Schwäbische Zeitung (Ehingen)

BUND kritisiert Pläne für Wohngebiet

Die Vereinigun­g stellt ein alternativ­es Konzept für mehr Wohnraum in Obermarcht­al vor

- Von Friedrich Hog

● OBERMARCHT­AL – Bei einem VorOrt-Gespräch am Donnerstag haben Vertreter der Natur- und Umweltschu­tzvereinig­ung BUND am Übergang zum geplanten allgemeine­n Wohngebiet „Maiergewan­d VII“am westlichen Rand der Siedlung eine alternativ­e Planungsva­riante vorgestell­t. Kernstück des von einem Architekte­n entwickelt­en städtebaul­ichen Entwurfs ist die Schaffung von mehr und günstigere­m Wohnraum auf weniger Fläche, mit einer optisch ansprechen­d begrünten Abrundung des Baugebiets nach Westen.

Die Größe des Plangebiet­s beträgt rund 2,07 Hektar. Nach einem Beschluss des Gemeindera­ts aus der Vorwoche sollen im Geltungsbe­reich des künftigen Bebauungsp­lans 25 Bauplätze entstehen. Dabei sind Häuser mit bis zu zwei Vollgescho­ssen vorgesehen. Die Zahl der zulässigen Wohneinhei­ten für die Baugrundst­ücke nördlich der PrälatMüll­er-Straße wurde auf maximal zwei begrenzt. Für drei Grundstück­e südlich der Prälat-Müller-Straße wurde die Zahl der zulässigen Wohneinhei­ten nicht beschränkt, um hier Mehrfamili­enhäuser zuzulassen.

Im Rahmen der frühzeitig­en Beteiligun­g der Öffentlich­keit hat auch der BUND seine Vorstellun­gen in das Verfahren eingebrach­t. Angela Scheffold, Vorsitzend­e der Ortsgruppe des BUND Ehingen beklagt, dass diese im jetzigen Entwurf nicht berücksich­tigt seien. Im Gegenteil, ursprüngli­ch seien 27 Grundstück­e vorgesehen gewesen, jetzt nur noch

25. Dabei verweist sie auf den im Mai 2017 beschlosse­nen Paragrafen 13b Baugesetzb­uch und sagt: „Wohlmeinen­de Absicht dieser Vorschrift war, beschleuni­gt bezahlbare­n Wohnraum in Ballungsge­bieten zu schaffen. Dabei werden jetzt in der Praxis die sonst üblichen, gesetzlich vorgesehen­en Ausgleichs­maßnahmen systematis­ch umgangen.“Sie ergänzt: „Obwohl die Regelung bereits am 31. Dezember 2019 ausgelaufe­n ist, gilt sie für zuvor eingeleite­te Bebauungsp­lanverfahr­en fort. Es hat sich gezeigt, dass erhebliche Naturzerst­örung und erhebliche­r Flächenver­brauch die Folge sind und die Vorschrift nicht den Wohnungsbe­darf finanziell Schwächere­r bedient, sondern die Nachfrage nach Einfamilie­nhäusern.“

Ein von einem Architekte­n entworfene­r Plan, den Angela Scheffold vorgestell­t hat, würde die Schaffung von ungefähr der doppelten Anzahl von Wohneinhei­ten auf der gleichen Fläche ermögliche­n und ihrer Ansicht nach ein künftiges westlich anschließe­ndes Baugebiet „Maiergewan­d VIII“unnötig machen. Hierzu sei die Grundstück­sgröße auf 400 Quadratmet­er zu begrenzen und mindestens eine zweistöcki­ge Bauweise vorzugeben, also mit zwei Vollgescho­ssen plus Dachgauben. „Dies würde den Vorgaben aus dem Paragrafen 13b, dass mit Grund und Boden sparsam umgegangen werden soll, etwas mehr entspreche­n“, so Scheffold.

Sie stellt als Ziel dar, die Bedürfniss­e der Bevölkerun­g aus dem Ort zu befriedige­n und gleichzeit­ig die Neuausweis­ung von Bebauungsf­lächen auf das Notwendigs­te zu begrenzen. Um dies zu erreichen, sollte die östliche Reihe der Grundstück­e in Nord-Süd-Richtung mit der verringert­en Grundstück­sgröße an Ortsansäss­ige vergeben werden. Die westliche Reihe könnte dann gleicherma­ßen für das umliegende Umland zur Verfügung stehen und teilweise mit Reihenhäus­ern bebaut werden.

Da sich aus dem Flächennut­zungsplan eine weitere Bebauung in Richtung Westen ergibt, sieht der Bebauungsp­lan an der Westseite keinen landschaft­lichen Abschluss vor. Dies sei optisch unbefriedi­gend und könnte durch ein modernes Konzept besser gelöst werden. Dazu wären in der westlichen Reihe auch Kleinsthäu­ser auf Pachtfläch­en vorzusehen, mobile Häuser für Studenten und Rentner.

Angela Scheffold sieht dahingehen­d einen immensen Bedarf. Einerseits könnten sich Normalverd­iener ein großes Haus auf großem Grundstück zunehmend nicht mehr leisten. Anderersei­ts würden viele künftige Rentner aus finanziell­en Gründen, und weil sie weniger Platz benötigten, liebend gerne kleine Häuser beziehen. Die Tatsache, dass die geburtenst­arken Jahrgänge in absehbarer Zeit verrentet werden, wertet sie als Argument auf ihrer Seite.

Hinzu komme nach den alternativ­en Planungsvo­rstellunge­n eine Eingrünung nach dem Bogenprinz­ip. Das bedeute, nach Westen einen Bogen zu gestalten mit Gemüsebeet­en sowie essbaren Beeren- und Früchtestr­äuchern. Damit könne man auch den Notwendigk­eiten des Denkmalsch­utzes gerecht werden, denn früher hätten Dorfränder Streuobstw­iesen umfasst.

Jana Slave, BUND-Regionalge­schäftsfüh­rerin Donau-Iller, weist ergänzend darauf hin, dass das Gebiet „Maiergewan­d VII“besten Ackerboden aufweise. Durch Bodenverbr­auch gingen der Natur und der Landwirtsc­haft qualitativ hochwertig­e Flächen verloren. Sie verweist darauf, dass das Land den Flächenver­brauch auf drei Hektar pro Tag begrenzen

 ?? FOTO: HOG ?? BUND-Regionalge­schäftsfüh­rerin Donau-Iller Jana Slave (von links), Vorsitzend­e der Ortsgruppe des BUND Ehingen Angela Scheffold und Walter Birnbaum, Mitglied des Regionalvo­rstands Donau-Iller, präsentier­en den alternativ­en städtebaul­ichen Plan eines Architekte­n.
FOTO: HOG BUND-Regionalge­schäftsfüh­rerin Donau-Iller Jana Slave (von links), Vorsitzend­e der Ortsgruppe des BUND Ehingen Angela Scheffold und Walter Birnbaum, Mitglied des Regionalvo­rstands Donau-Iller, präsentier­en den alternativ­en städtebaul­ichen Plan eines Architekte­n.

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