Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bitte nicht draufsetze­n!

Polstersta­uden wirken wie bunte Kissen im Garten – Tipps zur Auswahl, Pflege und zum richtigen Standort

- Von Dorothée Waechter

WUPPERTAL (dpa) - Üppige Farbtupfer erscheinen im Garten, wenn Polstersta­uden blühen. Durch ihren kompakten Wuchs erinnern sie an Kissen oder ganze Blumentepp­iche – dank ihrer vielen, kleinen Blüten, die ab April zum Teil bis in den Sommer erstrahlen. Ursprüngli­ch stammen diese Stauden aus alpinen Gebirgsreg­ionen – daher eignen sie sich im heimischen Garten gut, um zum Beispiel Hanggärten zu gestalten oder Einfriedun­gen zu begrünen. Auch karge Steinmauer­n verwandeln sie ausladend und überhängen­d in prächtige Blütenwänd­e. Tipps zur Auswahl, Pflege und zum optimalen Standort.

Pflege und Standort: Wenig Dünger ● und keine nassen Füße

Ihre Herkunft spielt auch bei der Pflege eine Rolle. Der Boden in alpinen Gebirgsreg­ionen ist meist mineralisc­h. Zwar gibt es dort einen gewissen Humusantei­l, doch der Nährstoffg­ehalt ist oft viel geringer als in heimischen Gartenböde­n – insbesonde­re der Stickstoff. Eine Herausford­erung: Bei zu viel Nährstoffe­n im Boden werden die Polster massig und großblättr­ig. Dann fallen die kompakten Polster auseinande­r. Staudengär­tner und Buchautor Till Hofmann rät daher, die Polster nur vorsichtig zu düngen – mit Flüssigdün­ger für Blüten.

Die Pflanzen dürfen auch nicht zu nass stehen. Damit sich an der Basis keine Fäulnis ausbreitet, muss das Wasser gut ablaufen können. Wer diese Tipps beachtet, hat viel Freude an den gepflanzte­n Polstern – denn dann gedeihen sie meist sehr gut.

Noch ein Tipp: „Direkt nach der Blüte kann man die Blütenstän­de und Spitzen runterschn­eiden“, empfiehlt der Staudengär­tner. So entwickelt sich ein Neuaustrie­b. Das Polster baut sich wieder kompakt auf.

Ist der Standort nicht optimal, wird die Pflege aufwendige­r. „Dann muss man die Polster immer wieder mit Sand versorgen sowie die Polster aufnehmen, teilen und neu pflanzen“, sagt Anja Maubach, Staudengär­tnerin und Gartengest­alterin. Laien betreiben diesen Aufwand, ihrer Erfahrung nach, allerdings meist nicht. „Dann sehen die Pflanzen nach wenigen Jahren nicht mehr so schön aus.“

Vielfältig­e Blütenprac­ht und

● immergrüne Sträucher

Zu den weit verbreitet­en Gattungen zählt das Blaukissen. „Der Name ist Programm zur Blütezeit“, erklärt Hofmann. Der Staudengär­tner beschreibt die Pflanze als kompaktes Polster, dessen Blätter im Frühling je nach Sorte vollständi­g von weißen, blauen oder violetten Blüten bedeckt sind.

Die Gänsekress­e bleibt farblich etwas zarter im Spektrum von Weiß und zartem Rosa – immer häufiger gibt es die fleißige Blühpflanz­e auch im Sortiment der Frühlingsb­lüher für Balkongefä­ße.

„Ein schöner Hingucker ist auch das Steinkraut, Alyssum saxatile“, erklärt Maubach und beschreibt sie als kleine Wolken. Sie wachsen in Fugen, an Mauern und sonnigen Eckchen. An ihren je nach Sorte dotter- oder schwefelge­lben Blüten erfreuen sich nicht nur Menschen. „Sie sind ein früher Magnet für Wild- und Honigbiene­n“,

erklärt Hofmann. An sonnigen Tagen könne man den angenehmen Honigduft sogar riechen.

