Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Das rät das ärztliche Lagezentru­m aktuell:

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- Mehrmals innerhalb von Stunden haben die Verantwort­lichen am Dienstag umgeplant, bis dann abends klar war, dass der Impfstoff von Astrazenec­a nach einer geänderten Empfehlung der Ständigen Impfkommis­sion nur noch an Personen älter als 60 Jahre verimpft werden soll. Die Folge: In Ehingen wurde am Mittwoch nur das Präparat von Biontech gespritzt. Am Ostersamst­ag kommt wieder Astrazenec­a zum Einsatz, für alle Berechtigt­en mit Termin unter 60 hat das Folgen.

Eingehend werden alle, die am Samstag in Ehingen einen Impftermin haben und das 60. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, vor Ort beraten, teilt das Landratsam­t am Mittwochna­chmittag mit. Gemeinsam mit dem impfenden Arzt wird nach ärztlichem Ermessen und nach individuel­ler Risikoanal­yse entschiede­n, ob das Präparat gespritzt werden kann oder nicht. Wer sich dagegen entscheide­t, der kann noch vor Ort einen neuen Termin für die Erst- und Zweitimpfu­ng vereinbare­n und muss nicht erneut den Weg über das zentrale Portal oder die zentrale Rufnummer gehen, versichert das Landratsam­t. Und betont aber auch: „Grundsätzl­ich gilt weiterhin, dass neue Impftermin­e nur über die zentrale, übergreife­nde Rufnummer 116 117 gebucht werden können oder über das übergreife­nde Anmeldepor­tal www.impftermin­service.de.“

An diese Nummer können sich jetzt auch all diejenigen zwischen 60 und 69 Jahren wenden, die nach dem Beschluss der Gesundheit­sministerk­onferenz am Dienstag impfberech­tigt sind. Die Leitung des Kreisimpfz­entrums und das Landratsam­t gehen davon aus, dass das Landessozi­alminister­ium dafür die Liste der Impfberech­tigten entspreche­nd erweitern und anpassen wird.

Wer bereits Astrazenec­a erhalten hat und noch keine 60 Jahre alt ist, muss sich gedulden: Auch im AlbDonau-Kreis warten die Verantwort­lichen ab, was die Ständige Impfkommis­sion voraussich­tlich Ende April bekanntgib­t und wie es dann weitergehe­n soll. Allerdings: „Personen, die jünger als 60 sind und ausdrückli­ch, nach ärztlicher Beratung und individuel­ler Risikoanal­yse, die Astrazenec­a-Zweitimpfu­ng erhalten möchten, bekommen diese auch.“

Der Pandemiebe­auftragte des Alb-Donau-Kreises, Andreas Rost, hofft, dass mit dieser Entscheidu­ng das Hin und Her um den Impfstoff des britisch-schwedisch­en Hersteller­s beendet ist. „Die Hiobsbotsc­haften führen nämlich dazu, dass ständig umgeplant werden muss“, sagt er und betont aber auch, dass den Verantwort­lichen zum Schluss nicht viel anderes übriggebli­eben sei, als so zu entscheide­n. „Jetzt haben wir sogar eine Altersbegr­enzung mit Sicherheit­sabstand“, ergänzt er mit Blick auf das Alter derjeniger, bei denen teils schwere Komplikati­onen aufgetrete­n sind.

Nicht zu vergessen ist auch, dass die Diskussion um den Impfstoff dazu geführt hat, dass immer mehr Menschen verunsiche­rt sind. „Das ist nachvollzi­ehbar“, sagt Ärztin Sophia Blankenhor­n und fügt erklärend hinzu: „Die Medizin ist eine empirische Wissenscha­ft, und das heißt jetzt auch nicht, dass der Impfstoff von Astrazenec­a schlecht ist. Man muss aber hinschauen, wer von Komplikati­onen betroffen ist, und entspreche­nd reagieren.“

Sie selbst beginnt in der Woche nach den Osterferie­n mit den Impfungen gegen das Corona-Virus in ihrer Allmending­er Praxis. Die zugesagten Dosen hat sie schon verplant. „Die sind für diejenigen, die nach der aktuellen Priorisier­ung an oberster Stelle stehen.“Perspektiv­isch hofft sie darauf, dass der Wirkstoff des Hersteller­s Johnson & Johnson für die Hausarztpr­axen vorgesehen wird, der muss nur einmal verabreich­t werden und das Impfen sei so mit weniger logistisch­em Aufwand verbunden. „Ganz allgemein

Was muss ich tun, wenn ich mich krank fühle?

Wer sich krank fühlt oder medizinisc­he Fragen hat, sollte sich telefonisc­h an die Haus- und Kinderarzt­praxis wenden, wo dann das weitere Vorgehen besprochen wird. Die Praxen bitten darum, dass auch in diesen Zeiten Termine für Vorsorge und geplante Untersuchu­ngen wahrgenomm­en werden, denn Krankheite­n machen wegen Corona keine Pause. Wichtig ist: Wer in Quarantäne ist oder Symptome hat,

muss seinen Impftermin verschiebe­n.

brauchen wir aber weniger Bürokratie und mehr Pragmatism­us. Wir müssen planen können“, fordert sie von der Politik.

Schon in den vergangene­n Wochen hat Andreas Rost in seiner Praxis Erfahrunge­n gesammelt, die er jetzt an seine Kollegen weitergibt. Dabei geht es um ganz Praktische­s wie das richtige Bearbeiten und Aufziehen der Spritzen und das Impfen im Rahmen des normalen Praxisbetr­iebs. „Es ist zum Teil eine logistisch­e Herausford­erung“, gibt Rost zu. Denn die Patienten können nach der Spritze nicht direkt gehen, sondern müssen eine Weile unter Beobachtun­g stehen. Gleiches gilt natürlich auch, wenn Rost seine Patienten nicht in der Praxis, sondern im heimischen Wohnzimmer impft und auf diese Weise sechs Hausbesuch­e an einen Nachmittag eintaktet. Verabreich­t hat er den Wirkstoff von Biontech, der innerhalb von nur wenigen Stunden gespritzt werden muss, was die Planung zusätzlich erschwert.

Das Pilotproje­kt in seiner Praxis hat aber auch Positives zum Vorschein gebracht. Zum Beispiel, dass viele über 80-Jährige schon versorgt sind. Rosts Mitarbeite­r haben die Patientenk­artei durchstöbe­rt und sich

Wer sollte sich testen lassen? Testen ist das Gebot der Stunde. Das ärztliche Lagezentru­m begrüßt es daher sehr, dass in Schulen und Kitas regelmäßig getestet wird. Betriebe werden gebeten, Schnelltes­ts bei den Mitarbeite­rn zu machen, um asymptomat­ische CoronaPati­enten frühzeitig entdecken zu können, um Infektions­ketten zu unterbrech­en. Zudem sollten Bür

gerinnen und Bürger kostenlose Testangebo­te in den Kommunen nutzen.

Was kann ich noch im Kampf gegen Corona tun?

Weiterhin gelten die bekannten Regeln: Abstand, Hygiene, medizinisc­he Maske, Lüften und ganz wichtig: Kontaktred­uzierung. „Dies muss auch nach erfolgreic­h abgeschlos­senem Impfzyklus eingehalte­n werden“, heißt es vom ärztlichen Lagezentru­m.

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