Handwerkskammer Ulm organisiert Tests für Betriebe
Mitgliedsbetriebe können ab sofort Corona-Tests bestellen – Politik „wälzt Verantwortung auf Betriebe ab“
ULM (sz) - Die Bundesregierung hat den Betrieben die Pflicht auferlegt, ihren Beschäftigten regelmäßig Corona-Tests zu ermöglichen. Die Handwerkskammer Ulm hat diese gesetzliche Pflicht unter anderem damit kritisiert, dass die Politik ihre Verantwortung einfach auf die Betriebe abwälze und den Betrieben das Problem hinschiebe, dass Tests kaum zu beschaffen sind (wir berichteten).
Nun hat die Handwerkskammer Ulm gemeinsam mit den badenwürttembergischen Handwerkskammern ein Einkaufssystem für Corona-Schnelltests aufgebaut, bei dem Handwerksbetriebe ihren Bedarf einfach einkaufen können. „Die Politik macht sich einen schlanken Fuß, aber wir konnten unsere Betriebe nicht allein lassen mit der Pflicht, irgendwo auf der Welt kaum ausreichend vorhandene Tests zu besorgen. Jeder unserer Betriebe kann jetzt einfach und schnell seine Corona-Tests beschaffen und wir machen den Rest dahinter“, so Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.
Damit unterstützt die Kammer die Handwerkerinnen und Handwerker dabei, sich in Eigenregie zügig Tests für ihre Beschäftigten und Kunden zu beschaffen. Mitgliedsbetriebe können Tests ab sofort direkt über die Website der Handwerkskammer Ulm bestellen. Die Konditionen sind deutlich vergünstigt und zudem versandkostenfrei. „Wir haben die Einkaufsmacht der vielen kleinen Handwerksbetriebe gebündelt und so deren strukturellen Einkaufsnachteil in einen Preisvorteil zusammengebunden“, sagt Mehlich. Dabei können sie zunächst aus drei verschiedenen Tests auswählen: Antigen-Selbsttests, -Schnelltests und -Speicheltests. Die Kontingente sind derzeit nicht beschränkt und daher in nahezu unbegrenzter Menge verfügbar.
Die jetzt beschlossene Testpflicht belastet die Handwerksbetriebe zusätzlich in einer für sie ohnehin schwierigen Lage, teilt die Kammer mit. Die Betriebe und Unternehmen dürften beim Thema Testen nicht allein gelassen werden. Dieser Beschluss sei aus Sicht des Handwerks lediglich der Versuch, die beim Staat liegende Verantwortung für die Pandemiebekämpfung auf die Wirtschaft zu verlagern. Dazu zähle auch die Beschaffung von Tests in ausreichender Menge. Dabei sei es Aufgabe des Staates, alles für den Gesundheitsund Infektionsschutz der Bevölkerung zu tun und auch die entstehenden Kosten dafür zu übernehmen. Viele Handwerksbetriebe im Kammergebiet zwischen Ostalb und Bodensee seien hier bereits in Vorleistung gegangen und hätten ihre Beschäftigten freiwillig in großem Umfang getestet. Rund 80 000 Corona-Tests würden pro Woche in den Handwerksbetrieben verwendet.
Dort, wo dies bisher noch nicht der Fall gewesen sei, habe es mehrheitlich an der schwierigen Beschaffungslage gelegen. Mit ihrem Angebot schaffe die Handwerkskammer Ulm hier konkrete Abhilfe und erleichtere den Handwerksbetrieben den Zugriff. „Unsere Betriebe sind gute Handwerker und wollen arbeiten – und sie sollen nicht auch noch in der Welt herumsuchen müssen nach den zur Verfügung stehenden Tests, die dann am Ende vielleicht gar nicht zugelassen sind“, so Mehlich. Die von der Handwerkskammer Ulm zur Verfügung gestellten Tests seien allesamt vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zugelassen und zertifiziert.
Die Angebote der Handwerkskammer Ulm zur Sachkunde-Schulung für die Antigen-Schnelltests seien indessen ausgebucht. Allein im April würden knapp 1500 Betriebe im Land darin geschult, Tests durchzuführen, zu dokumentieren, zu kommunizieren. Die Bereitschaft der Betriebsinhaberinnen und -inhaber, einen Beitrag zum Schutz vor Corona zu leisten, sei deutlich spürbar. Mehlich: „Unsere Betriebe wollen testen und so ihre Beschäftigten und Kunden schützen. Dazu hätte es also dieser zusätzlichen Bürokratie durch die gesetzliche Testpflicht nicht bedurft.“