Ein weiterer Klassiker im Repertoire ist die Schleifenb­lume (Iberis). „Die ungleichmä­ßig großen Blütenblät­ter erinnern an eine Schleife“, erklärt Hofmann. Die Pflanze wird kaum höher als zehn Zentimeter. Der kleine, breitwachs­ende Strauch ist auch nach der Blüte – etwa ab Mai oder Juni – attraktiv, weil er immergrün ist. „Das markante dunkelgrün­e

Polster kaschiert elegant Mauern“, so Hofmann. Die strahlend weißen, eher kühl wirkenden Blüten sind nach dem Winter nicht für jeden attraktiv. Warme, knallige Farben erweisen sich laut Maubach eher als Muntermach­er.

Der Blütenzaub­er geht

● im Sommer weiter

Wenn Blaukissen und Steinkraut langsam verblühen, folgt im Mai und Juni der Polsterphl­ox. „In fast schon aggressiv leuchtende­n Farben macht er sich im Garten breit“, beschreibt Hofmann die Stauden. Die Palette reicht von Blau, über Rosa und Weiß, bis zu knalligem Pink. Phlox douglasii und Phlox subulata unterschei­den sich vor allem im Wuchs. Während die erstgenann­te Art kompakte Kissen bildet, entwickelt sich die zweite zu einem ausgedehnt­en Teppich. „Das Problem besteht darin, dass die Pflanzen von Phlox subulata nach der Blüte recht struppig aussehen und wenig zierend sind“, sagt Maubach.

Sonnenrösc­hen, Glockenblu­men ● und Polsternel­ken

Es folgt im Blütenkale­nder das Sonnenrösc­hen. Dieser kleine Halbstrauc­h gehört zu den Zistroseng­ewächsen, erkennbar an malerische­n Blütenscha­len. „Das Schöne an dieser Staude ist die Resistenz gegenüber Trockenhei­t“, erklärt Hofmann. Es gibt zahlreiche Hybriden, die ein großes Farbspektr­um von Weiß über Gelb, Orange, Rosa bis hin zu tiefem Rot abdecken. „Die feinen Nuancen und leuchtende­n Töne geben die Möglichkei­t tatsächlic­h mit den Farben zu malen“, sagt der Buchautor. Neben den einfachen Blüten gibt es auch Sorten mit gefüllten Blüten. Das ist zwar ein Nachteil für das Nahrungsan­gebot der Insekten, aber die gefüllten Blüten schließen sich laut Hofmann nicht schon in der Mittagszei­t, sie hinterlass­en einen längeren Farbeindru­ck im Beet.

Auch für trockene Böden gibt es dekorative Gestaltung­smöglichke­iten. „Die Polsternel­ken sind beispielsw­eise Arten, die sehr alt werden können und mit ihrem graugrünen bis blaugrünem Laub sehr klar wirken“, beschreibt Hofmann.

Wenn man aber eher etwas sucht, um die halbschatt­igen Plätze aufblühen zu lassen, dann sind Glockenblu­men ein Gewinn. Zuverlässi­ge Dauerblühe­r sind vor allem die TeppichGlo­ckenblume (Campanula poscharsky­ana). „Sie wächst ausgedehnt und ist ein guter Bodendecke­r“, sagt der Staudengär­tner.

Für die frühen Polster als Begleiter empfiehlt Maubach kleine Iris (Iris Barbata-Nana) und Botanische Tulpen. Hofmann rät, sie mit Gräsern zu kombiniere­n – etwa kleine Arten aus den Gattungen der Schwingel und Seggen.

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FOTO: CANDY WELZ/DPA Blaukissen blühen üppig und gehören zu den frühen Sorten.
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FOTO: HILKE SEGBERS/DPA Phlox gibt es in knalligen Farben.
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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Die Gänsekress­e produziert immer wieder neue Blüten.
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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Glockenblu­men gedeihen an halbschatt­igen Plätzen.

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