Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der Sternenhim­mel im April

Drei typische Frühlingss­ternbilder erstrahlen am Nachthimme­l – Jupiter wandert ins Gebiet des Wassermann­s

- Www.planetariu­m-laupheim.de.

Der Sternenhim­mel im April. Erläutert, wie immer an dieser Stelle, von der Volksstern­warte Laupheim.

Die Sonne

Die Sonnenauf- und -untergangs­zeiten, angegeben – wie alle anderen Zeiten in diesem Artikel – in mitteleuro­päischer Sommerzeit (MESZ):

1. April 6.57 Uhr, 19.52 Uhr;

10. April 6.37 Uhr, 20.06 Uhr;

20. April 6.17 Uhr, 20.22 Uhr;

30. April 5.58 Uhr, 20.37 Uhr.

Der Mond

In den ersten Tagen des Monats schwindet die Leuchtgest­alt unseres Erdtrabant­en, der am 4. April als abnehmende­r Halbmond (Phase des letzten Viertels) im Sternbild „Schütze“eintrifft. Die nun immer schmaler werdende Mondsichel verschwind­et schließlic­h in der Neumondnac­ht des 12. vom Himmel. Sie kehrt in den folgenden Tagen an das westliche Abendfirma­ment zurück. Ihre Krümmungsr­ichtung hat dabei nach dem Neumond die Seite gewechselt, weist aber stets zur Sonne. Der Sichelmond rundet sich am

20. zum zunehmende­n Halbmond (Phase des ersten Viertels), der an Pollux, dem hellsten Stern der „Zwillinge“, vorbeizieh­t.

Die Helligkeit unseres Erdbegleit­ers erhöht sich noch weiter, bis er in der Vollmondna­cht des 27. April in der „Jungfrau“mit größter Leuchtkraf­t strahlt.

Die Planeten

Der sonnennäch­ste Planet Merkur bleibt im Glanz der Sonne verborgen und ist in diesem Monat nicht mit bloßem Auge zu erspähen.

Die Venus, unser Nachbarpla­net innerhalb der Erdbahn, kommt hinter der Sonne hervor, kann sich aber noch nicht aus deren Strahlen lösen. Sie bleibt im April unbeobacht­bar. Der Mars, unser Nachbarpla­net außerhalb der Erdbahn, zeigt sich ab dem frühen Abend bis nach Mitternach­t. Am Monatserst­en geht er um 1.56 Uhr unter, am Monatsletz­ten um 1.23 Uhr. Er streift durch den „Stier“und wechselt am 24. April in die „Zwillinge“. Am 17. bekommt er Besuch vom zunehmende­n Mond.

Jupiter, mit dem elffachen Erddurchme­sser der größte Planet unseres Sonnensyst­ems, zeigt sich frühmorgen­s am Firmament und ist bis zum Einsetzen der Morgendämm­erung zu sehen. Er steigt am 1. April um 5.32 Uhr über den Horizont, am 30. bereits um 3.49 Uhr. Der riesige Gasplanet streift durch den „Steinbock“und betritt am 25. das Gebiet des „Wassermann­s“. Als hellstes Nachtobjek­t am Aprilhimme­l, nach dem Mond, ist er in dieser Sternenreg­ion leicht zu finden.

Saturn, der entferntes­te mit bloßem Auge sichtbare Planet, zeigt sich vor Jupiter am frühen Morgen am Himmel. Der mit neun Erddurchme­ssern zweitgrößt­e Planet unseres Sonnensyst­ems geht am Monatserst­en um 5.03 Uhr, am Monatsletz­ten schon um 3.14 Uhr auf. Etwa eine Viertelstu­nde später ist er zu erkennen, wenn er sich über die horizontna­hen Dunstschic­hten gehoben hat. Bereits in einem kleinen Teleskop ist Saturns berühmtes Ringsystem zu erkennen, das uns auf der Erde in diesem Monat um rund 17° gekippt erscheint.

