Schule eignet sich kaum als Kindergarten
Oberdischinger Gemeinderat stimmt mehrheitlich für Neubau statt Umbau
● OBERDISCHINGEN - In Oberdischingen herrscht akuter Mangel an Kindergartenplätzen, der katholische Kindergarten im Ort ist voll besetzt, 16 Kinder stehen auf der Warteliste. Für eine Kleingruppe wäre der Mehrzweckraum eingerichtet, aber das nötige Personal ist nicht zu finden, teilte Bürgermeister Friedrich Nägele bei der Gemeinderatsitzung am Dienstag mit.
In seiner nicht öffentlichen Sitzung am 5. November 2020 hat der Gemeinderat beschlossen, die leerstehende alte Grundschule auf ihre Eignung zum Umbau zu einem Kindergarten zu untersuchen, und beauftragte das Architekturbüro Ott in Laichingen mit dieser Untersuchung. Das Büro ist spezialisiert auf den Bau und den Umbau von Kindergärten und hat auch schon den Kindergarten in Schelklingen gebaut.
Die Ergebnisse der Überprüfungen auf die Eignung der alten Grundschule, die direkt neben dem neuen Gebäude steht, stellte Thomas Ott dem Gemeinderat in der jüngsten Sitzung am Dienstag vor.
Das Schulgebäude in Oberdischingen wurde 1958 erstellt, ein späterer Anbau als Musikerheim genutzt. Bisher wurden die Fenster ausgetauscht, die WC-Anlage im Erdgeschoss saniert, eine Fluchttreppe auf der Nordseite vom Obergeschoss und auf der Südseite vom Erdgeschoss eingerichtet. Für öffentliche Gebäude gilt: Sie müssen barrierefrei sein, ein Aufzug ist erforderlich, sollte das Gebäude als Kindertagesstätte umgenutzt werden, erklärte Ott.
Zum Brandschutz sind für eine Kindergartennutzung von jedem Raum zwei bauliche Rettungswege nötig, aus dem Obergeschoss wäre eine Fluchttreppe erforderlich, im Untergeschoss müsste die Brüstung für einen direkten Zugang ins Freie entfernt werden, die Fenster dort hätten alle eine Brüstung und Kinder dürften nicht über eine Brüstung fliehen, gab der Architekt zu bedenken. Zur Gebäudesubstanz meinte er, dass teilweise Dachziegel kaputt seien, die PV-Anlage auf der Südseite müsse bei einer Dachsanierung abgebaut werden. Nach Aussage von Thomas Ott liegt der Flächenbedarf für zwei Kindertages-Gruppen bei 550 Quadratmetern Nutzfläche, die vorhandene Nutzfläche beider Geschosse beträgt 480 Quadratmeter
und ist somit nur für einen zweigruppigen Kindergarten geeignet. Der Mehrzweckraum mit 60 Quadratmetern müsste entfallen, könnte aber mit der nebenan liegenden Sporthalle ersetzt werden.
Die Außenfläche ist ausreichend und attraktiv. „Würde aber für zwei weitere Gruppen angebaut, was nur nach Süden hin möglich ist, reicht die Außenfläche schon nicht mehr“, erklärte Ott. Der Standort dort sei maximal für vier Gruppen geeignet, so der Architekt. Seinen Ausführungen war zu entnehmen, dass er einen Neubau favorisierte.
Das gab auch Gemeinderat Marius Hirsch zu bedenken: „Sie sind auf Neubauten spezialisiert. Sie verwenden für Ihre Ansätze eine Nutzfläche von 580 Quadratmetern, wir kennen eine Nutzfläche von 400 Quadratmetern pro Gruppe. Haben Sie die Mal- und Werkräume einfach gerechnet oder für jede Gruppe? Die
Räume im Untergeschoss sind doch als Turnräume geeignet?“, fragte er. Ott meinte, die Zahlen seien ein Mittelwert für zwei und drei Gruppen und Räume im Untergeschoss seien nicht für Kinderbetreuung prädestiniert, so Ott.
Nils Koch fragte nach der Wirtschaftlichkeit. „Bei jedem Ihrer Kindergärten planen Sie bereits die Erweiterung“, gab er zu bedenken. Hirsch sieht den wirtschaftlichen Vorteil eines Neubaus nicht. „Unsere Gemeinde kann die Sanierung und den Neubau eines Anbaus nicht stemmen“, meinte er. Holger Hess glaubte, ein Umbau könne teurer werden als ein Neubau.
Sechs Gemeinderäte stimmten gegen die Grundschule als Standort für einen kommunalen Kindergarten, einer enthielt sich, einer stimmte dafür. In der nächsten Sitzung am 20. April soll ein Grundsatzbeschluss gefasst werden.