Integration leidet unter Corona
Unterm Strich gelinge sie aber im Alb-Donau-Kreis – Forderung an Land wegen Förderung
● ALB-DONAU-KREIS - Menschen, die in den vergangenen vier Jahren aus anderen Ländern nach Deutschland flüchteten, können sich glücklich schätzen, wenn sie im Alb-DonauKreis gelandet sind. Zumindest konnte sich dieser Eindruck aufdrängen für Zuhörer, die am Montag die digitale Sitzung des Kreistag-Ausschusses für Bildung und Kultur verfolgten.
Anlass war eine Bilanz, die der Ausschuss nach vier Jahren „Integrationsmanagement“im Alb-DonauKreis zog. Nicht jedoch, weil dieses Programm – der Kreis ist auf diesem Feld federführend Ansprechpartner und Organisator – demnächst ausläuft, sondern weil das Gegenteil der Fall ist. Kreisverwaltung wie Kreistagsmitglieder hoffen inständig, dass das Integrationsmanagement verstetigt wird, sprich: auf Dauer angelegt werden kann.
Viele Redner sowie Landrat Heiner Scheffold betonten an mehreren Stellen, dass die bisherigen Bemühungen im Kreis, die geflüchteten Menschen zu begleiten, bis sie auf eigenen Beinen stehen, weitergeführt werden müssten. Das ist das Ziel des „Integrationsmanagements“. „Integration ist eine Daueraufgabe“, sagte etwa Ausschussmitglied Romy Wurm, Bürgermeisterin von Rechtenstein. Ein Problem besteht dabei allerdings: Es ist nicht Sache des Kreises, dies zu entscheiden.
Vielmehr sei das Land gefragt, sagte Heiner Scheffold. Denn das Programm wird in erster Linie vom Land bezahlt. Dieses müsste, so
Scheffold, bereit sein, für „eine Dauerfinanzierung“aufzukommen. Eigentlich hätte er diesen Wunsch direkt im Ausschuss an eine Person adressieren können, die auch auf Landesebene handelt und Einfluss hat – Manuel Hagel. Diese Gelegenheit ließ der Landrat allerdings verstreichen. Immerhin: Es herrscht auch noch keine akute Dringlichkeit. Die Förderung seitens des Landes läuft noch bis 2023/24.
Etwaigen Kritikern, die behaupten, dass das Programm einzustellen sei, weil derzeit deutlich weniger Menschen nach Deutschland fliehen als noch vor wenigen Jahren, nahm Landrat Scheffold den Wind aus den Segeln. Erstens sei die Arbeit mit den schon im Kreis lebenden Geflüchteten und ihren Kindern noch lange nicht zu Ende, und zweitens: Wer wisse schon, ob nicht doch in absehbarer Zeit die Zahl der nach Deutschland Flüchtenden wieder steige. „Warten wir es ab.“
Eine wichtige Säule des Integrationsmanagements machen die Integrationsmanager aus. Sie sind vor Ort in den Gemeinden oft die ersten Ansprechpartner für Geflüchtete. Und ziemlich stark beschäftigt. Seit 2018, als der „Pakt für Integration“beschlossen wurde, haben sie im Alb-Donau-Kreis rund 43 000 Gespräche mit Geflüchteten geführt. Dabei ging es in den meisten Fällen um die Themen Kinder, Gesundheit und Finanzen. Im Moment betreuen die Integrationsmanager im Kreis 1745 Menschen. Der Großteil von ihnen ist männlich (61 Prozent), die meisten kommen aus Syrien (43 Prozent), gefolgt von Afghanistan und dem Irak.
Doch so rund die Arbeit mit den Zugewanderten vor Ort auch läuft, so herausfordernd stellt sich diese besonders jetzt in der Coronapandemie dar. Corona behindert die Integration massiv. Denn es könnten kaum Begegnungen stattfinden, die so wichtig seien für gelingende Integration. Eine eigentlich geplante „Begegnung der Kulturen“im Alb-Donau-Kreis habe abgesagt werden müssen, sagte Heiner Scheffold.
Was womöglich noch viel schwere wiege sei aber der Umstand, dass die Stellen, an denen Integration am wirksamsten stattfindet, derzeit coronabedingt die Schotten dicht gemacht haben – Sport- wie Musikvereine, DRK-Gruppen oder andere Institutionen, die Bürgern ansonsten offen stehen.
Auch die eigentliche Beratungsarbeit leide unter der Krise. Doch Vieles könne durch Treffen und Austausch im digitalen Raum abgefedert werden. Einen Fokus legen die Integrationsmanager auf die Frauen. Doch auch das falle pandemiebedingt schwerer: Diese an der einen oder anderen Stelle aus dem „Verborgenen“heraus zu holen, wie es Landrat Scheffold formulierte.
Lob heimsten die Integrationsmanager auch von Ehingens Bürgermeister Sebastian Wolf ein. Das geleistete Angebot sei ein „sehr wertvolles“. Auch die Laichinger Kreisrätin Gisela Steinestel befand: Das Zusammenspiel der verschiedenen Stellen, die eingebunden sind, funktioniere „sehr gut“.