Tests für Mitarbeiter: Firmen setzen schon lange darauf
Unternehmen in der Region setzen viel daran, ihre Mitarbeiter zu schützen – Doch es gibt auch Kritik über die Regelungen
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RAUM MUNDERKINGEN - Unternehmen und Behörden müssen Beschäftigten, die nicht ausschließlich im Homeoffice arbeiten, ab sofort und regelmäßig einen Corona-Test anbieten. Für viele Unternehmen in der Region ändert sich durch die neue Regelung, die das Bundeskabinett vergangene Woche beschloss, nicht viel. Schon lange gibt es entsprechende Schutzmaßnahmen, denn einen plötzlichen Ausfall gleich mehrere Arbeiter aufgrund eines Corona-Ausbruchs will jede Firma unbedingt vermeiden.
Für die Firma Geba Bartholomäus GmbH in Emerkingen beispielsweise ändert sich durch die Testangebotspflicht im Grunde nichts. „Wir machen das schon seit drei Wochen“, sagt Gesellschafterin Andrea Fiderer. So testen sich alle Mitarbeitenden zweimal wöchentlich – montags- und donnerstagsfrüh – und bringen den Streifen mit dem Ergebnis mit in die Firma. „Ich selbst habe mich beim Arzt einweisen lassen und eine Bescheinigung erhalten, dass ich alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterweisen darf.“Das funktioniere sehr gut. Die Testungen morgens in der Firma vorzunehmen, wäre ein zu großer Aufwand. Der Spezialist für die Fertigung von Brandschutz- und Lüftungstechnik hat derzeit 102 Beschäftigte. Kritik übt Andrea Fiderer allerdings an der Politik: „Es gab bislang keinerlei Unterstützung. Kein Schreiben mit Informationen, wie so eine Testung aussehen könnte oder wo man die Tests herbekommt. Wir müssen uns um alles selbst kümmern.“Gerade der Bezug der Testkits sei vor allem anfangs nicht leicht gewesen. „Wir haben erst mal gar nicht genügend bekommen.“
Außerdem werde die Wirtschaft in der Öffentlichkeit in ein viel zu schlechtes Licht gestellt: „Wir setzen schon seit Beginn der Pandemie alle erdenklichen Corona-Schutzmaßnahmen um. Wir haben zwischen den Arbeitsplätzen Schutzwände installiert, für die Fertigung spezielle Lüftungsgeräte gekauft, im Haus darf man nur mit Maske unterwegs sein. Wir messen jeden Morgen bei allen unseren Mitarbeitenden die Temperatur mit einem Stirnthermometer und schicken sie – was bisher noch nicht sein musste – schon bei leichtem Fieber wieder nach Hause. Man kann uns wirklich nichts vorwerfen, und das gilt auch für die anderen Unternehmen, die ja auch im eigenen Interesse für den Schutz ihrer Belegschaft sorgen. Würde uns zum Beispiel eine Infektionswelle erfassen, stünde die ganze Produktion still. Das können wir uns gar nicht leisten.“ Im Fernsehen werde es aber immer wieder so dargestellt, als tun die Firmen nichts. „Dem ist bei Weitem nicht so“, so Andrea Fiderer. Auch in Sachen Homeoffice unternehme man bei Geba in Emerkingen das Möglichste. 80 Prozent der Belegschaft sei in der Fertigung tätig, da gehe das natürlich nicht. Aber die Büroarbeit finde – so gut es geht – zu Hause statt. Nicht zuletzt sei die Firma auch sofort bereit, Impfungen anzubieten, wenn das irgendwann erlaubt sein sollte. „Wir stehen hierzu in ständigem Austausch mit unserem Betriebsarzt“, sagt Andrea Fiderer.
Obwohl in den Hotels und Flughäfen, die mit zu den wichtigsten Kunden von Geba gehören, seit über einem Jahr so gut wie Stillstand herrsche, sei man in Emerkingen wirtschaftlich noch sehr gut durchs Corona-Jahr 2020 gekommen. „Ich kann aber nicht sagen, welche Auswirkungen das aufs nächste Jahr hat“, erklärt die Gesellschafterin.
