Zahlreiche Ideen für „Lebendige Altstadt“gesammelt
Workshop: Wie Riedlingen für Kultur, Handel, Tourismus, Kinder und Jugend attraktiver werde könnte
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RIEDLINGEN - Menschen, die sich in Riedlingen der Kultur widmen, haben sich beim Workshop „Lebendige Altstadt“zahlreich zu Wort gemeldet. Dass die Jugend eingebunden und in Riedlingen gehalten werden muss, war eines der Anliegen. Zudem will die Stadt mehr Touristen nach Riedlingen locken und als Destination bekannt machen. Das ist unter anderem eines der Ziele des jüngsten Online-Diskussionsrunde. Wichtig war Einzelnen, die Ortsteile und das Umland nicht zu vergessen. Dass der Handel im besonderen Fokus der sich Sorgenden stand, rührte allein schon aus der Initiative, sich des Themas anzunehmen.
Aus den Reihen der Riedlinger Unternehmen meldete sich der Textilhändler Volker Warth zu Wort. In ihm treffe man einen Menschen, der „glücklich ist, wenn er an Riedlingen denkt“. Er erkannte in dem Vorhaben eine Herkulesaufgabe, in der konkret abgebildet werden müsse, was am Ende passiere, das zukunftsfähig sei. Er sah Chancen nur in der Bündelung der Kräfte, in die auch die Kommune einzubeziehen sei. Die Menschen müssten „verführt“werden, nach Riedlingen zu kommen.
„Wir brauchen ein anderes Leerstand-Management“, forderte Christa Zöllner-Haberbosch und berichtete von negativen Erfahrungen.
Josef Röll von der Industrie- und Handelskammer (IHK) witterte in der Ansiedlung von GesundheitsDienstleistern in den kleinen Geschäften eine Chance. „Wir brauchen tagsüber Leute in der Stadt.“In diese Kerbe schlug auch Joachim Reis, der sich hier eine Verknüpfung von Kultur und Handel vorstellen kann und mit Sonja Schranz einig ist. Sie mahnte, die Mieten müssten niedriger sein. Gerade zu Corona-Zeiten mit Ware mehr in den Außenbereich gehen zu können, wünschte sich Ricky Scopes. Aufmerksamkeit erregte Gisela
O’Grady-Pfeiffer mit der Idee eines „Riedlinger Warenhauses“mit Regionalprodukten, das man zu einer Begegnungsstätte vernetzen und mit Kultur verbinden könne.
Bei den Wortmeldungen nahm Kultur denn auch einen breiten Raum ein. Simone Braun plädierte für Kulturinseln in der Innenstadt mit Fußspuren auf der Straße, die zu ihnen führten. Lesungen, Musik, Performance, Anregungsdiskussionen könne sie sich dort vorstellen. „Wir haben so viele Künstler, die isoliert leben“, warb sie für eine Nutzung
städtischer Immobilien für deren Tun. Wichtig sei, Präsenz im Internet zu zeigen, aber auch eine Kulturlitfasssäule mit Hinweisen auf Kultur, Handel und Tourismus. Roland Uhl brachte das alte Feuerwehrgerätehaus am Wochenmarkt als Kulturzentrums erneut ins Gespräch. Gisela O’Grady-Pfeiffer machte auf ein Projekt des Koffertheaters in der Gärtnerei Masetti aufmerksam.
Christine Kohnen zeigte sich begeistert von der Vielfalt der Ideen und erkannte eine Sehnsucht nach dem Miteinander. Zahlreiche Riedlinger wollten sich schöpferisch ausdrücken. Ruby Gonzales-Diebold bekannte, sie habe bis vor dem Zuzug nach Neufra vor zweieinhalb Jahren Riedlingen als Touristin erlebt. Sie sei entzückt gewesen von der Architektur und dem Ambiente der Stadt. Auch sie könne sich kleine Konzerte oder einen weiteren Poetry-Slam in der Altstadt vorstellen, Jazz und Blues, aber auch Auftritte von Musikvereinen aus der Umgebung. Kunst mit Musik zu vereinbaren, brachte sie als Idee ein, Kulturschaffenden die Gelegenheit zu geben, sich zu präsentieren. Omrit Kaleck schwärmte ebenfalls von den „vielen kreativen Menschen“, für die ein Kulturzentrum oder ein Kulturplatz fehle.
Sie appellierte, Kinder und Jugendlichen bei den Überlegungen nicht zu vergessen, regte einen Jugendbeirat an. Sie hörte von Lea Sharon Fritz von den Bemühungen und Veranstaltungen des Jugendforums, wohlwollend begleitet von der Stadt. Manfred Goller sah in Sachen Jugend ebenfalls Bedarf, könnte sich ein Volleyball-Feld auf der Donauinsel vorstellen, das Dr. Joachim Kieferle eher in den Missmahlschen Anliegen angelegt wissen will. Diese Anlagen auch für Kinder interessant zu machen, war seine Empfehlung.
Christian Helfert hatte zu Beginn des Workshops die Bedeutung von
Wasserläufen für Riedlingen betont, auch wenn es nicht „Klein-Venedig an der Donau heißen“müsse. Kieferle griff dieses Thema auf und erkannte darin eine Möglichkeit, Begegnungsräume in der Innenstadt interessant zu machen.
Kieferle äußerte sich auch zum Tourismus, sprach sich wie Roland Uhl für Fahrradboxen in der Altstadt aus, um Radtouristen zum Verweilen zu veranlassen. Er, wie zuvor schon Michael Schmid, unterstrich die Bedeutung der Digitalisierung. Wenn ein Tourist nach Riedlingen komme, müssten Angebote und Besonderheiten der Stadt auf dem Handy „aufpoppen“und aufzeigen, wie toll sie sei. Nicht allein auf die Stadt konzentriert sehen wollte Manfred Goller Vorschläge für Radtouren oder Wanderungen, sondern die Ortsteile eingebunden wissen. Diese hätten ebenfalls einiges zu bieten.
Auf Märkte als Alleinstellungsmerkmal eingehend, gab es Stimmen, die bedauerten, dass der Flohmarkt gegen 16 oder 17 Uhr ende, während das Publikum noch in Feierlaune sei. Hier böten sich beispielsweise Jazz- oder Blues-Konzerte an. Die Anregungen des Abends von Menschen vor Ort, können nun in die weiteren Überlegungen der Stadtverwaltung und vor allem von Reiner App und Martin Messingschlager vom Pragma-Institut einfließen.