Paul Burger: „Vieles hat sich verändert“
Testen, Blutspende, Helfen: Wie sich die Arbeit des DRK in der Pandemie gewandelt hat
MUNDERKINGEN (seli) - Die Welt befindet sich im Ausnahmezustand. Mittendrin in dieser Krise sind seit Anfang an die Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Ob Testungen, Impfungen oder Unterweisungen – zahlreiche Aufgaben haben die freiwilligen Helfer zum Wohle der Bürger übernommen. Und das alles neben den eigentlichen Aufgaben gestemmt. Welchen Mehraufwand das bedeutet und was genau das DRK an Aufgaben übernimmt, das hat Paul Burger im Gespräch mit Redakteurin Selina Ehrenfeld erläutert. Er ist Vorsitzender der DRK-Ortsgruppe Munderkingen und seit Januar einer von vier neu eingesetzten BürgermeisterSprengel im Alb-Donau-Kreis.
Herr Burger, wie hat sich die Arbeit des DRK seit Beginn der Krise verändert?
Vieles hat sich verändert, von der Jugendarbeit über Blutspende hin zu dem Austausch. Und viele zusätzliche Aufgaben sind hinzugekommen.
Welche Aufgaben genau übernimmt das DRK in Zeiten der Krise?
Das sind unter anderem das Temperaturmessen in Gemeinschaftsunterkünften, die Mithilfe in den mobilen Impfteams, Unterstützung im Zentralen Impfzentrum, Einsätze bei Sanitätsdiensten oder Fieberambulanzen, bei Testunterweisungen, auch beim Abstrichcontainer in Ehingen haben Mitglieder des DRK geholfen und im Testzentrum auf der Autobahn Kemmental.
Wie können die Mitglieder der Ortsverein das auf Dauer stemmen?
Das ist viel, das stimmt. Und deshalb kann das DRK, beispielsweise was die Testungen in unserer Raumschaft angeht, das auch nicht dauerhaft übernehmen. Hier muss das Land spätestens nach Ostern seine Teststrategie umsetzen. Die Kommunen des Alb-Donau-Kreises wollen hier zusammen mit dem DRK nur eine Lücke schließen.
Die Kommunen und das DRK waren hier also eigentlich gar nicht in der Pflicht?
Richtig. Die Bürgermeister des AlbDonau-Kreises wollten hier aber nicht warten, bis das Land seine Teststrategie auf den Weg gebracht hat. Es war allen wichtig, eine solche Möglichkeit für alle Bürger des Kreises noch vor Ostern zu schaffen, weshalb die Verantwortlichen auf den DRK-Kreisverband zugegangen sind.
Dass so eine Teststruktur in so kurzer Zeit aufgebaut werden kann, ist sicher auch den guten Absprachen innerhalb des Landkreises zu verdanken. Wie genau haben sich die Kommunen hier aufgestellt?
Die Kommunen sind über den Gemeindetag organisiert, der auf AlbDonau-Kreisebene sich Ende 2020 zusätzlich in vier Gebiete unterteilt hat: die Region Nord, Region Süd, Region Ost und die Region West, für die ich Vorsitzender bin. So können wir uns schneller abstimmen und austauschen und sind über den Kreisverband – Kollege Karl Hauler aus Rottenacker ist dort zudem stellvertretender Vorsitzender – noch besser vernetzt. Wir sind damit breiter aufgestellt, können nötige Erfahrungen bündeln und sehr schnell handeln.
Und wie sollte das Konzept für die Region West aussehen?
Es war schnell klar, dass wir zwei Testzentren brauchen: eines in Ehingen und eines in Munderkingen. Für Munderkingen sind wir dann auf die Ortsgruppen Munderkingen, Oberstadion und Obermarchtal zugegangen, die sich sofort bereit erklärt haben, das gemeinsam auf die Beine zu stellen. Die Stadt Munderkingen hat die Donauhalle zur Verfügung gestellt und die Terminvereinbarung übernommen. Ein tolles Beispiel, wie in einer Gemeinschaftsaktion wichtiges bewegt werden kann.
Kommen wir noch einmal zurück zum DRK: War man denn auf solch eine Krise überhaupt vorbereitet? Ich glaube keiner konnte erahnen, was da genau auf uns zukommen wird. Trotzdem hat die Krise gezeigt, dass wir sehr innovativ und kreativ aufgestellt sind. Ich war von Anfang an begeistert über die Motivation, die von den Mitgliedern ausging und mit welcher Schnelligkeit man Lösungen auf die Beine gestellt hat. Das spricht für unsere Struktur.
Dafür gesprochen hat auch die hohe Bereitschaft bei den Blutspendeterminen in Krisenzeiten, obwohl sich auch hier aufgrund der Pandemie viel veränderte.
Das stimmt. Der Blutspendedienst hat komplett auf Terminvereinbarung umgestellt. Die Verköstigung nach der Blutspende fiel dabei weg, was viele vermissen, da es auch eine soziale Komponente bot. Das wird sicher wieder kommen. Was sich aber bewährt hat, ist die Terminvereinbarung, auch bei den Schnelltests.
Nicht nur bei der Blutspende fehlt die soziale Komponente. Ihrem Team in der Ortsgruppe wird das sicher auch sehr fehlen, oder?
Der persönliche Austausch, vor allem für die Bereitschaftsleiter, fehlt. Per Videoschalte hat das nicht die gleiche Intensität wie bei einem persönlichen Treffen. Dass wir jetzt aber überhaupt gemeinsam Dinge umsetzen können, wie etwa das Testzentrum in Munderkingen, hat schon gut getan.
Wird die Pandemie dem DRK automatisch mehr Mitglieder verschaffen oder Interessierte eher abschrecken?
Ich glaube nicht, dass die Situation abschreckend wirkt. Man sieht, dass wir in einer wichtigen Sache mit eingebunden sind, das motiviert und gibt ein gutes Gefühl.