„Ohne Mampf kein Kampf – das stimmt auch“
Dirk Pascal Abel ist die „Mutter der Kompanie“– Er besorgt Rasierschaum, Haribo, Schokolade – und noch mehr
DORNSTADT/LISSABON - Oberstabsfeldwebel Dirk Pascal Abel, der beim Sanitätsregiment 3 in Dornstadt in der 1. Kompanie als Kompaniefeldwebel tätig ist, arbeitet seit einigen Wochen in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Er ist für das Wohlergehen der 26 Soldatinnen und Soldaten verantwortlich, die auf einer Intensivstation COVID-19 Patienten behandeln. Abels Einsatz dauert über vier Wochen, am 26. März fliegt er mit dem gesamten Team zurück nach Deutschland. Ludger Möllers hat mit dem 49-jährigen über seine Arbeit und Herausforderungen gesprochen.
Welches sind Ihre Aufgaben in Lissabon?
Landläufig wird der Spieß als „Mutter der Kompanie“bezeichnet. Ich bin für die Versorgung der mir anvertrauten Soldatinnen und Soldaten verantwortlich. Ich muss mich darum kümmern, dass es ihnen gut geht, so dass sie ihre Aufgaben im Krankenhaus vollumfänglich und gut erledigen können. Darüber hinaus bin ich der Personalfeldwebel und sorge für die notwendigen Personallisten, die in Deutschland benötigt werden.
Können Sie ein paar Beispiele nennen?
Zu Beginn war ich etwa für die Vergabe der Zimmer in unserem Hotel zuständig. Es ist wichtig, dass alle Soldatinnen und Soldaten, die in einer Schicht unterwegs sind, auf dem gleichen Flur ihre Zimmer haben, damit während der Schlafphasen, z.B. nach der Nachtschicht, möglichst wenig Lärm entsteht. Weiter bin ich der Ansprechpartner für alle großen und kleinen Probleme, wie beispielsweise die Beschaffung von Dingen des täglichen Lebens: Rasierschaum, Haribo, Schokolade. Denn die Soldatinnen und Soldaten dürfen ihre Unterkunft nur zur sportlichen Betätigung verlassen. Eigene Einkaufstouren sind nicht drin.
Die großen Probleme?
Ich bin der erste Ansprechpartner, wenn es mal im Team knirscht. Der normale Soldat, die normale Soldatin wendet sich ja nicht immer direkt an den Kommandeur, sondern häufig zunächst an mich. Ich berichte dann dem Oberstarzt über die Probleme. Dabei merke ich, dass meine Gesprächspartner gerne auf mich zukommen. Wir haben hier viele Soldaten aus der Laufbahngruppe der Feldwebel, zu der ich ja auch gehöre.
Wie gehen Sie ihre Aufgaben an? Ich blicke den Kameradinnen und Kameraden immer ins Gesicht. Ich bin jedes Mal dabei, wenn eine
Schicht zum Krankenhaus fährt oder eine Schicht zurückkommt. Dann spreche ich mit den Soldaten, schaue sie an, und weiß, wie es ihnen geht.
Verraten Sie uns ein paar Tricks? Ja. Gerne. Ich möchte, dass meine Kameradinnen und Kameraden sich an diesen Einsatz gerne zurückerinnern. Und darum habe ich beispielsweise als Erinnerungsstück für jeden eine Fliese, die typisch für Portugal ist, besorgt. Oder ich kümmere mich um einen Geburtstagskuchen für jene Mitglieder des Teams, die hier ihren Ehrentag feiern. Oder ich kaufe Saucen und Gewürze für die Mahlzeiten. Es heißt ja so schön: Ohne Mampf kein Kampf. Und das stimmt auch.
Welches waren die besonderen Herausforderungen?
Ich war schon in Afghanistan, in Bosnien und im Kosovo im Einsatz. Aber die Rahmenbedingungen hier in Portugal waren mir unbekannt. Ein Einsatz in einem westeuropäischen Land – das kannte ich nicht.
Was vermissen Sie derzeit am meisten?
Ich bin seit Jahren im Bereich Ulm zu Hause und vermisse das XXLSchnitzel bei meinem Lieblingswirt in Söflingen. Ich bin in meiner Zeit beim Bund viel herumgekommen, war in Schleswig-Holstein, in den neuen Bundesländern und in Darmstadt. Aber den Blick aufs Ulmer Münster – den vermisse ich sehr.