Auch für die Firma Etimex Technical Components in Rottenacker sind Corona-Tests nichts Neues, betont Geschäftsführer Gerd Sczepanski: „Seit einem Jahr testen wir – in starker Abstimmung mit den Betriebsärzten und den weiteren Standorten unseres Unternehmens – zum Beispiel die Reiserückkehrer aus Risikogebieten oder die Beschäftigten bei grippeähnlichen Symptomen.“Man habe auch schon eine Kontaktperson getestet, die vom Gesundheitsamt nach zehn Tagen aus der Quarantäne entlassen worden war und in den Betrieb hätte zurückkehren sollen. „Das Testergebnis war positiv“, sagt Sczepanski. Alle Tests nehme man in der Firma vor. „Wir möchten das unter Kontrolle haben“, erklärt Sczepanski. „Und wir verwenden nach Absprache mit unseren Betriebsärzten auch nur höherwertige Tests mit tieferen Rachenoder Nasenabstrichen, weil wir unbedingt falsch positive Tests verhindern wollen.“Welche Folgen diese haben können, verdeutlicht er an einem Rechenbeispiel: „Es sind wohl zwei Prozent der gewöhnlichen Tests falsch positiv. Bei unseren 175 Beschäftigten in Rottenacker wären das mehr als drei Fälle.“Und die könnten den Produktionsablauf gehörig durcheinanderbringen.
Auch über die Tests hinaus setze man die Corona-Schutzvorschriften gewissenhaft um, beteuert der Geschäftsführer. „Wir machen sogar mehr als verordnet.“So habe man sehr schnell Sichtschutzwände installiert und die Mitarbeitenden – wo möglich – ins Homeoffice geschickt. Auch sei man längst bereit, Impfungen im Betrieb vorzunehmen. „Unser Betriebsarzt, der auch eine Hausarztzulassung hat, würde es sofort machen, unsere Beschäftigten haben die Anamnesebögen längst ausgefüllt.“Nur: Es fehle an Impfstoff und einer klaren Ansage der Politik, „wie es weitergehen soll“.
Dennoch ist Gerd Sczepanski guter Dinge, auch in den nächsten Wochen Corona aus dem Unternehmen fernhalten zu können: „Wir hatten auch schon länger keine Fälle mehr.“Was die Testangebotspflicht betrifft, plane man bei Etimex in Rottenacker mit einem Test je Woche pro Mitarbeiter, „so lange es keine andere Vorschrift oder einen höheren Bedarf unserer Beschäftigten gibt.“Allerdings erfordere das einen hohen personellen Aufwand. „Anfangs hat das nur unser Betriebsarzt gemacht. Wir haben aber schnell festgestellt, dass das nicht reicht, und auch Mitarbeiter in den Testverfahren geschult“, sagt der Geschäftsführer und gibt auch Kritisches über die Politik zu Protokoll: „Wenn man die Gesetze allein auf Basis der Inzidenzwerte macht, obwohl man gleichzeitig ja mehr testet, frage ich mich schon, ob das funktioniert.“
Nichts Neues ist die nun eingeführte Testangebotspflicht auch für Peter Kaufmann, Geschäftsführer der Kaufmann GmbH. „Wir bieten schon seit mehreren Wochen freiwillige Tests für unsere Mitarbeiter an. Wir haben dafür einige Selbsttests gekauft und informiert, wo es Teststationen in der Nähe gibt“, berichtet Kaufmann. Jeder Mitarbeiter, der regelmäßig ins Büro kommt, lasse sich ein- bis zweimal in der Woche testen. Und das macht einen Großteil der Büromitarbeiter aus, denn laut Kaufmann sind aktuell nur rund 20 bis 30 Prozent dieser Belegschaft im Homeoffice. „Wir bieten es natürlich jedem an, von zuhause aus zu arbeiten. Aber die Meisten wollen das gar nicht, sie kommen gerne ins Büro“, erzählt der Geschäftsführer.
Den Mitarbeitern deshalb ein Testangebot zu ermöglichen, sei für ihn selbstverständlich, schließlich gehe es auch um das Interesse des Unternehmens, keine großen Ausfälle zu haben. Peter Kaufmann ist stolz auf seine 130 Mitarbeiter. „Wir sind ein richtig cooles Team, das kann ich auch nach einem Jahr Pandemie sagen“, so der Geschäftsführer.
Was jedoch jedem immer mehr fehle, seien die gemeinsamen Erlebnisse außerhalb der Arbeitszeit, ein Feierabendbier oder eine Firmenfeier. „Die Sehnsucht danach ist groß und wir sprechen immer wieder davon: Sobald die Pandemie vorbei ist, wollen wir unbedingt zusammen feiern.“Die soziale Komponente fehle auch in den Geschäftsbeziehungen. Das klassische Richtfest, das zu seiner Branche gehört, habe man schon lange nicht mehr feiern können, so Kaufmann.