Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Leuchtturm­projekt der Stadt ausgezeich­net

Wettbewerb „RegioWin 2030“: Insgesamt 13,4 Millionen Euro fließen in Projekte in Biberach und Ulm

- Von Tanja Bosch

● BIBERACH/ULM - Die Stadt Biberach ist am Mittwoch für eines ihrer Leuchtturm­projekte von der Landesregi­erung ausgezeich­net worden. Beim Wettbewerb „RegioWin 2030“des Landes Baden-Württember­g ist das das regionale Entwicklun­gskonzept „Schwabenbu­nd 2030: Wir schaffen die erfolgreic­he Transforma­tion im Mittelstan­d“mit gleich zwei Leuchtturm­projekten von Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz, prämiert worden.

Konkret geht es dabei um den Aufbau eines Transferze­ntrums für industriel­le Bioökonomi­e (TIB) in Biberach und eines Transferze­ntrums für Digitalisi­erung, Analytics & Data Science (DASU) in Ulm. Hierfür fließen in den kommenden Jahren rund 13,4 Millionen Euro an Fördermitt­eln in die Region. Das Konzept wurde unter Federführu­ng der IHK Ulm gemeinsam mit vielen regionalen Akteuren in den vergangene­n zwei Jahren erarbeitet.

Die beiden Transferze­ntren in Biberach und Ulm konnten die unabhängig­e Jury des Wettbewerb­s überzeugen, „und sie zählen zu den bestbewert­eten Projekten überhaupt“, sagte Minister Hauk bei der virtuellen Prämierung­sveranstal­tung am Mittwoch. Durch die zweistündi­ge Onlinevera­nstaltung führte Moderator Michael Antwerpes gemeinsam mit Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut, Minister Peter Hauk und Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer. Beim Wettbewerb geht es um Innovation und Nachhaltig­keit, er ist ein zentraler Baustein für die Förderung aus dem Europäisch­en Fonds für regionale Entwicklun­g (EFRE) in Baden-Württember­g. Damit leistet das Land einen Beitrag für ein innovative­res Europa, für intelligen­ten wirtschaft­lichen Wandel, aber auch für ein ökologisch­eres, CO2-ärmeres Europa. Insgesamt wurden elf Konzepte aus dem ganzen Land ausgezeich­net.

„Wir freuen uns sehr über die Prämierung. Beide Leuchtturm­projekte tragen zur Weiterentw­icklung und damit erfolgreic­hen Zukunft unserer Wirtschaft­sregion bei“, kommentier­t IHK-Hauptgesch­äftsführer Max-Martin W. Deinhard die hervorrage­nde Nachricht. „Gemeinsam haben wir es mit unseren Partnern geschafft, die anvisierte­n Fördergeld­er auch tatsächlic­h in die Region zu holen.“

Das Transferze­ntrums für industriel­le Bioökonomi­e in Biberach wird als Vermittler und Drehscheib­e der Region den Wandel einer erdölbasie­rten Wirtschaft hin zu einer Marktwirts­chaft, in der fossile Rohstoffe durch nachhaltig­e Rohstoffe ersetzt werden, unterstütz­en. Projektini­tiatoren sind hier die Stadt und der Landkreis Biberach, die Hochschule Biberach und die IHK Ulm. „Das TIB vermittelt als Erstberatu­ngszentrum wissenscha­ftliches Know-how, um regionalen Betrieben den Einstieg in die bioökonomi­sche Produktion oder Dienstleis­tungen zu erleichter­n“, beschreibt Landrat Heiko Schmid das Konzept. Und Ralf Miller, Erster Bürgermeis­ter der Stadt Biberach, ergänzt: „Als Transferze­ntrum in Biberach wird es dazu beitragen, ein breites Verständni­s für die Verwendung nachhaltig­er Rohstoffe und daraus erzeugter nachhaltig­er Produkte zu generieren. Die Bereitscha­ft zur Veränderun­g ist der Schlüssel zum Erfolg.“

Auch Professor André Bleicher, Rektor der Hochschule Biberach, sieht großes Potenzial: „Dieser weitere Leuchtturm ermöglicht uns als Hochschule, aber auch als Region bioökonomi­sche Innovation­en, die nicht nur zu einer wirtschaft­lichen, sondern auch zu einer sozial, ökologisch und organisato­risch nachhaltig­en Entwicklun­g führen.“Und Professori­n Heike Frühwirth, Prorektori­n für Forschung und Transfer, fügt hinzu: „Das TIB wird erstmalig in der Region die technische­n Voraussetz­ungen bieten, dass Unternehme­n zusammen mit der Wissenscha­ft ihre bioökonomi­sch geprägten Produkte und Dienstleis­tungen entwickeln und in den Prototypst­atus überführen können.“Auch das TIB ist also sehr anwendungs­orientiert ausgericht­et. „Unsere Region bietet durch ihre Branchen- und Forschungs­schwerpunk­te wie zum Beispiel den Bereich der industriel­len Biotechnol­ogie beste Voraussetz­ungen, um den Schritt in die bioökonomi­sche Wirtschaft voranzugeh­en. Mit dem TIB wird unseren mittelstän­dischen Unternehme­n nun eine Unterstütz­ung auf dem Weg dahin geboten, um diesen Wandel erfolgreic­h meistern zu können“, sagt Johannes Remmele, Vizepräsid­ent der IHK Ulm.

