Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Durchhalte­parolen gegen das Bröckeln

Nicht nur wegen der Hinspielni­ederlage gegen PSG knirscht es bei den Bayern gewaltig

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - Ein 2:0 würde reichen fürs Weiterkomm­en. Wenn es so schwarz auf weiß dasteht, sieht das Ergebnis und damit das Unterfange­n Doch-noch-Halbfinale­inzug gar nicht so unrealisti­sch aus für den FC Bayern München nach der grotesken 2:3Niederlag­e gegen Paris Saint-Germain. Doch zwei Tatsachen machen daraus fast ein Ding der Unmöglichk­eit: die Statistik und Kylian Mbappé.

Denn erstens sind die Bayern nach einer Heimnieder­lage im Hinspiel einer K.o.-Runde der Champions League bislang noch nie weitergeko­mmen. Und zweitens müsste man beim avisierten Wunder von Paris Mbappé, den Wunderstür­mer der Franzosen, ausschalte­n. In München erzielte der 22-Jährige einen Doppelpack. Heißt: Wenn der PSG-Wirbelstur­m um Mbappé und Neymar auch im Rückspiel am Dienstag im Parc des Princes wieder ein-, zweimal treffen sollte, wird’s schwer. Die Bayern sollten also eher ein 3:1 oder 4:2 anpeilen für die Revanche der Final-Revanche.

„Wir haben die Überzeugun­g, dass wir weiterkomm­en können“, sagte Thomas Müller und begründete die Zuversicht mit dem fahrlässig­en Umgang der Chancen, die sich auf 31:6 Schüsse, davon 12:5 aufs Tor, summierten: „Wir haben viel zu viel liegen gelassen. Wenn es 5:3, 6:3 ausgeht, kann sich keiner beschweren.“Also: Einfach noch mal so ein Offensiv-Feuerwerk zünden, „dann bekommen wir wieder so viele Chancen. Wenn wir die dann nutzen, ziehen wir auch ins Halbfinale ein.“Auch der zweite Torschütze, Lewandowsk­i-Ersatz Eric-Maxim ChoupoMoti­ng, meinte trotzig: „Es ist noch nicht vorbei.“

Für Trainer Hansi Flick war „die Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben, beeindruck­end. Leider waren wir vor dem Tor nicht entschloss­en und effizient genug. Wir sind guter Dinge, dass wir das Spiel umbiegen können.“Durchhalte­parolen eines wankenden Titelverte­idigers – zumal neben Weltfußbal­ler Robert Lewandowsk­i auch Serge Gnabry (Corona-Infektion) sowie die angeschlag­en ausgewechs­elten Niklas Süle (Muskelfase­rriss) und Leon Goretzka (Zerrung) im Rückspiel fehlen werden. „Der Kader wird immer dünner“, klagte Flick.

Das 2:3 war seine erste Niederlage in der Champions League nach 15 Siegen und einem Remis seit Amtsantrit­t.

Bei einem Ausscheide­n könnte das Rückspiel zur letzten Königsklas­sen-Partie für den Sextuple-Coach werden. Denn von Tag zu Tag und von Nicht-Klartext zu Nicht-Klartext wird es wahrschein­licher, dass Flick, der Wunschkand­idat des DFB, im Anschluss an die EM die Nachfolge von Bundestrai­ner Joachim Löw antritt. Flick vermeidet trotz seines Vertrages bis 2023 ein klares Bekenntnis zum Miteinande­r in der kommenden Saison – wohl auch, weil Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic das ebenfalls nicht über die Lippen kommt. Nach dem Motto: Wenn alle ein Spielchen spielen, dann spiele ich eben auch mein Spielchen.

Dass der 56-Jährige mit Salihamidz­ic (44) über Kreuz liegt, obwohl man nach außen das ach so hervorrage­nde Miteinande­r beteuert, ist offensicht­lich. Auf Nachfragen reagiert Flick von Tag zu Tag gereizter, sagte: „Alles muss ich nicht beantworte­n, weil ich es auch nicht möchte.“Und betonte, er müsse „da auch ein bisschen schauspiel­ern. Das gehört auch dazu zum Trainerjob.“Spaß ist was anderes. Die Spannungen zwischen Flick und Salihamidz­ic drehen sich um des Trainers Wunsch nach Mitsprache­recht bei Personalen­tscheidung­en und

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Das Wetter in München passt zur Stimmung: Die bizarre 2:3-Heimnieder­lage im Viertelfin­al-Hinspiel der Champions League hat die Laune von Bayern-Trainer Hansi Flick (links) und Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic (rechts), die seit Wochen im Clinch liegen, noch weiter getrübt.

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