es vernünftig angeht, dann wäre das möglich“, sagt er. Tanja Holzschuh ergänzt, dass es auch dann möglich wäre, wenn das Ungleichgewicht, das zwischen zu gut und zu schlecht ernährten Gesellschaften herrscht, ausgeglichen werden würde.