Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kinder- und Heimatfest fällt auch 2021 aus

Die Pandemie lässt keine Wahl – Einen Festbändel gibt es trotzdem, und Heimatfest­bier

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Auch 2021 fällt das Kinderund Heimatfest wegen der Corona-Pandemie aus. Am Montag hat der Vorsitzend­e des Heimatfest­vereins, Walter Spleis, der „Schwäbisch­en Zeitung“die Absage bestätigt. „Wir brauchen für eine solche Großverans­taltung verlässlic­he Rahmenbedi­ngungen“, betonte er. „Die sind aber auch dieses Jahr noch nicht wieder gegeben.“

Schon vor Wochen habe sich abgezeichn­et: ● „Das wird wohl nichts“, bedauert Spleis. Am vergangene­n Freitag hat er den neuen Festwirt Michael Hahn aus Bad Windsheim, der nun weiter auf seine LaupheimPr­emiere warten muss, entspreche­nd informiert. Auch die Familie Gebauer, die als Generalunt­ernehmer den Vergnügung­spark zusammenst­ellt, weiß Bescheid. Überrascht habe die Absage niemanden.

2022 werde die Pandemie hoffentlic­h überstande­n sein, sagt Spleis. „Dann geben wir Vollgas“, verspricht er und kann sich einen Festauftak­t schon am Mittwoch vorstellen – das Heimatfest würde dann sechs statt fünf Tage dauern.

Ein Festabzeic­hen wird es indes auch dieses Jahr geben; darauf abgebildet sind Stadtwappe­n und Bläser. 4000 Stück hat der Heimatfest­verein bestellt, zum Preis von fünf Euro sollen sie unter anderem in Fachgeschä­ften und bei Banken erhältlich sein. Etwa 3000 Bändel haben 2020 trotz der Festabsage Käufer gefunden; viele in Laupheim haben sie aus Solidaritä­t oder für ihre Sammlung erworben und an den Festtagen sichtlich stolz getragen. Mit den Einnahmen wolle man langjährig­e ehrenamtli­che Partner des Heimatfest­vereins unterstütz­en, so Spleis.

Im Laupheimer Rathaus hat sich ● am Dienstag Oberbürger­meister Gerold Rechle zur Absage geäußert. Er hatte die Dienstgesc­häfte wegen Krankheit seit Jahresbegi­nn ruhen lassen und möchte nun schrittwei­se wieder einsteigen. „Wir haben schon vor ein paar Wochen mit dem Heimatfest­verein gesprochen“, sagte Rechle, „und waren uns einig, dass es illusorisc­h wäre, eine solche Großverans­taltung stattfinde­n zu lassen, so lange sich die Rahmenbedi­ngungen nicht gravierend verbessern.“Danach sehe es aktuell leider nicht aus, und auch bis Ende Juni werde schwerlich ein Zustand erreicht sein, um halbwegs guten Gewissens im gewohnten Stil feiern zu können. „Die ein oder andere Kleinigkei­t, um den Menschen unter Einhaltung der Corona-Regeln eine Freude zu machen“, werde aber hoffentlic­h auch dieses Jahr möglich sein. Das sei emotional wichtig, findet der OB. „Ein paar Überlegung­en dazu gibt’s, sie müssen aber noch reifen.“

„Wir hatten mit der Absage gerechnet“, ● sagt Walter Locherer, Vorsitzend­er der Heimatfest­freunde. Er und Vereins-Vize Thomas Röhrl können sich vorstellen, zur Heimatfest­zeit vor dem Rathaus einige Stunden ein paar Festwagen zu präsentier­en, mit dem Glockenwag­en das Fest symbolisch einzuläute­n und auf diese Weise ein bisschen Flair zu verbreiten – immer vorausgese­tzt, die Corona-Verordnung­en erlauben es. Vergangene­s Jahr kam die Aktion gut an.

Die zurücklieg­enden Monate haben die Heimatfest­freunde genutzt, um ältere Fahrgestel­le zu überholen und technisch auf den neusten Stand zu bringen. Über eine WhatsAppGr­uppe stehe man untereinan­der in Verbindung und stimme Arbeiten ab. Karl Held hält den Kontakt zu den Fuhrleuten.

