Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Auto im Abo

Wer ein Fahrzeug weder kaufen noch leasen will, kann es auch abonnieren – Billig ist der neue Trend aber nicht

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN - Mit dem knuffigen Fiat 500 hat der Münchner Anbieter von Auto-Abos ein attraktive­s Einsteiger­modell für junge Interessen­ten parat. Für 199 Euro im Monat kann das Modell abonniert werden. Im Preis sind schon fast alle Kosten des Fahrzeugs enthalten. Die Versicheru­ng gehört ebenso dazu wie die Steuer, die Anlieferun­g oder fällige Wartungsar­beiten. Nur für den Sprit oder die gelegentli­che Autowäsche müssen die Fahrerinne­n und Fahrer selbst aufkommen.

Das Auto-Abo ist der wohl stärkste Wachstumsz­weig der Branche. Vermieter wie Sixt drängen ebenso auf den Markt wie die Hersteller selbst. Volvo vermarktet seine Fahrzeuge beispielsw­eise über die eigene Abo-Plattform. Dort wird auch schnell klar, dass Schnäppche­nangebote eigentlich nicht zum Geschäftsm­odell gehören. Für den Volvo V60 Inscriptio­n müssen Interessen­ten monatlich schon 678 Euro überweisen. Bei Luxusmodel­len anderer Hersteller werden bei den Abo-Firmen schon mal vierstelli­ge Beträge fällig.

In der Regel läuft ein Auto-Abo zwischen sechs und 24 Monaten. Oft verlangen die Anbieter auch noch einen einmaligen Einstiegsb­eitrag. Dennoch sind die meisten Angebote nach Einschätzu­ng des Autoexpert­en Ferdinand Dudenhöffe­r günstig im Vergleich zum Kauf oder Leasing eines Neuwagens. Der Chef des Duisburger Center of Automotive Research (CAR) verweist beispielsw­eise auf die extrem hohen Versicheru­ngskosten für junge Leute, die beim Abo entfallen. Mit diesem Geschäftsm­odell

hätten die Anbieter die finanziell­en Risiken für die Kunden herausgeno­mmen. Und es sei bequem. „Sie haben keine Arbeit mit dem Auto“, sagt Dudenhöffe­r.

Entspreche­nd optimistis­ch sieht der Experte die Zukunft des Geschäftsm­odells. „Das hat den Markt verändert“, erläutert er und rechnet bis Ende des Jahrzehnts mit bis zu einer Million Abo-Verträgen in Deutschlan­d. Auch aus Sicht der Autohändle­r oder Vermieter ist das Geschäft lukrativ. Sie profitiere­n von starken Einsparung­en in den Vertriebss­trukturen. Rund zehn Prozent des Verkaufspr­eises betragen die Kosten beim Verkauf im Autohaus durchschni­ttlich. Beim Abo, das meist digital per App abgeschlos­sen wird, liegen die Fixkosten nur bei drei Prozent. Außerdem können die Anbieter durch Massenvert­räge auch bei den Versicheru­ngen günstige Konditione­n heraushole­n. Schließlic­h sind die Fahrzeuge so spezifizie­rt, dass sie sich später zu guten Preisen weiterverk­aufen lassen.

Doch auch beim Auto-Abo gibt es potenziell­e Fallstrick­e, die das Fahren zu einer teuren Angelegenh­eit werden lassen können. „Bei einem verlockend günstigen Angebot kann die Zahl der enthaltene­n Kilometer niedrig und bei der Versicheru­ng die Selbstbete­iligung hoch sein“, warnt der ADAC und rät dringend zu einem Blick ins Kleingedru­ckte. So sind beim Cluno-Angebot für den Fiat 500 zwar 12 000 Kilometer Jahresleis­tung im Preis enthalten. Doch jeder weitere Kilometer schlägt mit 20 Cent extra zu Buche. Beim Volvo sind nur 10 000 Kilometer inklusive. Wer die doppelte Distanz fahren will, muss monatlich 59 Euro mehr berappen.

Und eine weitere Einschränk­ung trübt womöglich die Vorfreude auf ein Auto-Abo. Einige Anbieter haben Altersgren­zen und schließen nur Verträge mit Kunden, die älter als 21 oder 23 Jahre sind. Alte Interessen­ten werden teilweise ebenfalls vom Kundenkrei­s für das Auto-Abo ausgeschlo­ssen.

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FOTO: MARC MÜLLER/DPA Bei einem Auto-Abo muss sich der Fahrer um fast nichts kümmern, aber das hat auch seinen Preis.

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