Das Transferze­ntrum für Digitalisi­erung, Analytics & Data Science in Ulm soll mit einer anwendungs­orientiert­en Ausrichtun­g als Bindeglied zwischen Wissenscha­ft und Wirtschaft, Gesellscha­ft sowie Verwaltung fungieren. Zentrale Akteure des Projekts sind die IHK Ulm, die Stadt Ulm, die Universitä­t und die Technische Hochschule Ulm. „Das DASU ist multidiszi­plinär und ganzheitli­ch aufgestell­t und vereint alle relevanten wissenscha­ftlichen Bereiche für Digitalisi­erung, Analytics und Data Science in der Region“, erklärt Professor Michael Weber, Präsident der Universitä­t Ulm.

Und dir Professori­n Brigitte Zürn, Vizepräsid­entin der IHK Ulm, fügt hinzu: „Als interdiszi­plinäres Transferze­ntrum wird das DASU dazu beitragen, den Zugang zu datenbasie­rter Wertschöpf­ung vor allem für kleine und mittlere Unternehme­n zu erleichter­n, Digitalisi­erungsproz­esse zu beschleuni­gen und in neuen Geschäftsm­odellen praktisch anzuwenden.“

„In einer global vernetzten Welt kann Innovation­sförderung nicht von einzelnen Akteuren alleine und isoliert umgesetzt werden. Mit dem Wettbewerb ,RegioWin 2030‘ verzahnen wir die Ebenen EU, Land und Regionen und nutzen die geballte regionale Vor-Ort-Kompetenz, um Innovation­sund Nachhaltig­keitsproje­kte umzusetzen. Mit den prämierten Projekten treiben wir den Ausbau einer modernen Infrastruk­tur in den Regionen voran“, sagte Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut am Mittwoch. Das Land wolle etwa 80 Millionen Euro aus dem EFRE für „RegioWin“-Projekte einsetzen und mit Landesmitt­eln ergänzen. „Durch die Leuchtturm­projekte mit ihrer strategisc­hen Einbindung in die regionalen Entwicklun­gskonzepte erwarten wir eine deutliche und nachhaltig­e Schubwirku­ng für die innovative und ökologisch­e Entwicklun­g in den Wettbewerb­sregionen“, so die Wirtschaft­sministeri­n.

Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz, lobte die Zusammenar­beit der verschiede­nen Akteure: „RegioWinPr­ojekte haben Vorbildcha­rakter. Das Spektrum dieser Projekte ist so unterschie­dlich wie die Struktur und Ausgangsbe­dingungen der Wettbewerb­sregionen in Baden-Württember­g. Sie stehen für eine nachhaltig­e, digitale und erfolgreic­he Zukunft unseres Landes.“

„Gemeinsam haben wir es geschafft, die anvisierte­n Fördergeld­er auch tatsächlic­h in die Region zu holen.“IHK-Hauptgesch­äftsführer Max-Martin W. Deinhard

4407 Akteure eingebunde­n

Die elf Konzepte der Wettbewerb­sregionen beinhalten insgesamt 110 strategisc­he Projekte. 38 davon wurden für eine Förderung als sogenannte Leuchtturm­projekte eingereich­t. Bei der Erarbeitun­g der Wettbewerb­sunterlage­n war – trotz der Einschränk­ungen durch die CoronaPand­emie – eine beachtlich­e öffentlich­e Beteiligun­gsbreite festzustel­len. 4407 Akteure aus Kommunen, Unternehme­n, Hochschule­n, Forschungs­einrichtun­gen, Kammern, aber auch Gleichstel­lungsbeauf­tragte, Vertreteri­nnen und Vertreter des Natur- und Umweltschu­tzes, Sozialpart­ner und Bürger waren eingebunde­n.

Für Interessie­rte bietet die IHK Ulm am 30. April ab 11 Uhr eine Online-Informatio­nsveransta­ltung

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SCREENSHOT­S: TANJA BOSCH Moderator Michael Antwerpes (links) und Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz, sprechen über die beiden ausgezeich­neten Projekte in Biberach und Ulm.

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