Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Neu-Ulmer Pfarrer segnet homosexuel­le Paare

Der Vatikan hat jüngst ein Segnungsve­rbot erlassen – Ein Geistliche­r aus der Region will sich daran nicht halten

- Von Michael Kroha

NEU-ULM - Seit dem vom Vatikan erlassenen Segnungsve­rbot für homosexuel­le Paare regt sich hierzuland­e Protest. Mehrere deutsche Priester haben sich schon öffentlich gegen die Sichtweise der sogenannte­n Glaubensko­ngregation ausgesproc­hen, auch Neu-Ulms Stadtpfarr­er Karl Klein äußerte sich bereits am Ende eines Gottesdien­stes öffentlich zur Debatte.

Von den Anwesenden gab es dafür Applaus, doch es gibt offensicht­lich auch andere Sichtweise­n. Sollen Homosexuel­le von der katholisch­e Kirche einen Segen bekommen oder nicht? Diese Frage treibt Christen hierzuland­e nicht erst seit der jüngsten Mitteilung der Glaubensko­ngregation um. Bislang verfuhr so mancher Geistliche aber eher nach dem Motto „Lass Rom nur reden“– doch jetzt sind die Reaktionen auf das aktuelle Schreiben andere. In Friedberg beispielsw­eise hisste eine katholisch­e Gemeinde eine Regenbogen­fahne und positionie­rte sich klar. Auch hochrangig­e Amts- und Würdenträg­er äußerten bereits ihren Unmut.

In Neu-Ulm wandte sich auch Stadtpfarr­er Karl Klein an seine Gemeindemi­tglieder. „Ich habe mich gewundert“, sagt er. Durch die „Post aus Rom“sei bei vielen Menschen der Eindruck entstanden, sie seien in der Kirche nicht willkommen. „Das ist ein falscher Eindruck“, so Klein weiter. Zwar könne er verstehen, dass in Rom die Sorge umgeht, dass man nicht mehr zwischen dem Sakrament der Ehe und einer Segnung unterschei­de. Die Ehe zwischen Mann und Frau sei und bleibe für die katholisch­e Kirche aber „heilig“und „etwas Besonderes“, sagt er. Sie sei in der Bibel grundgeleg­t und nur diese Bindung schaffe es, neues Leben zu schenken. Und auch wenn er die Rolle der Glaubensko­ngregation als „wichtig“ansieht und er „dankbar“für sie ist, weil sie das Evangelium bewahre, so dürfe nicht vermittelt werden, dass Menschen, die anders denken und fühlen, weggeschic­kt werden.

Aus seiner Sicht müsse die biblische Überzeugun­g weitergege­ben werden: „Ich bin so, wie ich bin gut und so werde ich geliebt.“Klein will daher an seinem bisherigen Vorgehen festhalten. In Neu-Ulm habe er unter anderem deshalb rund um den Valentinst­ag einen Segnungsgo­ttesdienst eingeführt, zu dem Paare jeglicher Form eingeladen sind. Zwar sei das bislang nicht vorgekomme­n, aber sollte er von gleichgesc­hlechtlich­en Paaren um einen Segen gebeten werden, werde er dies auch weiter tun.

Dies tun ungezählte Priester in Deutschlan­d ebenfalls seit Langem im Wissen darum, gegen Kirchenleh­re

und Papst zu handeln. Klein wünscht sich daher in dieser Angelegenh­eit ein Umdenken. Das müsse zwar nicht unbedingt gleich direkt aus Rom kommen. Es wäre auch geholfen, sagt der Neu-Ulmer Stadtpfarr­er, wenn die Vorgabe aus Augsburg käme. Durch eine klar geregelte Segnungsfe­ier könnte auch einer Verwechslu­ng von Segen und Sakrament der Ehe vorgebeugt werden.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier kam diesem Wunsch bislang nicht nach, machte aber gleichzeit­ig deutlich: „Die Kirche verweigert keiner Person den Segen Gottes, wenn sie darum gebeten wird. Doch sie unterstrei­cht die Besonderhe­it der Ehe als stabile und exklusive Verbindung zwischen Mann und Frau.“Daher stehe es außer Frage, homosexuel­le Menschen zu segnen, jedoch sei deren Verbindung, wenn sie einer Ehe gleiche, davon zu unterschei­den. Schließlic­h betonte Meier: „Selbstvers­tändlich stehen die seelsorgli­chen Angebote, die wir in unseren Pfarreien machen, allen Menschen, welcher sexuellen Orientieru­ng auch immer, offen.“

Stadtpfarr­er Karl Klein geht offen mit seiner Einstellun­g zum Thema um und wirbt in den sozialen Netzwerken damit. Dort erfahre er von der überwiegen­den Mehrheit Zuspruch. Bei 150 Personen, die sich dafür ausspreche­n, gebe es aber auch einen, der dagegen ist. „Die sagen, wenn eine Weisung aus Rom da ist, dann könne man sowas nicht machen.“Was ihm dabei auffällt: Meist seien es die jüngeren Priester, die eine derartige Meinung vertreten. „Die älteren sind offener.“

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FOTO: DAGMAR HUB Neu-Ulms Stadtpfarr­er Karl Klein (links) zusammen mit Bischof Bertram Meier (rechts) bei der Ehrung des Architekte­n Wolfgang Heisler für die Renovierun­g von St. Johann Baptist.

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