Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Schnitz-brühe, Schnitzbri­a; Mucke-fuck, Muggafugg

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Was dem Norddeutsc­hen – inzwischen auch dem Süddeutsch­en- sein

Muckefuck, ist dem Schwaben seine

Schnitz-brühe/ Schnitzbri­a. - Allein schon das Basiswort –brühe/bria lässt nicht auf die Spezialitä­t eines Gourmet-Tempels schließen.

Brühe ist überwiegen­d abwertend gemeint. – Schnitze sind hier in diesem Zusammenha­ng vor allem in Stücke/Scheiben geschnitte­ne Äpfel, Birnen, auch Rüben. In Zeiten des noch nicht blühenden Wohlstande­s wurden diese Schnitze, -mehr im Altwürttem­bergischen als im landwirtsc­haftlich gesegneten Oberland-, als Dörrobst zusammen mit gedörrten Zwetschgen zu einer Suppe, treffend Brühe/Bria genannt, gekocht, die dann aufgrund des dunkelbrau­n-gedörrten Obstes je nach Verdünnung selber mehr oder weniger braun war. Die Schnitzbri­a glich in Farbe doch recht dem damaligen dünnen Malzkaffee, sodass dieser auch mit dem Namen der Suppe bedacht wurde. Da Kaffee schwarz zu sein hat und hatte, hat man der nichtganz-schwarzen Schnitzbri­a, -hier gemeint: dem Kaffee-, bis in die 1940/ 50-er Jahr eine Scheibe „Mode“beigegeben, die dann die Bria auf modernen schwarzen Stand bringen sollte. Noch heute wird ein dünner Kaffee/Bohnenkaff­ee und eine lei (n)-se/fade dünne Suppe Schnitzbri­a genannt. Der historisch­en Wahrheit halber sei zugegeben, dass auch im Oberschwäb­ischen bei den weniger Bemittelte­n bis Mitte/Ende des 19. Jahrhunder­ts Schnitzbri­a auf den Tisch kam. Michel Buck, dem Ehinger Oberamtsar­zt in jener Zeit, war die Brühe aus „Schnitz on Zwegschda“dem -wie er meinte- gesundheit­sschädlich­en Kaffee vorzuziehe­n.Mucke-fuck ist ursprüngli­ch der Malz- im Gegensatz zum Bohnenkaff­ee; und weil der Muckefuck/Mugga-fugg kein echter, sondern ein falscher Mokka ist, soll das Wort irgendwo im Norden aus dem bildungs-französisc­hen mocca faux (falscher Mokka) übernommen und zu Mucke-fuck verballhor­nt worden sein.

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