Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die perfekte Fantasy-Parallelwe­lt

Vor zehn Jahren lief die erste Folge von „Game of Thrones“im US-Fernsehen – Der Kult ist noch nicht vorbei

- Von Thomas Bremser

BERLIN (dpa) - Bildgewalt­ige Schlachten, hemmungslo­se Gewalt und viel nackte Haut: Das blutrünsti­ge Fantasy-Epos „Game of Thrones“wird in den 2010er-Jahren zum weltweiten Kult. Vor zehn Jahren, am

17. April 2011, hat der US-Sender HBO die erste Episode „Der Winter naht“ausgestrah­lt.

Ein rostiges Metalltor, das sich langsam nach oben öffnet. Drei Reiter mit Fackeln, die einen schneebede­ckten Wald erkunden. Und nach weniger als drei Minuten die ersten Leichentei­le. Wer sich die Anfangsseq­uenz der Premierenf­olge noch einmal anschaut, ist direkt wieder im „GoT“-Kosmos gefangen.

Die kostspieli­ge Serie, die auf den Büchern „Das Lied von Eis und Feuer“von George R. R. Martin basiert, spielt auf dem fiktiven Kontinent Westeros. Hier kämpfen mehrere Herrscherf­amilien, darunter die Lennisters und Targaryens, um die Macht und den Eisernen Thron. Parallel erwacht auch noch eine Armee von Untoten, um alles Leben auszulösch­en.

„Es war eine der ersten Serien, die so eine perfekte, komplizier­te und verschlung­ene Parallelwe­lt erschaffen hat. Jeder Zuschauer konnte sich darin verlieren“, sagt Tom Wlaschiha über den Erfolg der Reihe. Der in Sachsen geborene 47-jährige Schauspiel­er tauchte erstmals in der zweiten Staffel als mysteriöse­r Auftragsmö­rder Jaqen H’ghar auf.

Auch Sibel Kekilli, die in Deutschlan­d durch das Drama „Gegen die Wand“und den Kieler „Tatort“-Krimi bekannt wurde, erreichte durch „Game of Thrones“ein weltweites Publikum. „Es war eine der ersten Serien, die sehr divers und internatio­nal besetzt wurden, ohne das groß zu erklären“, erzählt die 40-Jährige der Deutschen Presse-Agentur rückblicke­nd.

Ihre Figur, die Prostituie­rte Shae, überlebte ganze vier Staffeln. Am Ende wird sie von ihrem Ex-Liebhaber Tyrion Lennister (gespielt von Peter Dinklage) mit einer Kette erdrosselt. „Ich habe nie darüber nachgedach­t, wie viele Staffeln ich dabei sein werde. Als ich dann vom Tod der Figur gelesen habe, war ich schon traurig, aus der ,Game of Thrones‘-Familie auszuschei­den“sagt Kekilli. Das Mordwerkze­ug habe sie damals geschenkt bekommen.

Der zum Teil grausige Tod beliebter Charaktere gehörte bereits seit der ersten Staffel zum Markenzeic­hen der Saga. Eine Auswertung der „Washington Post“ergab, dass im Laufe der Geschichte satte 6887 Charaktere ihr Leben verlieren.

Auch starke Frauenroll­en und die epische Musik wurden immer wieder gelobt. Am Ende gewann die Reihe

eine Rekordzahl von 59 Emmys. Allein in Amerika schauten zwischenze­itlich rund 43 Millionen Menschen pro Folge zu. Städte wie

Belfast, Sevilla oder Dubrovnik, in denen viele Szenen gedreht wurden, verzeichne­ten einen Ansturm.

„Der Hype rund um die Serie hatte viele positive Auswirkung­en auf den kroatische­n Tourismus durch erhöhte Einnahmen und die Entwicklun­g neuer Tourismusp­rodukte und -angebote“, erklärt der Direktor der kroatische­n Zentrale für Tourismus, Romeo Draghicchi­o.

Das Urlaubslan­d an der Adria zählte demzufolge vor zehn Jahren etwa 11,5 Millionen Touristena­nkünfte jährlich. Am Ende der Serie 2019 waren es fast 20 Millionen.

Aber die Reihe, die in Deutschlan­d bei RTLzwei und Sky lief, wurde auch immer wieder kritisiert. Fans bemängelte­n vor allem in der verkürzten Finalstaff­el unglaubwür­dige Entwicklun­gen. Andere regten sich über sehr detaillier­t dargestell­te Gewalt an Frauen auf. „Wenn man solche Dinge nicht sehen will, sollte man Disney-Filme gucken. Es ist einfach das Drehbuch zu einer FantasySer­ie“, entgegnet Sibel Kekilli. Gewalt gehöre zu einer mittelalte­rlichen Darstellun­g dazu. „Es ist nicht immer alles Sonnensche­in.“

Am 19. Mai 2019 wurde die 73. und letzte „GoT“-Folge ausgestrah­lt. „Jede gute Sache muss auch mal zu Ende gehen“, sagt Wlaschiha („Das Boot“) zwei Jahre später. „Man hätte sie sicher endlos weitererzä­hlen können. Aber es ist besser aufzuhören, wenn man erfolgreic­h ist.“

Ganz vorbei ist die Ära allerdings nicht: Schöpfer Martin arbeitet seit Jahren am sechsten Band seiner Reihe, der eventuell zum Weihnachts­geschäft fertig wird. Außerdem kündigte er kürzlich ein Theaterstü­ck an.

Und HBO entwickelt mehrere Ableger der Serie. Der erste, „House of The Dragon“, soll im kommenden Jahr anlaufen.

„Es war eine der ersten Serien, die sehr divers und internatio­nal besetzt wurden, ohne das groß zu erklären.“Sibel Kekilli („Shae“)

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FOTO: HELEN SLOAN/HBO/SKY/DPA Daenerys erscheint mit ihren drei Drachen am Himmel: Drogon, Viserion und Rhaegal. Eine Szene aus der Episode „Jenseits der Mauer“aus der siebten Staffel der Serie „Games of Thrones“. Vor zehn Jahren ist die erste Folge des mittelalte­rlichen Fantasy-Epos gelaufen.
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FOTO: ALEXANDER DEMIANCHUK/IMAGO IMAGES Arbeitet seit drei Jahren am sechsten Band seiner Reihe und kündigte unlängst ein Theaterstü­ck an: George R.R. Martin, der Autor von „Das Lied von Eis und Feuer“.

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