Kindergruppen trainieren alternativ
- Die gestiegenen Infektionszahlen setzen auch den Judoka des TSV Erbach zu. Ihre Übungshalle in Erbach ist seit einigen Wochen geschlossen, ein gemeinsames Training nicht möglich. Die Verantwortlichen hoffen aber, dass wenigstens im Freien bald wieder ein Grundlagentraining möglich ist – so wie im Frühling des vergangenen Jahres. Einzig für die Spitzenathleten, die ein Sportinternat in Stuttgart besuchen, herrscht ein Stück weit Normalität, sie dürfen dort am OlympiaStützpunkt trainieren. Die anderen Erbacher Judoka dagegen haben keine Möglichkeit zum gemeinsamen Training.
In einem normalen Jahr wären die Erbacher U15-, U18- und U20-Judoka regelmäßig bei Wettkämpfen bis auf höchster Ebene im Einsatz, sie würden wahrscheinlich, wie in den vergangenen Jahren, Medaillen und Pokale einheimsen. Etliche Nachwuchskämpfer des TSV zählen zu den Besten in Deutschland, messen sich längst auch international. Vier von ihnen, die Zwillingsbrüder Daniel und George Udsilauri, Dimitrij Popp und Daniel Paulsin, wechselten in den vergangenen Jahren an Sport-Eliteschulen in Stuttgart, trainieren am Olympia-Stützpunkt und wurden außerdem von Mannschaften aus dem Stuttgarter Raum für die Männer-Bundesliga gemeldet. Zwei weitere junge Judoka des Vereins, Anton Popp und Mark Zeiss, seien auf dem Sprung an eine Sportschule, sagt Jörg Berken, Trainer beim TSV Erbach. „Dann hätten wir sechs Leute am Internat“, sagt er. „Das ist ein Riesenerfolg für unseren Verein.“Und Beleg für die herausragende Nachwuchsarbeit beim TSV, die derzeit ruht wegen der Pandemie.
„Es ist eine sehr schwierige Situation für den Kontaktsport“, sagt Berken. Um die Kaderathleten des Vereins wie Udsilauri, Popp und Paulsin mache er sich weniger Sorgen, weil sie am Stützpunkt gemeinsam auf die Matte dürfen, oder – wie die in der Altersklasse U21 startenden Udsilauri-Brüder – regelmäßig am Kadertraining des Bundesverbandes teilnehmen. Außerdem hatten sich gerade die Top-Athleten bereits im vergangenen Jahr, als über Monate das Erbacher Dojo schon einmal geschlossen war, zu Hause Trainingsmöglichkeiten geschaffen. „Inzwischen hat jeder in der Garage, auf dem Dachboden oder im Keller ein kleines Fitnessstudio“, sagt Berken. Und dazu noch fachliche Betreuung aus der Familie: Vater Popp war einst Boxer, Vater Udislauri ebenfalls Kampfsportler.
Sorgenvoll blickt Jörg Berken eher auf die anderen leistungsorientierten Nachwuchsjudoka unter den rund 100 Mitgliedern des TSV Erbach. Rund 20 Mädchen und Jungen sind es im Alter zwischen sechs und 18 Jahren. Bis vor einigen Wochen durften die Judoka noch im Erbacher Dojo trainieren, eingeschränkt und unter großem Aufwand mit regelmäßigem Lüften, Desinfizieren. Doch die jungen Sportler und ihre Trainer nahmen alles auf sich, fanden immer wieder neue Lösungen, weil CoronaRegeln und Beschränkungen schon seit einiger Zeit auch das Sporttreiben begleiten. Erst waren Trainingsgruppen auf Personen aus zwei Haushalten beschränkt, dann auf nicht mehr als zwei Personen, was schwierig war, weil nicht einmal mehr ein Übungsleiter mit zwei Sportlern trainieren durfte. Auch am Programm musste man deutliche Abstriche machen, das gewohnte Judotraining war nicht mehr möglich, weil Kontakte nicht erlaubt waren. Noch zulässig waren beispielsweise
Not macht mitunter erfinderisch. Für die Kindergruppen der Erbacher Judoka gibt es schon seit Längerem kein gemeinsames Training mehr, deshalb halten sich die Mädchen und Jungen zu Hause fit. Weil Geschwister und Eltern, die selbst kein Judo betrieben, nur bedingt als Trainingspartner herhalten, hat sich Trainer Damian Rick für die Kindergruppen eine
eine
Fallübungen. „Wir haben versucht, judospezifisch etwas zu machen“, sagt Berken.
Aktuell aber geht nichts mehr im Dojo. Dabei wäre aus Sicht von Berken unter bestimmten Voraussetzungen ein Training in der Halle umsetzbar. Jörg Berken ist nicht nur Trainer, sondern auch Arzt, dazu mit Corona-Schwerpunkt und mit einer Praxis in Ehingen für Kinder- und Jugendliche. Er hat Erfahrungen mit Corona-Tests, hat sie bei unzähligen Kindern und Jugendlichen angewendet. Da vor den Osterferien probeweise an Schulen getestet wurde und dies bei bestimmten Inzidenzen nun verpflichtend sein soll, sammeln die Kinder und Jugendlichen Erfahrungen
Wurfpuppe. Nach Anleitung des Trainers in einer Videoschalte haben die jungen TSV-Judoka zu Hause jeweils eine eigene Wurfpuppe gebastelt, mit der sie üben. Dazu wurde ein gemeinsames Online-Training gestartet, um, wie der Verein sagt, die Motivation zu steigern und die jungen Sportler auf neue Techniken einzustimmen. Und das mit Hilfe der Wurfpuppen. (aw)
Alternative ausgedacht: