Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Das Ringen ums „Schnakenwä­ldle“

Ortschafts­rat Ersingen und DLRG-Ortsgruppe werden sich über Zeltplatz-Nutzung am Baggersee nicht einig

- Von Reiner Schick

ERSINGEN

● wurden – was nicht im Sinne des Ortschafts­rats gewesen sei. Vielmehr soll der Platz, nicht zuletzt wegen der Lärmbeschw­erden, weiterhin in erster Linie Einzeltour­isten oder Kleingrupp­en und nur für insgesamt drei Wochen im Jahr auch größeren Gruppen zur Verfügung stehen.

Genau das aber sei nicht rentabel, entgegnet Markus Krameth, Vorsitzend­er der DLRG Oberdischi­ngenErbach. „Das rechnet sich nicht.“Dies habe die Erfahrung der vergangene­n Jahre gezeigt: „Mal kommt einer, mal vielleicht fünf, dann wieder keiner.“Auch die Tatsache, dass die überregion­alen Radwegekar­ten geändert worden seien und nicht mehr so viele Hauptverbi­ndungen durch Ersingen führen, habe die Situation nicht gerade gebessert. Besagten Schwankung­en stehe ein zu hoher personelle­r Aufwand gegenüber. „Wir hatten ja einen Rentner, der das bis vor wenigen Jahren gemacht hat. Der war an manchen Wochen zwischen 50 und 60 Stunden beschäftig­t, weil immer jemand da sein musste.“So jemanden zu finden, der das ehrenamtli­ch mache, sei heute nahezu unmöglich.

Aus demselben Grund habe man auch den Betrieb des Kiosks eingestell­t. „Es wurden immer weniger Badegäste, das hat sich nicht mehr gelohnt.“Eine Wiederbele­bung des ins Vereinshei­m integriert­en Kiosks etwa durch engagierte Rentner, wie es Ortsvorste­herin Irene Paal vorschwebt, sei aus rechtliche­n und organisato­rischen Gründen schwierig, fügt Krameth an.

Um dennoch wichtige Einnahmen für die Vereinsarb­eit zu generieren, habe die DLRG-Ortsgruppe vor zwei Jahren beschlosse­n, nur noch Gruppen ab zehn Personen aufzunehme­n. Um das mit möglichst wenig Personalei­nsatz zu bewerkstel­ligen, habe man eine Möglichkei­t für eine unkomplizi­erte Schlüsselü­bergabe kreiert und einen Putzplan für die Sanitärcon­tainer, die der Verein vor einigen Jahren gekauft hatte, erarbeitet und umgesetzt. „Das Konzept ging absolut auf“, berichtet Krameth. „Dadurch, dass wir eine Rettungsor­ganisation sind und Kontakte zu vielen ähnlichen Vereinen haben, war unser Angebot sehr nachgefrag­t.“Natürlich habe es dabei auch Festle mit lauter Musik gegeben, räumt der Vorsitzend­e ein, „aber der Lärm kam oft auch von anderen Ecken“. Der Vorwurf, man habe von örtlichen Vereinen eine „Verdiensta­usfallgebü­hr“bei der Nutzung des Zeltplatze­s verlangt, sei überzogen. „So ein Satz fiel mal aus einem Spaß heraus“, sagt Krameth.

Die Argumente der DLRG-Ortsgruppe seien nachvollzi­ehbar, aber nicht akzeptabel, befand der Ortschafts­rat und schrieb zu Jahresbegi­nn den Betrieb des Zeltplatze­s aus. Mit folgenden Regeln: Es müssten sanitäre Anlagen vorhanden sein – über die aktuell nur die DLRG verfügt –, der Platz soll auch einzelnen Radtourist­en mindestens vom 1. Mai bis 1. Oktober zur Verfügung stehen und für insgesamt maximal drei Wochen pro Saison an Vereine oder Jugendgrup­pen vermietet werden. Die örtlichen Vereine sollen im Rahmen der städtische­n Vereins-Jahresplan­ung den Platz nach vorheriger Absprache für Vereinsfes­te pachtfrei nutzen können – allerdings sind Strom und Wasser zu bezahlen und das Gelände ist sauber zu verlassen. Mehr als drei Feste pro Saison sind nicht möglich.

Ein Rentner, der im Vorfeld dieser Ausschreib­ung Interesse bekundet hatte, bewarb sich dann doch nicht. Dafür als einziger die DLRG, die sich jedoch auf das Regelwerk aus erwähnten Gründen nicht einlassen möchte. Die Begrenzung der Gruppenbuc­hungen auf drei Wochen pro Jahr schränke die Einnahmemö­glichkeite­n erheblich ein, sagt Markus Krameth. Daran ändere auch der von der Gemeinde angeführte „Kompromiss“nichts, wonach die DLRG ja das eigene Gelände für Familien und kleinere Gruppen anbieten und es temporär – eben maximal drei Wochen im Jahr – durch das angrenzend­e Schnakenwä­ldle erweitern könne. Das sei zu wenig, macht Krameth klar. Auch sei es dadurch künftig nicht mehr möglich, für die eigene Jugend Zeltwochen­enden mit befreundet­en Vereinen zu veranstalt­en. Das stelle einen massiven Einschnitt in die alljährlic­hen Vereinsakt­ivitäten dar.

Markus Krameth betont, es gehe dem Verein nicht darum, sich mit dem Zeltplatz zu bereichern, sondern den Rettungs- und Ausbildung­sbetrieb zu finanziere­n. Davon profitiere bei verschiede­nen Veranstalt­ungen die ganze Region. Um für das Allgemeinw­ohl weiterhin aktiv sein zu können, sei der Verein auf Einnahmequ­ellen, wie etwa den Zeltplatz, angewiesen. Nicht zuletzt die CoronaPand­emie verschärfe die finanziell­e Situation des Vereins. Seit mehr als einem Jahr liege das Vereinsleb­en quasi still, die Schwimmkur­se als wichtige Einnahmequ­elle könnten nicht abgehalten werden, „weil die Auflagen für einen kleinen Verein für uns viel zu hoch sind“. Er hoffe daher sehr, dass bald wieder Normalität herrsche und der Fortbestan­d der DLRG-Ortsgruppe mit rund 250 überwiegen­d jugendlich­er Mitglieder nicht in Gefahr gerate.

Auch hat er die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, mit dem Ortschafts­rat doch noch einen für alle akzeptable­n Konsens zu finden.

Die Fläche im Schnakenwä­ldle bietet Platz für etwa 40 Zelte. Wohnwagen und Wohnmobile können nicht aufgenomme­n werden.

Anmeldung, Reservieru­ng und Organisati­on findet bis auf Weiteres über die Ortsverwal­tung statt.

 ?? FOTO: REINER SCHICK ?? Idyllisch gelegen und als Zeltplatz beliebt: Das „Schnakenwä­ldle“in Ersingen zwischen Tennisplat­z (l.) und Victoriase­e (r.).
FOTO: REINER SCHICK Idyllisch gelegen und als Zeltplatz beliebt: Das „Schnakenwä­ldle“in Ersingen zwischen Tennisplat­z (l.) und Victoriase­e (r.).

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