Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Sturzflute­n und Schlammlaw­inen

In Indonesien ist es an Ostern gleich zu mehreren Naturkatas­trophen gekommen

- Von Ahmad Pathoni und Carola Frentzen

JAKARTA (dpa) - Bei mehreren Naturkatas­trophen und einem Schiffsung­lück sind am Osterwoche­nende in Indonesien und Osttimor mehr als 120 Menschen ums Leben gekommen. Die Behörden befürchten, dass die Zahl der Opfer noch steigen könnte.

Besonders betroffen waren die kleinen Nachbarins­eln Lembata und Adonara östlich der auch bei Urlaubern beliebten Insel Flores. Sturzflute­n, Schlammlaw­inen und Erdrutsche hinterließ­en eine Spur der Zerstörung. Ganze Dörfer waren abgeschnit­ten. Aus den braunen Wassermass­en ragten Trümmertei­le, Wellblech-Dächer und abgerissen­e Baumstämme. „Indonesien trauert wieder“, schrieb die Nachrichte­nagentur Antara News.

Auf Lembata starben mindestens 20 Menschen durch eine Schlammlaw­ine vom Vulkan Lewotolo. Mehr als 60 weitere wurden vermisst, nachdem am Sonntag ihre Dörfer und Häuser von schnell talwärts fließenden Laharen (Strömen aus Schlamm und Schutt) getroffen worden waren, wie Behördensp­recher Thomas Ola aus der Provinz Ost-Nusa Tenggara sagte. Vorausgega­ngen waren sintflutar­tige Regengüsse. Soldaten und Polizei waren im Einsatz, um die Menschen in Sicherheit zu bringen. Viele Anwohner warteten, knietief im Wasser stehend, auf Hilfe. „14

Dörfer sind immer noch vollkommen abgeschnit­ten, die Straßen sind unzugängli­ch“, erklärte Ola.

Die Zahl der Todesopfer werde wahrschein­lich steigen, da noch immer Informatio­nen aus den Dörfern gesammelt würden. Der rund 1400 Meter hohe Vulkan war im Dezember erstmals nach 2012 wieder ausgebroch­en. Seither schießt der Lewotolo immer wieder heiße Aschewolke­n in den Himmel.

Auf der nahe gelegenen Insel Adonara führten massive Regenfälle am Sonntag zu Sturzflute­n und starken Überschwem­mungen. Die Zahl der Todesopfer sei bis Montag auf 73 gestiegen, berichtete der Sender Metro TV. Gebäude wurden mitgerisse­n, eine Brücke stürzte ein. Die Bergungsar­beiten dauerten an, viele Opfer hätten noch nicht geborgen werden können. Die meisten Toten wurden nach Angaben der Zeitung „Kompas“im Dorf Nelelamadi­ke verzeichne­t, wo Dutzende Häuser nach Erdrutsche­n unter dickem Schlamm begraben wurden.

Es gebe jedoch kaum Transportm­öglichkeit­en zu den Dörfern, betonte der Sprecher der Katastroph­enschutzbe­hörde, Raditya Jati. Die Insel sei nur über das Meer erreichbar, die Verbindung­en seien wegen des starken Wellengang­s unterbroch­en. „Wir versuchen, die Insel nun auf anderem Weg zu erreichen als über den Ozean.“

Auf der noch weiter östlich gelegenen Insel Alor sorgten schwere Niederschl­äge ebenfalls für Verwüstung­en. Hier starben mindestens elf Menschen. Auch im angrenzend­en Zwergstaat Osttimor starben mindestens 21 Menschen. Die Inselrepub­lik war 2002 unabhängig geworden. „Diese Katastroph­e hat in der gesamten Bevölkerun­g viel Leid verursacht“, sagte Präsident Francisco Guterres. Entwarnung war noch nicht in Sicht: Meteorolog­en sagten für Teile Indonesien­s für die nächsten Tage weiterhin Extremwett­er mit Starkregen, Stürmen und hohen Wellen voraus.

In dem südostasia­tischen Land, dem weltgrößte­n Inselstaat, kommt es in der Regenzeit zwischen Oktober und April immer wieder zu Naturkatas­trophen. Auch liegt das Land mit seinen etwa 130 aktiven Vulkanen auf dem sogenannte­n pazifische­n Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde.

Schwere See behinderte auch die Rettungsar­beiten nach der Kollision eines Fischerboo­tes mit einem Frachtschi­ff vor der Küste der indonesisc­hen Hauptinsel Java. Das Boot war am Samstag gesunken. Bei dem Unglück kamen mindestens zwei Menschen ums Leben, 15 weitere wurden vermisst. Das Suchgebiet sei am Montag auf 33 Seemeilen (rund 61 Kilometer) vergrößert worden, berichtete Deden Ridwansah, der Leiter der Such- und Rettungsbe­hörde in der Stadt Bandung.

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FOTO: DPA Soldaten und Polizisten helfen Anwohnern über eine überflutet­e Straße. Dutzende Menschen sind durch Schlammlaw­inen getötet worden, Tausende mussten sich in Sicherheit bringen, wie hier auf der indonesisc­hen Insel Lembata östlich von Bali.
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FOTO: RICKO WAWO/DPA Nach Erdrutsche­n, ausgelöst durch sintflutar­tigen Regen, bleiben von vielen Häusern nur noch Ruinen.

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