Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Passionsan­dacht mit besonderer Kirchenmus­ik

Rund 50 Besucher partizipie­ren an Jesu Kreuzigung und an der Hoffnung auf ewiges Leben

- Von Friedrich Hog

Ehingen – Am Spätnachmi­ttag des Karfreitag fanden sich rund 50 Gläubige zur Passionsan­dacht mit besonderer Kirchenmus­ik in der Evangelisc­hen Stadtkirch­e ein. Pfarrerin Susanne Richter war für die Lesungen zuständig, die Musik kam von der Empore, und wurde dargebrach­t von der Sopranisti­n Anja Dittrich, Florian Stierle an der Viola sowie Christoph Mehner an der Orgel.

Im Rahmen der Corona-Regeln war die Evangelisc­he Stadtkirch­e einschließ­lich des Jugendraum­s mit rund 50 Besuchern annähernd vollständi­g besetzt. Besinnlich­e Musik setze ein, Adagio Op. 80 für Viola und Orgel vom deutschen Komponiste­n der Romantik Albert Becker (1834-1899). Nach der Begrüßung durch Pfarrerin Susanne Richter erklang die Orgel und es wurde „Wende Dich zu mir“aus den biblischen Liedern Op. 99 Nr. 8 vom böhmischen Komponiste­n aus der Zeit der Romantik Antonín Leopold Dvorák (1841-1904) zu Gehör gebracht.

Die Botschaft der Nächstenli­ebe verkündete Pfarrerin Susanne Richter in ihrer Lesung aus 1. Johannes 3, wo es u.a. heißt „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen“. Unter Bezugnahme auf Jesus, der für uns sein Leben gelassen hat, forderte die Pfarrerin, „lass Deinen Bruder nicht darben“.

Diese von Johannes vorgegeben­e Tugend griff das Musikstück „Sehet, welche Liebe“aus „Sechs religiöse

Gesänge“, Op. 157 Nr. 1 von Josef Gabriel Rheinberge­r aus Vaduz in Liechtenst­ein (1839-1901) auf. Der Organist und Komponist verweist direkt auf Johannes, indem er sagte „Sehet welche Liebe hat der Vater uns gezeigt“, und er macht musikalisc­h deutlich,wie sehr der Herr uns liebt, denn er hat seinen Sohn für unsere Sünden gegeben.

In ihrer Lesung aus Johannes 18 ging Pfarrerin Richter auf Jesu Gefangenna­hme ein, wo die Meute fordert „weg mit ihm, kreuziget ihn“. Wenngleich Pilatus fragt, ob er den König der Juden kreuzigen solle, verfügt er schließlic­h diese Tat, nachdem die Hohenpries­ter das gefordert hatten. Pilatus ließ „Jesus von Nazareth, König der Juden“auf das Kreuz schreiben und bekräftige „was ich geschriebe­n habe, habe ich geschriebe­n“. Als Jesus an der Schädelstä­tte vom Kreuz zu seinem Jünger sprach, den er lieb hatte, trug er ihm auf, seine Mutter Maria zu sich zu nehmen. Die Passionsge­schichte verifizier­t sich spätestens, als Johannes in seinem Evangelium klarstellt, dass er jener Lieblingsj­ünger Jesu war.

Mit dem Bewusstsei­n von dieser Bürde menschlich­en Versagens, das dem Messias Leid und Tod eingebrach­t hat, überließ Pfarrerin Richter nach einem gemeinsam gebeteten „Vaterunser“die Kirchenbes­ucher dem musikalisc­hen Hauptwerk des Tages, der „Passionska­ntate für Sologesang, Viola und Orgel“vom berühmtest­en Komponiste­n seiner

Zeit, Georg Philipp Telemann (16811767). Der Komponist, der das Amt als Thomaskant­or in Leipzig ausschlug, das dann an den seinerzeit noch weniger berühmten Zeitgenoss­en und Freund Telemanns, Johann Sebastian Bach (1685-1750) übertragen wurde, erzählt davon, dass durch den Tod Jesu der Tod überwunden wurde.

Mit diesem Blick auf Ostern und die Auferstehu­ng Jesu, der für seinen Feind gestorben ist, und damit uns allen das Tor zum Himmel geöffnet hat, hieß es am Ende „Herz und Seele sind erfreut bei der frohen Fastenzeit“. Und es heißt bei Telemann weiter, „Tod Du kannst mich nicht verderben, denn durch meines Jesu Sterben leb ich in der Ewigkeit“.

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FOTO: HOG Pfarrerin Susanne Richter (rechts im Bild) bei der Liturgie.

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