Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Deutschlan­d plant Alleingang bei Sputnik V

Vorstoß von Gesundheit­sminister Spahn zu russischem Impfstoff – Südwesten möchte sich keine eigenen Dosen sichern

- FOTO: DPA

BERLIN/BRÜSSEL/STUTTGART

(dpa) - Deutschlan­d will mit Russland über mögliche Lieferunge­n des CoronaImpf­stoffs Sputnik V sprechen. Die EU-Kommission habe erklärt, dass sie über das russische Präparat keine Verträge wie mit anderen Hersteller­n schließen werde, sagte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag. Daraufhin habe er bei einer Videokonfe­renz der EU-Gesundheit­sminister erklärt, „dass wir dann bilateral auch mit Russland reden werden“.

Spahn betonte mit Blick auf den russischen Impfstoff Sputnik V, dass es zunächst eine Zulassung durch die Europäisch­e Arzneimitt­elagentur EMA geben müsse. Das Prüfverfah­ren läuft seit Anfang März. Auch müsse geklärt werden, wie viel Impfstoff Russland kurzfristi­g liefern kann. „Um wirklich einen Unterschie­d zu machen in unserer aktuellen Lage, müsste die Lieferung schon in den nächsten zwei bis vier, fünf Monaten kommen – ansonsten haben wir so oder so mehr als genug Impfstoff“, sagte Spahn.

Dennoch starteten einige Bundesländ­er schon vor einer möglichen EU-Zulassung Alleingäng­e. Bayern unterzeich­nete am Mittwoch einen Vorvertrag über 2,5 Millionen Sputnik-Dosen, Mecklenbur­g-Vorpommern zog am Donnerstag mit einer Option auf eine Million Dosen nach. Der Impfstoff könnte im Laufe des Jahres in einem Werk des russischen Hersteller­s R-Pharm im schwäbisch­en Illertisse­n produziert werden, sagte Bayerns Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU). Eine Absichtser­klärung sei unterzeich­net.

Der Vorstoß beider Länder stieß jedoch auch auf Kritik. Es gebe ein bewährtes Verfahren, teilte BadenWürtt­embergs Gesundheit­sminister Manne Lucha (Grüne) am Donnerstag in Stuttgart mit. Der Bund und die EU kümmerten sich um Beschaffun­g

Hier soll demnächst Sputnik V hergestell­t werden: der Firmensitz von R-Pharm in Illertisse­n. und Zulassung der Impfstoffe, die Länder seien zuständig für die Verimpfung. „Ich sehe keinen Anlass, daran etwas zu ändern“, so Lucha. Die bilaterale­n Gespräche seien aber richtig. Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) sieht ebenfalls die Bundesregi­erung für eine Beschaffun­g in der Pflicht.

In Deutschlan­d sind über die EU derzeit vier Impfstoffe zugelassen. Jener von Biontech/Pfizer war der erste. Inzwischen kamen die Zulassunge­n der Vakzine von Moderna, Astrazenec­a und Johnson & Johnson hinzu. Nach dem Einstieg der Hausärzte stieg derweil die Zahl der Impfungen sprunghaft an. So wurden am Mittwoch laut Robert-Koch-Institut rund 656 000 Dosen verabreich­t, etwa 290 000 mehr als noch am Vortag.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany