Impfen in Absurdistan
Zu „Senioren ärgern sich über Impftermin-Vergabe im Bodenseekreis“(23.3.): Der Stimmungsbericht zum Frust der Bevölkerung betreffs Impfmanagement im Bodenseekreis bedarf einer Ergänzung. Der Impfdilettantismus weist auf dringend verbesserungsbedürftige Verwaltungsprozesse hin. Als Betroffener der Risikogruppe fühlt man sich bei der Suche nach einem Impftermin in Absurdistan. Das baden-württembergische Sozialministerium hat offensichtlich ungeprüft ein System der kassenärztlichen Vereinigung für das Auffinden von Notfallpraxen in der ganzen Bundesrepublik ausgewählt. Ein System, das weder die große Zahl der Termine in Abhängigkeit von den Lieferterminen, noch eine transparente Warteliste mit einem entsprechenden Benachrichtigungssystem kennt. Darüber hinaus sind Fehler im Terminvergabeprozess vorhanden. Der Buchungsprozess ist zum Beispiel nicht barrierefrei. Zusätzlich bestimmen ein falsch verstandener Datenschutz und rechtlich möglichst nicht anfechtbare Vorschriften das Handeln. Diese Ursachen sind offensichtlich der Bevölkerung nicht bekannt, denn sonst wäre die Wahl für den Sozialminister als Verantwortlichen für die Gesundheitsverwaltung anders ausgefallen.
Hans-Jürgen Bangen, Immenstaad
Keine Aussicht auf einen Termin Bisher war ich eine überzeugte Oberschwäbin, obwohl ich bereits seit vielen Jahren in Hessen wohne. Seit Januar vergeht mir diese Euphorie. Mein 81-jähriger Vater lebt alleine im Bodenseekreis. Wir versuchen seit Januar einen Impftermin für ihn zu ergattern. Mithilfe der Impfampel der „Schwäbischen Zeitung“konnten wir einen Termin ergattern. Kurz darauf wurde die Impfung mit AstraZeneca bundesweit ausgesetzt. Bei der Hotline bekam man keine Informationen. Die Absage per E-Mail bekam mein Vater erst nach dem festgelegten Termin. Wie lange muss mein Vater, der in der Impfgruppe 1 ist, noch warten? Wir haben ihn seit Oktober nicht mehr gesehen und es gibt keinerlei Aussicht auf einen Impftermin.
Annette Hogh,
Das Wild ist kein Sündenbock
Königstein im Taunus
Zu „Wie viel Wild verträgt der Wald?“(23.3.):
Müsste der Wald nicht auch vor uns Menschen geschützt werden? Wir vernichten Wälder und Grün für unsere oft überzogenen Ansprüche. Es wird unentwegt gerodet für Straßen, Parkplätze, Gewerbegebiete, Häuser, Wellnesstempel (in Lindau sogar im Landschaftsschutzgebiet) und vieles mehr. Täglich verschwinden in Deutschland circa 56 000 Quadratmeter unter Beton und Asphalt, ohne Rücksicht auf Zerstörung der Artenvielfalt von Flora und Fauna, ohne Rücksicht auf die drohende Klimakatastrophe. Halten wir uns mal den Spiegel vor und machen nicht das Wild zum Sündenbock. Auch das Wild hat seine Daseinsberechtigung. Helga Semrau, Lindau
Zu „Ein Beschluss und viele Fragen“(24.3.):
Höchstens Christenfest in Gefahr
Weil der Staat versagt, müssen es immer die braven Bürger büßen. So sieht es wieder aus. Nichts gelernt aus dem vergangenen Jahr. Wo bleibt der Aufschrei der Bischöfe und Würdenträger? In den katholischen Kirchen wurden die AHA-Regeln eingehalten. Es sollten die Zusammenkünfte aller Religionsgemeinschaften kontrolliert werden. Unser höchstes Fest ist in Gefahr. Wieder ein Jahr ohne Ostergottesdienste, darüber sind wir sehr traurig. Den Politikern ist so was egal, liest und hört man doch, wie ernst sie die Gebote nehmen. Ich hoffe doch sehr, dass diese Maßnahme nochmal überdacht und zurückgenommen wird. Demonstrationen mit X-Tausend Teilnehmern, Fußballspiele und Flugreisen werden erlaubt.
Maria Frank, Hohentengen
Merkel soll zurücktreten
Ein bekannter Schlager von Roberto Blanco lautet „heute so, morgen so“. Der Hit könnte zur Musikuntermalung der vergangenen Regierungsjahre unter Kanzlerin Angela Merkel werden. Die Idee, das öffentliche Leben ein paar Tage nahezu vollständig herunterzufahren um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, ist grundsätzlich nicht verkehrt. Doch die Umsetzung war miserabel. Nach nahezu 16 Jahren scheint die Bundeskanzlerin am Ende ihrer Kräfte angelangt zu sein. Sie ist nicht mehr imstande, in dieser Jahrhundertkrise neue Impulse zu setzen. Merkel würde sich wahrscheinlich selbst den größten Gefallen tun, wenn sie noch vor Ostern zurücktritt und damit den Weg für sofortige Neuwahlen freimacht. Merkels wiederholte Appelle an die Bevölkerung, das Virus ernst zu nehmen, haben leider wenig gefruchtet. Eine deutliche Mehrheit der Bürger verhält sich zwar sehr diszipliniert. Aber es gibt zu viele, die die Gefährlichkeit von Covid-19 und seinen Mutanten negieren. Kanzlerin Merkel ist an dieser sozialen Entwicklung hierzulande nicht gänzlich unschuldig. Sie hat insbesondere in den vergangenen Jahren im Stile einer Gouvernante regiert und die ihr anvertrauten Bürger zuweilen wie unmündige Kinder behandelt.
Alfred Kastner, Weiden
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