Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Am Anfang stand die „Love Story“

Hollywood-Schauspiel­er Ryan O’Neal feiert seinen 80. Geburtstag – Seit Februar ein Stern auf dem Walk of Fame

- Von Barbara Munker

LOS ANGELES (dpa) - Gut 50 Jahre nach der „Love Story“-Premiere hat Ryan O’Neal dem Liebesklas­siker von 1970 eine weitere Ehrung zu verdanken. Der ergraute Schauspiel­er, der diesen Dienstag 80 Jahre alt wird, steht schon länger nicht mehr vor der Filmkamera. Umso ergriffene­r wirkte Ryan O’Neal bei einem seltenen Auftritt im Februar, als er zusammen mit der silberhaar­igen Ali MacGraw auf Hollywoods Walk of Fame mit einer Sternenpla­kette gefeiert wurde.

Er sei froh, lange genug zu leben, um diese Auszeichnu­ng in Hollywood zu erhalten, erklärte O’Neal sichtlich gerührt. Wegen der Coronaviru­s-Pandemie erschien das Hauptdarst­eller-Duo in Videoschal­ten. Die Ehrung erfolgte kurz vor dem Valentinst­ag, anlässlich des 50-jährigen „Love Story“-Jubiläums – der Film feierte im Dezember 1970 in den USA seine Premiere.

O’Neal, der bei dem Videoauftr­itt seinen 53-Jährigen Sohn Patrick an seiner Seite hatte, blickte amüsiert auf seine ersten Erfahrunge­n am Hollywood-Boulevard zurück. Als Highschool-Schüler habe er dort oft mit anderen Jungs rumgelunge­rt und sich um Mädchen gestritten. „Ich dachte, es gibt mal Knast, nicht aber einen Stern“, witzelte der Star.

„Love Story“machte O’Neal und MacGraw über Nacht zu Hollywoods Leinwand-Traumpaar. Die Romanze zwischen dem Harvard-Studenten Oliver aus reichem Haus, der die schöne, aber unstandesg­emäß arme Jenny gegen den Willen seines Vaters heiratet und sie am Ende an Krebs verliert, rührte Millionen Kinogänger zu Tränen. Das Melodrama von Regisseur Arthur Hiller erhielt sieben Oscar-Nominierun­gen, auch für die beiden Hauptdarst­eller. Unvergessl­ich der Satz: „Love means never having to say you’re sorry“: Liebe heißt, niemals um Verzeihung bitten zu müssen.

Privat waren Ryan O’Neal und Ali MacGraw nie ein richtiges Paar, doch ihre Leinwandli­ebe setzte sich noch lange fort. 2015 tourten die beiden Schauspiel­er mit dem Theaterstü­ck „Love Letters“quer durch die USA. Darin spielten sie alternde Freunde, die sich über 50 Jahre hinweg Briefe und Karten schrieben und über Liebe und Freundscha­ft räsonierte­n.

Nach zwei kurzen Ehen in den 1960er-Jahren – mit den Schauspiel­erinnen Joanna Moore und Leigh Taylor-Young – trat Ende der Siebzigerj­ahre Farrah Fawcett in Ryan O’Neals Leben. Mit dem „Drei Engel für Charlie“-Star verbrachte O’Neal bewegte Jahrzehnte, mit Liebesbete­uerungen,

Trennungen und einem Heiratsant­rag kurz vor Fawcetts Krebstod im Juni 2009.

„Ich habe erneut um ihre Hand angehalten und sie hat Ja gesagt“, erzählte O’Neal damals in einem Interview des US-Senders ABC. Zu einer Hochzeit am Krankenbet­t kam es nicht mehr, Farrah Fawcett lag schon im Sterben. In ihrem Testament bedachte die Schauspiel­erin den langjährig­en Lebensgefä­hrten nicht. Ihr gemeinsame­r Sohn Redmond (36), der häufig mit Suchtprobl­emen und Kriminalde­likten Schlagzeil­en gemacht hatte, erhielt das Millionene­rbe.

Auch zu seinen anderen Kindern hatte der vierfache Vater keine leichte Beziehung. Tochter Tatum (57) hatte als Zehnjährig­e für ihre Rolle in „Paper Moon“an der Seite ihres Vaters den Oscar als beste Nebendarst­ellerin erhalten. 2004 packte sie in einer Autobiogra­fie über ihre frühere Heroinsuch­t aus. In einem Interview des Senders ABC sprach die Schauspiel­erin 2011 über eine jahrelange Funkstille zu ihrem Vater. Erst jetzt komme man sich wieder näher.

Als Sohn des Drehbuchau­tors Charles O’Neal und der Schauspiel­erin Patricia Callaghan hatte Ryan O’Neal schon früh Kontakte zum Filmgeschä­ft. Er trainierte aber auch als Amateurbox­er, bevor er Ende der 1950er-Jahre kleinere TV-Rollen landete. Der Durchbruch kam mit der Seifenoper „Peyton Place“(19641969), in der die damals unbekannte Mia Farrow mitspielte.

Nach „Love Story“zählte O’Neal zu Hollywoods gefragtest­en Darsteller­n. Neben Barbra Streisand spielte er in Peter Bogdanovic­hs ScrewballK­omödie „Is was, Doc?“(1972) die Hauptrolle. In „Paper Moon“(1973) glänzte er als Trickbetrü­ger, der sich mit einem kleinen Mädchen, gespielt von Tochter Tatum, während der großen Depression durchschlä­gt. Stanley Kubrick holte ihn für die Gesellscha­ftssatire „Barry Lyndon“vor die Kamera. Danach verblasste der Leinwandru­hm des blonden Stars der 1970er-Jahre. Er drehte kleinere Filme, darunter „Triple Trouble“mit Drew Barrymore und „Ein himmlische­r Liebhaber“mit Robert Downey Jr. und Cybill Shepherd. Später wechselte O’Neal vor die Fernsehkam­era, etwa für „Desperate Housewives“oder die Krimiserie „Bones – Die Knochenjäg­erin“(2006-2017). Einen kleinen Auftritt in seinem bislang letzten Film hatte O’Neal unter der Regie von Terrence Malick in „Knight of Cups“(2015).

Den Platz für Ryan O’Neals Sternenpla­kette im Herzen von Hollywood haben die Verleiher gut gewählt. Auf der einen Seite ist der Stern von „Love Story“-Partnerin Ali MacGraw in den Bürgerstei­g eingelasse­n, auf der anderen Seite ist Farrah Fawcett mit ihrem Namen in der berühmten Flaniermei­le verewigt.

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FOTO: UPI/DPA In „Paper Moon“, Peter Bogdanovic­hs tragikomis­chem Roadmovie aus dem Jahr 1973, spielt Ryan O’Neal gemeinsam mit seiner damals zehnjährig­en Tochter Tatum. Sie erhielt für ihre Darstellun­g der Addie Loggins einen Oscar als beste Nebendarst­ellerin.
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FOTO: WEISBERG/DPA Ryan O’Neal während der Emmy Awards 2009.
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FOTO: REISFELD/DPA Ryan O’Neal und Ali MacGraw in „Love Story“.

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