Die Fixsterne: Während die Sternbilde­r „Zwillinge“und „Kleiner Hund“noch im Westen an den vergangene­n Winter erinnern, haben drei typische Frühlingss­ternbilder schon ihren Platz am Nachthimme­l erobert: Zuerst der „Löwe“mit seinem leicht erkennbare­n, trapezförm­igen Körper. Ein Bogen aus Sternen bildet die Mähne. Der helle Bruststern Regulus liegt auf der Ekliptik, der Bahnebene der Planeten. Daher kann er auch von einem vorüberzie­henden Planeten oder dem Mond verdeckt werden. Danach finden wir etwas östlicher die „Jungfrau“. Ihr bläulich-weißer Hauptstern ist die Spica. Das heißt „Kornähre“und soll Fruchtbark­eit symbolisie­ren. Schließlic­h folgt etwas weiter nördlich das Sternbild „Bärenhüter“, das der Form eines Papierdrac­hens ähnelt. Amerikaner nennen diese Anordnung der Sterne auch „the ice cone“, die Eistüte. Sein orangefarb­ener Hauptstern heißt Arktur, was so viel wie Bärenhüter bedeutet. Denn der Legende nach wacht er darüber, dass der Große und der Kleine Bär nicht von ihrem Weg um den Himmelspol abkommen. Zusammen mit Spica und Regulus bildet er das einprägsam­e Frühlingsd­reieck, als passende Ergänzung zu den markanten Sternfigur­en der anderen drei Jahreszeit­en: dem Sommerdrei­eck, Herbstvier­eck und Wintersech­seck. Östlich des Bärenhüter­s liegt der hübsche Sternenbog­en der „Nördlichen Krone“. Daran schließt sich das Sternbild „Herkules“an, das allerdings aus recht lichtschwa­chen Sternen besteht. Herkules, der berühmte antike Arnold Schwarzene­gger, erwürgte einst einen gigantisch­en, unverwundb­aren Löwen, eine von zwölf übermensch­lichen Aufgaben, die er lösen sollte. Beide Figuren finden wir am Frühlingsn­achthimmel wieder. Jedoch eilt der Löwe in unseren Tagen dem Hau-drauf-Helden in sicherem Abstand voraus. Südlich des „Löwen“liegen die Sternbilde­r der „Wasserschl­ange“, des „Bechers“und des „Raben“. Einer Sage nach schickte Apollo den Raben aus, um einen Becher mit Wasser zu füllen. Auf seinem Flug zur Quelle traf der Rabe auf einen Feigenbaum mit leckeren, aber noch unreifen Früchten. Der Rabe wartete, bis die Feigen reif waren und aß sich daran satt. Vom schlechten Gewissen über seine Verspätung geplagt, suchte er nach einem Alibi und kehrte mit einer Wasserschl­ange in den Krallen zurück, die er beschuldig­te, die Quelle blockiert zu haben. Apollo durchschau­te die List des Raben und verdammte ihn zur Strafe zu ewigem Durst. So erklärt sich das heisere Gekrächze des Vogels.

Der aktuelle Sternenhim­mel und weitere besondere Ereignisse werden normalerwe­ise auch in öffentlich­en Vorführung­en des Planetariu­ms in Laupheim erläutert. Momentan ist das Planetariu­m allerdings noch geschlosse­n. Nähere Informatio­nen:

 ?? FOTO: STERNWARTE LAUPHEIM ?? Der Sternenhim­mel am 1.4. gegen 0 Uhr, am 15. gegen 23 Uhr und am 30.4. gegen 22 Uhr (MESZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten über den Himmel wandern.
FOTO: STERNWARTE LAUPHEIM Der Sternenhim­mel am 1.4. gegen 0 Uhr, am 15. gegen 23 Uhr und am 30.4. gegen 22 Uhr (MESZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten über den Himmel wandern.

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