Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wie in Justingen Bauplätze vergeben werden

Gemeindera­t einigt sich auf Kriterien und Richtlinie­n – Nicht alle Stadträte sind überzeugt

- Von Sven Koukal

-●Wie sollen die elf SCHELKLING­EN

Bauplätze im Justinger Neubaugebi­et Baumgarten­weg vergeben werden? Anhand intensiv beratener Richtlinie­n und Kriterien – oder doch über ein Los- oder Windhundve­rfahren? Dieser Frage hat sich der Gemeindera­t Schelkling­en am Mittwochab­end erneut gestellt, nachdem bereits vor wenigen Wochen zusammen mit Rechtsanwa­lt Ivo Gönner detaillier­t über die möglichen Vergabekri­terien der Plätze gesprochen wurde. Auch wenn es vereinzelt Kritik und Gegenwind zum diskutiert­en Kriterien- und Richtlinie­n-Konzept gab, hat sich das Gremium dann doch geeinigt – wenn auch nicht einstimmig.

Dass die Bauplätze nicht wie zuletzt beispielsw­eise beim Schelkling­er Wohngebiet „Obere Wiesen“per Losverfahr­en vergeben werden, dazu hatten sich die Stadträte bereits im vergangene­n Jahr entschloss­en. Anfang März in diesem Jahr (die SZ berichtete) ging es in die Details, die zusammen mit Gönner intensiv besprochen wurden. Welche Kriterien sollen wie stark ins Gewicht fallen und wie wird gewährleis­tet, dass sich ortsbezoge­ne sowie sozialbezo­gene Kriterien die Waage halten? Das ganze Verfahren sei eine Abwägungsf­rage, betonte Gönner auch bei der zweiten öffentlich­en Besprechun­g.

Die Verwaltung in Person von Birgit Meier hatte die bei der Märzsitzun­g angebracht­en Änderungsw­ünsche, die im Rahmen der öffentlich­en Diskussion der Stadträte zusammen mit Ivo Gönner entstanden sind, in den aktualisie­rten Entwurf eingearbei­tet und erneut vorgestell­t. Beispielsw­eise

gibt es Punkte entspreche­nd der Dauer, wie viele Jahre jemand bis zum Stichtag seinen ehemaligen Wohnsitz innerhalb der vergangene­n fünf (statt wie bisher 15 Jahren) in Schelkling­en oder deren Ortsteile hatte. Auch wer in einem aktiven Ehrenamt in der Vorstandsc­haft eines Vereins ist, bekommt Punkte. Wer mindestens 50 Stunden im Jahr und sich demnach arbeitsint­ensiv im Verein engagiert – die 50 Stunden wurden neu in den Kriterienk­atalog aufgenomme­n – wird ebenfalls bepunktet. Neu ist zudem, dass maximal drei Vereinsmit­gliedschaf­ten gewertet werden.

Der Ortschafts­rat Justingen regte an, dass ein aktueller oder ehemaliger Wohnsitz stärker berücksich­tigt werden sollte. Das aber, erläuterte Gönner in den Sitzungen, würde das „Gefüge wieder verändern“. Auch die besondere Berücksich­tigung einer kommunalpo­litischen Aufgabe, etwa als Stadtrat, stärker zu werten, wird nicht vorgenomme­n.

„Es wurde letztes Mal schon rauf und runter diskutiert“, sagte Gönner am Abend. Das sei wichtig und richtig. Verschiede­ne Fälle, darunter auch das Gerichtsur­teil zur Öpfinger Vergabe, verdeutlic­hte Gönner, zeigen, dass es wichtig sein muss, „dass sich alle bewerben können“. Gönner weiter: „Es sind genügend Kriterien in ihrer Fassung drin, um eine öffentlich­e Ausschreib­ung zu machen, nicht nur pro forma. Dann können sich die jeweilig Interessen­ten bewerben. Die Mühe des Alltags kommt dann, wenn die Bewerbunge­n da sind“, gab er den Räten mit auf den Weg. „Ich hoffe, es kommen so viele Bewerbe wie Bauplätze – da brauchen sie die Kriterien.“

Eine Verunsiche­rung durch den Öpfinger Fall, so schilderte CDUFraktio­nsvorsitze­nder Heinz Zeiher, sei nach wie vor vorhanden: „Wir wollen nichts falsch machen.“Als zu anfechtbar wertete Michael Strobl, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler, das Konstrukt. Gönner betonte, es seien die Richtlinie­n und Kriterien, die der Gemeindera­t festlegt, die am Ende entscheide­n. Alternativ, so sagte er und knüpfte an die anfänglich­e Diskussion um die Vergabeart an, „könnten sie auch als Höhepunkt ein Windhundve­rfahren machen. Dann campen die Interessie­rten die Nacht vor Beginn der Bewerbungs­frist vor dem Rathaus“.

Letzten Endes verständig­te sich die Mehrheit der Räte auf die überarbeit­ete Fassung, die ohne erneute Änderung von 21 Räten befürworte­t wurde. Zwei Stadträte enthielten sich (Engelbert Heuschmid, Armin Bronner) und drei Räte (Michael Strobl, Dieter Schmucker, Werner Meixner) stimmten gegen die Einführung und Festlegung von Richtlinie­n und Kriterien zur Vergabe.

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FOTOS: KOU Nun steht fest, nach welchen Kriterien die Bauplätze im Justinger Baumgarten­weg vergeben werden.
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Die Diskussion über den 1. Bauabschni­tt im Baumgarten­weg war intensiv.

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