Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein „Hoffnungss­chimmer“für die Menschen

In einer „Fensteraus­stellung“will Christophe­r Ray Colley motivieren und zum Nachdenken anregen

- Von Simon Müller

● DONAURIEDE­N - Christophe­r Ray Colley versteht Kunst nicht als Hobby, sie gibt ihm Sinn und vor allem die Möglichkei­t, sich vielseitig auszuleben und auszudrück­en. „In der Kunst kann ich frei sein“, sagt er. Obwohl Colley erst 24 Jahre alt ist, beschäftig­t er sich schon viele Jahre mit der Kunst, hatte schon einige Ausstellun­gen und hat sich mittlerwei­le einen Namen in der Szene gemacht. Die Pandemie erschwert seine Arbeit, aber der Donauriede­r packt hochmotivi­ert ständig neue Projekte an. Einige Bilder hat er in Freiburg ausgestell­t, wo er unter anderem Kunst studiert. Eine aktuelle Fensteraus­stellung können Interessie­rte in Donauriede­n im Ortsverwal­tungsgebäu­de mitten im Dorf von draußen durch die großen Fenstersch­eiben bestaunen. Titel der Ausstellun­g: „Hoffnungss­chimmer“.

„Ich möchte zeigen, wie ich mich in den vergangene­n Jahren entwickelt habe“, betont Christophe­r Ray Colley. Hat er in den ersten Jahren seines künstleris­chen Schaffens noch sehr viele florale Bilder gemalt, zeigt Colley in „Hoffnungss­chimmer“seine Vielseitig­keit. Die Fensteraus­stellung im Donauriede­r Ortsverwal­tungsgebäu­de baut auf eine Reihe von Ausstellun­gen auf, die er in den vergangene­n Monaten in Freiburg gemacht hat. „Da hatte ich fünf Ausstellun­gen, die Lockdown hießen. Dort standen Schwarz-Weiß-Bilder im Fokus“, sagt Colley. Mit dem „Hoffnungss­chimmer“kommt nun wieder Farbe ins Spiel und auf die Bilder. „Die Bilder habe ich in der Zeit gemalt, als der Impfstoff auf den Markt kam und man auch schon an den Frühling dachte. Das hat mir persönlich Hoffnung gemacht“, erklärt er.

Aber auch auf seinem eigenen Lebensweg schöpfte er immer wieder neue Hoffnung. „Es hat seine Zeit gebraucht, bis meine Kunst ernst genommen wurde. Mir ist einfach klar geworden, dass ohne Hoffnung nichts im Leben funktionie­rt“, betont der 24-Jährige.

Zwei Kunstwerke stechen dabei etwas heraus: Im farbenfroh­en Bild „Neverland“soll die Hoffnung auf die Menschen überschwap­pen. „Das Bild ist sehr vielseitig und soll die Leute motivieren und positiv stimmen“, erklärt Colley. Dem Gemälde gegenüber ist das Bild „broken world“ausgestell­t. Nachdem Colley es fertig gemalt hatte, „zerstörte“er es teilweise wieder selbst. Erst so ist das Bild ein fertiges Kunstwerk. „Ich hab ein paar Mal mit einer Tischkante dagegen gehauen und es dann bewusst nicht retuschier­t“, sagt er. Er habe seiner Intuition

freien Lauf gelassen und will die Leute mit diesem Gemälde zum Nachdenken bringen. „Das Bild soll die Wut darstellen, die die Menschen in dieser Zeit hin und wieder eben auch fühlen, wenn zum Beispiel eine Corona-Maßnahme unzufriede­n macht oder ein Impfstoff nun Nebenwirku­ngen hat“, sagt er. Zu seinem Portfolio gehören mittlerwei­le auch Radierunge­n. In Donauriede­n ist das Schwarz-Weiß-Bild „161,53“ausgestell­t, was übrigens der Höhe des Ulmer Münsters entspricht, das auf dem Bild zu erkennen ist.

Für den Donauriede­r hat die Kunst gerade in Zeiten der Pandemie nochmals einen höheren Stellenwer­t, weil sie Menschen miteinande­r verbindet und gegenseiti­g motiviert. Und trotzdem findet Christophe­r Ray Colley, dass man in der Kunst immer von anderen Menschen abhängig ist. Denn „Kunst lebt vom Austausch. Positive wie auch negative Resonanz ist so unglaublic­h wichtig“, erklärt Colley. Dieser persönlich­e Austausch fehle ohne Ausstellun­gen und sei nicht digital zu ersetzen. „Ich finde, da fehlt 50 Prozent von dem, was Kunst ausmacht“, sagt er. Die finanziell­e Lage sei gerade für viele junge, selbststän­dige Künstler extrem schwierig. „Die, die sich einen

Namen gemacht haben, verkaufen ihre Bilder trotz der Krise“, sagt er.

Colley, der auch Grundschul­lehramt in Freiburg studiert, verdient sich mit seinen verkauften Bildern nebenbei etwas für sein Studium. Er freut sich, dass er seine Werke gerade im Donauriede­r Ortsverwal­tungsgebäu­de ausstellen darf. Colley ist dem Ortsvorste­her Alexander Niedermaie­r dafür sehr dankbar. „Das ist nicht selbstvers­tändlich“, sagt er. Die Besucher und Interessie­rten können die Bilder zwar nicht von drinnen inspiziere­n, dafür aber durch die Fenster auf sich wirken lassen – und das ganz kostenlos. Immerhin einmal durften die Donauriede­r seine Gemälde im Gebäude anschauen: Bei der Landtagswa­hl am 14. März konnten die Wähler die Bilder neben der Wahlurne bestaunen. „Die Idee ist, dass die Leute die Bilder hier unten anschauen und dann nach oben ins Atelier kommen“, erklärt der Donauriede­r Künstler. Sein Atelier im Gartenweg 5 in Donauriede­n darf unter den aktuell geltenden Corona-Auflagen geöffnet haben.

Sein Leben im kleinen Dorf an der Donau hat den Künstler geprägt. Er liebt aber nicht nur die Provinz, sondern auch die großen Städte und vor allem das Reisen. „Das inspiriert mich, diese neuen Kulturen und Menschen“, sagt er. Colley hat es mit seinem Stil geschafft, sich in der Szene einen Namen zu machen und ein Netzwerk aufzubauen. „Das ist für mich ein tolles Erfolgserl­ebnis“, betont er. Mittlerwei­le kennt er Kunstvermi­ttler in Wien und Chicago, die seine Bilder gezielt auf Ausstellun­gen platzieren.

Aber auch sonst steckt der Donauriede­r voller Tatendrang: Weitere eigene Ausstellun­g sind geplant, zudem verkauft er seine Gemälde auch über ein Neu-Ulmer Auktionsha­us. Und auf seiner Webseite und den sozialen Plattforme­n präsentier­t er die Kunstwerke ebenfalls gerne. Sein Ziel: einmal bei der Art Karlsruhe seine Bilder ausstellen zu dürfen. „Dann hat man es geschafft“, sagt er. Denn mit der Kunst, das ist für Christophe­r Ray Colley klar, kann man vieles erreichen. „Und ich will mit meiner Kunst Menschen zum Durchhalte­n und Weitermach­en animieren und das vor allem auch an junge Leute weitergebe­n“, erklärt er.

Weitere Informatio­nen

über den Künstler, seine Werke und Ausstellun­gen gibt es unter

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FOTO: SIMÜ Mit der Ausstellun­g „Hoffnungss­chimmer“in Donauriede­n will Christophe­r Ray Colley den Menschen Mut machen. Das Foto zeigt ihn neben seinem Werk „Neverland“.

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