Einmal ein Spatz, immer ein Spatz
Fußball: Hans-Peter „Eise“Steck war Teil einer legendären Ulmer Mannschaft
● DIETENHEIM/ULM - Ein Fan des Bundesliga-Prügelknaben Schalke 04 muss über eine gewisse Leidensbereitschaft verfügen und Hänseleien aushalten. Hans-Peter „Eise“Steck kann das, er konnte es auch früher schon. Als Fußballer des SSV Ulm 1846 und des FV Illertissen ging er unerschrocken in jeden Zweikampf, genau dahin, wo es ihm und möglicherweise auch dem Gegenspieler richtig wehtat – eisenhart eben. Sein Spitzname hat trotzdem nichts mit der Spielweise zu tun. Die wahre Geschichte: „Mein Onkel hatte am Ulmer Hauptbahnhof einen Friseursalon und hat Models gesucht. Mir hat er eine Prinz-EisenherzFrisur verpasst. Daraus wurde Prinz Eise und dann nur noch Eise.“
Der heute 59 Jahre alte und immer noch gertenschlanke Steck hätte gern einmal in der Bundesliga gespielt, am liebsten bei den Königsblauen auf Schalke. „Das wäre ein Traum gewesen“, sagt er: „Aber ich habe dieses Ziel nie erreicht.“So blieb es für ihn bei rund 100 Spielen in der Zweiten Bundesliga und etlichen weiteren von der Bezirksliga bis zur Oberliga. Als er knapp 40 Jahre alt war, kehrte Eise dem Fußball den Rücken.
Der Einstieg in den Profifußball war für Steck schwierig. Nach der württembergischen Meisterschaft mit der Ulmer A-Jugend hatte er zunächst keinen Vertrag bekommen. Zwei Jahre lange spielte Eise daher zunächst für den FV Illertissen und eine Saison für die SpVgg Au, bevor er 1984 zu den Spatzen zurückkehrte, bei denen er von Trainer Fritz Fuchs dann aus der Landesliga-Mannschaft in die „Erste“beordert wurde. Sein erstes Spiel in der zweithöchsten Liga bestritt Steck am 2. März 1985 bei Alemannia Aachen. Zur Ulmer Mannschaft gehörten damals außerdem unter anderem Günther Berti, Walter Kubanczyk, Thomas Schmidt, Erich Steer und Dieter Kohnle. Ulm erkämpfte sich vor 5000 Zuschauern ein 2:2. Ein guter Einstand für Steck, auch wenn er bei
Halbzeit für Gunnar Weiß Platz machen musste. Pikanterie am Rande: Die Alemannen wurden damals von Werner Fuchs trainiert, die Spatzen von dessen älterem Bruder Fritz.
Ulm stieg damals trotzdem ab und unter Trainer Werner Nickel wieder auf, Steck zog es 1990 weiter, seine weiteren Stationen waren der FC Pforzheim, FC Memmingen, FC Augsburg und FV Biberach. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere blickt Steck dankbar und ohne Wehmut zurück.
Zum Beispiel auf eine Aufstiegsrunde zur zweiten Liga: „Unsere Gegner waren 1860 München, Kickers Offenbach und FSV Salmrohr. Ich habe wichtige Tore gemacht, und wir haben es nach oben geschafft.“Zu den Höhepunkten gehörten auch Auslandsreisen mit der bayerischen Auswahl nach Vietnam und Katar oder die TorjägerKrone in der Bayernliga in seiner Zeit beim FC Memmingen.
Als seinen Lieblingstrainer bezeichnet Eise übrigens keinen aus der Ulmer Zeit. Bei den Spatzen spielte der Dietenheimer unter Fritz Fuchs, Werner Nickel, Erich Steer und Klaus Toppmöller. Am besten klargekommen ist er vielmehr mit „Bobby“Jovanic in Pforzheim. Selbst hatte Steck nie den großen Ehrgeiz, als Trainer zu arbeiten, es blieb bei ein paar kurzen Gastspielen in Memmingen, beim FV Illertissen unter Karl-Heinz Bachthaler und als Spielertrainer bei der SG Dietenheim/Regglisweiler.
Seine Frau und die inzwischen 23 Jahre alte Tochter gingen vor: „Ich wollte weg vom Fußball. Ich fahre gern Motorrad und gehe mit unserem Hund spazieren.“Zudem spielt Eise Steck ein wenig Schlagzeug, seit er Mitglied des Dietenheimer Spielmannszugs war. Gearbeitet hat er früher als Bankund Bürokaufmann sowie als Versicherungsfachmann, jetzt verkauft Steck Fenster. Sein Chef ist Anton Gugelfuß, der Sportvorstand des SSV Ulm 1846 Fußball. Und so gilt eben auch für Eise, der sich nur noch selten im Donaustadion blicken lässt: einmal Spatz, immer Spatz.