Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ostern als Zeichen des Zusammenha­lts feiern

Nach langer Diskussion steht nun fest, dass das Osterfest mit Präsenzgot­tesdienste­n gefeiert werden kann

- Von Mesale Tolu

● MUNDERKING­EN - Die Corona-Pandemie hat, wie in allen Lebensbere­ichen, auch die Abläufe in der Kirche verändert. Nach den Weihnachts­gottesdien­sten, die bereits in anderem Maße stattfinde­n mussten, stehen nun die Kirchen auch mit Ostern, dem höchsten Fest der Christen, wieder vor einer neuen Herausford­erung. Trotz Diskussion­en um eine mögliche „Osterruhe“und der Bitte des Bundes, die Gottesdien­ste nur virtuell anzubieten, steht nach tagelangen Erwägungen fest, dass das Osterfest wie geplant stattfinde­n wird.

„Ostern bedeutet für Christen das Fest Auferstehu­ng Jesu, für alle Getauften ist damit der Glaube verbunden, selber an diesem neuen, österliche­n Leben schon teilzuhabe­n“, beschreibt Thomas Pitour, Leitender Pfarrer der Katholisch­en Kirchengem­einde St. Dionysius Munderking­en/Rottenacke­r, das Fest. Für Pitour ist das Osterfest eine Quelle, aus der alle Gläubigen Kraft und Hoffnung schöpfen können.

Vor allem in Zeiten wie diesen sei es besonders wichtig, dass Menschen im Glauben Zuspruch und Hoffnung erfahren: „Gerade die, die leiden. Nicht nur unter Corona, sondern unter Trauer, Angst, Einsamkeit. Gerade für sie ist die Zusage wichtig: Christus überwindet alle Not, auch unsere gegenwärti­ge“, sagt Pfarrer Pitour.

Wie das Osterfest unter diesen Bedingunge­n von den Menschen angenommen wird, kann er zwar nicht einschätze­n, aber er sei selbst gespannt, „ob die Osterfreud­e sich auch durch den Mundschutz hindurch durchsetze­n wird“.

Sonderverö­ffentlichu­ng

„Wir glauben an die Auferstehu­ng Jesus Christus. Und an Ostern feiern wir nicht nur seine Auferstehu­ng, sondern glauben daran, dass jeder der auf seinen Namen getauft ist, nach seinem Tod ebenfalls auferstehe­n wird“, sagt Gianfranco Loi, Pfarrer der Seelsorgee­inheit Marchtal, über die Bedeutung des Osterfests. Loi erinnert daran, dass es jetzt bereits das zweite Osterfest ist, das im „Corona-Modus“gefeiert werden muss: „Im letzten Jahr haben wir Ostern im Lockdown gefeiert und dieses Jahr wird es auch wieder anders als sonst sein.“Und gerade deswegen sei es ein wichtiges Zeichen, trotz diesen Bedingunge­n, dennoch feiern zu dürfen. Wenn man versuche diese Pandemie-Zeit theologisc­h und bildlich zu deuten, könne man sagen, dass „auch wir hoffentlic­h aus dieser Asche auferstehe­n werden“. „Ostern ist das älteste Fest der Christen.

Noch bevor Weihnachte­n eingeführt wurde, feierte man bereits das Osterfest“, sagt Michael Hain, Pfarrer der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Munderking­en. Auch Pfarrer Hain glaubt fest daran, dass den Feiertagen in schwierige­n Zeiten noch einmal eine besondere Bedeutung zukommt.

Nach bundesweit­en Diskussion­en um die Präsenzgot­tesdienste steht nun für den Raum Munderking­en

fest, dass alle Gottesdien­ste von Gründonner­stag bis Ostermonta­g in Corona-konformer Form gefeiert werden können. „Wir feiern unsere Gottesdien­ste, wie sie geplant sind. Auch von der Diözese haben wir nun Entwarnung bekommen, dass die Bitte der Bundesregi­erung vom Tisch sei. Von daher kann das Osterfest – mit den bisherigen Maßnahmen – gefeiert werden“, erklärt Pfarrer Pitour. Bei besonders hohen Inzidenzwe­rten in kleineren Orten werde sich sicherlich das Landratsam­t mit dem Dekanat für Sonderrege­lungen in Verbindung setzen.

„Der Chor wird auch dieses Jahr höchstwahr­scheinlich nicht mit 30 Personen, sondern wie bisher Corona-konform mit vier Personen singen. Eine gewisse Schlichthe­it, die sonst nicht zu sehen wäre, wird sicherlich auch in diesem Jahr zu sehen sein“, erklärt Pfarrer Loi. Auch wenn es zu weiteren Einschränk­ungen kommen sollte, sei die Hauptsache immer noch, dass man Ostern dennoch im möglichen Rahmen feiern kann. Dass auf die Fußwaschun­g am Gründonner­stag und auf die Kreuzvereh­rung der Gemeinde an Karfreitag verzichtet werden muss, ist schon lange klar. Auch, dass es keinen Gesang der Gemeinde geben wird, dafür aber weiterhin große Abstände und die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, so Loi.

„In der Tat gibt es aber auch dieses Jahr besondere Angebote: Alle, besonders auch Familien, können am

Palmsonnta­g Palmzweige zum Segnen bringen. In der Osternacht wird Weihwasser gesegnet und kann – in kleinen Flaschen verpackt – nach Hause mitgenomme­n werden“, sagt Pfarrer Pitour. Möglichkei­ten, die das Fest in schwierige­n Zeiten etwas erleichter­n sollen. Damit die familiäre Feier nicht ausfallen muss, gebe es auch die Möglichkei­t, die Osterspeis­e segnen zu lassen, so Pitour. Und für diejenigen, die aus gesundheit­lichen Gründen ihr Gebet zu Hause machen wollen, soll ein Hausgottes­dienst im Internet bereitsteh­en, um als Familie zu Hause beten und mitfeiern zu können.

„Wir wollen das Fest eigentlich so feiern, wie wir es auch bisher gefeiert haben – mit allen Gottesdien­sten“, sagt Pfarrer Michael Hain. Dennoch erklärt auch er, dass manches wegfallen muss: „Das Osterfrühs­tück, dass wir sonst immer in der Gemeinde machen, fällt natürlich aus.“Die Evangelisc­he Kirchengem­einde Munderking­en nutzt die digitalen Möglichkei­ten: „Parallel zum Gottesdien­st am Karfreitag soll der Abendmahl-Gottesdien­st im Internet, auf unserer Homepage, zur Verfügung gestellt werden.“Auch Pfarrer Hain ist zuversicht­lich, dass diese schwierige Zeit gemeinsam überwunden werden kann. „Wir vertrauen darauf, dass so gewiss, wie ein neuer Tag mit dem Morgengrau­en anbricht, auch das neue Leben auf uns zukommt.“

Eine gewisse Schlichthe­it, die sonst nicht zu sehen wäre, wird sicherlich auch in diesem Jahr zu sehen sein. Gianfranco Loi, Pfarrer der Seelsorgee­inheit Marchtal

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FOTO: JENS SCHULZE/EPD Ostern in der Kirche feiern, das ist für viele Menschen eine wichtige Tradition.
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