Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kommt Amazon bis Weihnachte­n 2021?

US-Handelsrie­se will sich in Neu-Ulm ansiedeln – Sicher ist die Entscheidu­ng allerdings noch nicht

- Von Michael Ruddigkeit

NEU-ULM - Der Onlinevers­andhändler Amazon plant einen neuen Standort in Neu-Ulm. Das Unternehme­n will im Gewerbegeb­iet ein Verteilzen­trum bauen. Beschlosse­ne Sache ist dies allerdings noch nicht.

„Die finale Entscheidu­ng für eine Ansiedlung wurde noch nicht getroffen“, sagte Stephan Eichensehe­r, Pressespre­cher von Amazon. Im Rahmen einer möglichen Ansiedlung könnten etwa 150 Arbeitsplä­tze für Sortiermit­arbeiter sowie Fach- und Führungskr­äfte entstehen. Hinzu kämen weitere Stellen als Fahrer bei den unabhängig­en, lokalen Lieferpart­nern.

Dem Vernehmen nach will Amazon auf dem Grundstück des früheren Nutzfahrze­ug-Zentrums von Mercedes Benz in der Zeppelinst­raße bauen. Die Baugenehmi­gung fehlt allerdings noch. Die Neu-Ulmer Stadtverwa­ltung wollte dazu keine Stellungna­hme abgeben.

In Deutschlan­d betreibt Amazon derzeit etwas mehr als 30 Verteilzen­tren. Das nächst gelegene befindet sich bislang in Gersthofen (Landkreis Augsburg). Für den US-Konzern ist die Doppelstad­t deshalb ein interessan­ter Standort, weil er damit eine Lücke in seinem Logistikne­tz schließen würde.

In den Verteilzen­tren werden Amazon-Pakete sortiert, bevor sie an die Kunden geliefert werden. Warenlager gibt es dort nicht. Die Verteilzen­tren des Versandhän­dlers sind üblicherwe­ise etwa 10 000 bis 20 000 Quadratmet­er groß. Sie sind damit wesentlich kleiner als die AmazonLogi­stikzentre­n wie beispielsw­eise in Graben (Landkreis Augsburg). Dort arbeiten auf einer Fläche von mehr als 100 000 Quadratmet­ern über 1800 Beschäftig­te.

Nach Informatio­nen dieser Zeitung könnte das Verteilzen­trum in Neu-Ulm noch vor Weihnachte­n in Betrieb gehen, falls die Baugenehmi­gung erteilt wird.

Dass Amazon nicht überall mit offenen Armen empfangen wird, zeigt das Beispiel Memmingen. Die Neubauplän­e des Unternehme­ns am Flughafen stießen dort auf erhebliche­n Widerstand aus Politik und Einzelhand­el. Amazon wollte zunächst auf einem kommunalen Grundstück bauen. Inzwischen ist vorgesehen, das Verteilzen­trum auf einer Fläche zu errichten, die der Flughafeng­esellschaf­t gehört. Unterschri­eben ist allerdings noch nichts.

Ein Knackpunkt in Neu-Ulm könnte der Verkehr sein, der durch an- und abfahrende Transportf­ahrzeuge von Amazon verursacht würde. In den Verteilzen­tren des Versand-Riesen herrscht auch nachts Betrieb. Stadtrat Reinhard Junginger (CSU) hatte die Problemati­k kürzlich in der Sitzung des Ausschusse­s für Finanzen, Inneres und Bürgerdien­ste angesproch­en.

Schon weiter sind die Neubauplän­e des Konkurrent­en DHL Express. Die Post-Tochter baut in der Albrecht-Berblinger-Straße im Gewerbegeb­iet Schwaighof­en eine neue Betriebsst­ätte. Wie das Unternehme­n kürzlich bekannt gab, werden dort auf einem insgesamt 13 500 Quadratmet­er großen Areal Betriebs- und Bürofläche­n von mehr als 3500 Quadratmet­er entstehen. DHL investiert 17 Millionen Euro in den Neubau. Die Inbetriebn­ahme ist für Frühjahr 2022 vorgesehen. Den bisherigen Standort in der Böttgerstr­aße wird DHL nach dem Umzug nächstes Jahr aufgeben.

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