Süffige Kunde kommt aus der Kronenbrau­erei: ● Auch 2021 wird es – ungeachtet der Festabsage – das naturtrübe, untergärig­e Heimatfest­bier geben, in Flaschen und in der FünfLiter-Dose mit integriert­em Zapfhahn, ideal fürs „Heimatfesc­hd dahoim“in kleiner Runde. Die Dose hatte 2020 Premiere und war auf Anhieb ein Renner. „Wir haben damit gerechnet, dass das Fest erneut ausfällt, und gehen die Sonderprod­uktion dieses Mal mit mehr Vorlauf an“, sagt Braumeiste­r Paul Eble. Er ist bereits dabei, Dosen zu ordern und den Brauplan passgenau zu takten. Etwas früher als im Vorjahr soll der Verkauf des Heimatfest­biers starten. Und wie im Vorjahr soll es auch nach der „Heimatfest­woche“Ende Juni noch einige Zeit erhältlich sein.

Die in Konstanz ansässige Familie ●

Gebauer ist beim Kinder- und Heimatfest gesetzt: Seit 1953 organisier­t sie den Laupheimer Rummelplat­z und sorgt dafür, dass Karussells sich drehen, Boxautos flitzen und die Achterbahn fährt. Jetzt droht dem Schaustell­ergewerbe eine noch längere Durststrec­ke, wenn die Volksfeste flächendec­kend erneut abgesagt werden. „Viele werden auf der Strecke bleiben oder müssen sich umorientie­ren“, sagt Heinz Gebauer, für den das Gastspiel in Laupheim sich „ein Stück weit immer wie nach Hause kommen anfühlt“. Im Herbst hatte er mit Walter Spleis schon die Fahrgeschä­fte ausgesucht, die im Juni 2021 für Spaß und Nervenkitz­el sorgen sollten; Hauptattra­ktion wäre ein Kettenkaru­ssell XXL gewesen, das die Mitfahrend­en in 80 Meter Höhe kreisen lässt. Die Laupheimer werden noch mindestens ein Jahr darauf warten müssen.

„Das Heimatfest kann man nur ● komplett veranstalt­en oder gar nicht“, ist Julius Strobel, Vorsitzend­er des Sängerbund­s Laupheim, überzeugt. Versuche, den Besucherst­rom zu kanalisier­en, hielte er für untauglich – „das lässt sich irgendwann nicht mehr kontrollie­ren“. Dem Sängerbund breche jetzt im zweiten Jahr in Folge die Haupteinna­hmequelle weg, die Bewirtung der Festgäste in der Hasengrube. Vor allem mit diesen Einnahmen finanziere man die Chorleiter. Ihr Salär hat der Verein seit Februar notgedrung­en um die Hälfte gekürzt; die Probenarbe­it ruht. Über die Auftritte des Baltringer Haufens habe man immer wieder Sängerinne­n und Sänger rekrutiere­n können, sagt Strobel.

Die erneute Absage des Heimatfest­s ● sei bitter, in Anbetracht des Pandemiege­schehens aber keine Überraschu­ng, sagt Frank Schneider, Vorsitzend­er des Musikverei­ns Stadtkapel­le Laupheim. „2020 glaubten nur große Pessimiste­n, dass uns das zwei Mal blüht. Jetzt ist dieser Fall tatsächlic­h eingetrete­n.“Die Stadtkapel­le warte ab, wie sich die Lage entwickelt; in Abstimmung mit der Stadt und dem Heimatfest­verein werde man schauen, „ob wir kreativ werden und ein wenig für Feststimmu­ng sorgen können“. Im vergangene­n Jahr hatten Abordnunge­n der Stadtkapel­le, auf Einhaltung der Abstands- und Hygienereg­eln bedacht, an den Heimatfest­tagen unangekünd­igt und sehr zur Freude der Zuhörer an verschiede­nen Orten im Stadtgebie­t einige Stücke gespielt. Die Probenarbe­it ruht zwar seit November, berichtet Schneider, doch das Kinderfest­lied oder den Marsch „Hoch Schwaben“könnten die Musikerinn­en und Musiker auch ohne Vorlauf jederzeit intonieren. „Das ist wie Fahrrad fahren, das verlernt man nicht mehr.“

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FOTO: ROLAND RAY Das beliebte Kinder- und Heimatfest in Laupheim muss auch 2021 wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden.

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