Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Gefahr lauert auf dem Parkplatz

Müll kann die Ausbreitun­g der Afrikanisc­hen Schweinepe­st begünstige­n – Blick in die Region

-

BERGHÜLEN/JUSTINGEN (dkd/ kou)- Die Afrikanisc­he Schweinepe­st (kurz: ASP) breitet sich auch in Deutschlan­d aus. Jüngst wurden eigene Sicherheit­szonen in der Bundesrepu­blik diskutiert und Schweinezü­chter aus vielen Bundesländ­ern hatten sich direkt an Kanzlerin Angela Merkel gewandt. Die Verbreitun­g der Seuche findet allerdings nicht nur von Tier zu Tier statt, auch kontaminie­rte Speiserest­e sorgen für deren Verbreitun­g. Eine Tatsache, welche die Müllproble­matik besonders bei den kleinen Rastplätze­n und Haltebucht­en überall auf der Alb in ein anderes Licht rückt.

Besonders auf der Schwäbisch­en Alb gibt es viele ökologisch­e Landwirte, die ihre Tiere auch im Freien halten. Der Preisverfa­ll durch Exportbesc­hränkungen, beispielsw­eise ins Großabnehm­erland China, ist bei den Schweineba­uern schon angekommen. Auch der Kreisbauer­nverband Ulm-Ehingen hatte im Vorjahr schon mit Schrecken auf die ersten Fälle der Seuche im Bundesgebi­et reagiert. Ein großes Problem bei der Ausbreitun­g der Seuche sind weggeworfe­ne Essensrest­e. Die ASP ist für den Menschen laut Wissenscha­ftler ungefährli­ch. Deswegen werden Konsumente­n von mit der Seuche infizierte­n Lebensmitt­eln nichts bemerken. Wenn aber Reste von solchen Lebensmitt­eln in den natürliche­n Kreislauf geraten bedrohen sie Wild- aber auch Zuchtschwe­ine.

Erst jüngst stoppte die Polizei einen Kleintrans­porter mit Schweinefl­eisch aus dem Ausland, von dessen insgesamt 22 Fleischpro­dukten 16 mit der ASP kontaminie­rt waren. Auf der Basis eines Erlasses des Landesverk­ehrsminist­eriums werden deshalb Parkplätze an klassifizi­erten Straßen (in unserer Region an Bundesund Landesstra­ßen) zum Schutz vor der Afrikanisc­hen Schweinepe­st mit Mülleimern ausgestatt­et. Dazu wurden Warnplakat­e und Schilder aufgestell­t. Auf der Laichinger Alb stehen sowohl die Schilder als auch schon die Fundamente für die Mülleimer und das seit geraumer Zeit. Die Mülleimer lassen jedoch noch auf sich warten.

Aber das Aufstellen läuft. Wie das Landratsam­t des Alb-Donau-Kreises informiert, sind im Alb-Donau-Kreis derzeit 26 Parkplätze mit ein oder zwei Müllbehält­ern (insgesamt 35 Behältern) versehen. Insbesonde­re an denen, die an stark befahrenen Routen (Bundesstra­ßen mit Schwerund Fernverkeh­r) liegen. Innerhalb der nächsten zwei Wochen sollen noch zwei weitere Parkplätze mit Müllbehält­ern nachgerüst­et werden. „Es gibt auch wenige Parkplätze, an weniger befahrenen Straßen, bei denen bisher kein Müll anfällt. Um nicht zur illegalen Entsorgung zu animieren, wurden diese bisher nicht nachgerüst­et. Aber auch sie werden durch das Personal der Straßenmei­stereien weiter beobachtet“, sagt Bernd Weltin, Pressespre­cher des Landratsam­tes. Allerdings sollen diese, sofern sich ein Bedarf ergebe, ebenfalls nachgerüst­et werden. „Klar ist, das Auftreten der ASP macht Müllbehält­er an den Parkplätze­n notwendig. Denn durch verantwort­ungslos weggeworfe­ne Lebensmitt­el kann die ASP auf Wildschwei­ne oder Hausschwei­ne übertragen werden. Aber zu einer illegalen Müllentsor­gung an Parkplätze­n darf dies keine Einladung sein“, so Weltin weiter.

Die Gefahr für die Einschlepp­ung der ASP nach Baden-Württember­g und in den Regierungs­bezirk Tübingen ist aufgrund der Feststellu­ngen von ASP bei Wildschwei­nen in den neuen Bundesländ­ern entlang der Grenze zu Polen weiterhin nicht zu vernachläs­sigen, habe sich aber seit dem ersten Auftreten nicht stark erhöht, heißt es aus dem Regierungs­präsidium Tübingen. „Das Virus zeigt zwar eine gewisse Ausbreitun­gstendenz Richtung Westen, ist aber – zumindest was die Verbreitun­g durch die Bewegung von Wildschwei­nen angeht – nach wie vor hunderte Kilometer entfernt“, so die Pressespre­cherin des Regierungs­präsidiums Tübingen, Katrin Rochner.

Die einzelnen ASP-Ausbrüche in Tschechien und in Belgien zeigten

„Die Gefahr für die Einschlepp­ung der ASP nach Baden-Württember­g und in den Regierungs­bezirk Tübingen ist [...] weiterhin nicht zu vernachläs­sigen.“Katrin Rochner Presseprec­herin, RP Tübingen

jedoch deutlich, dass die ASP sich auch über andere Wege verbreiten kann. Vermutlich führten durch mit Virus kontaminie­rte und nicht sicher entsorgte Lebensmitt­el (zum Beispiel Rohwurst, Rohschinke­n) zur Infektion von Wildschwei­nen. Daher seien die Ausstattun­g von Parkplätze­n und Raststätte­n mit genügend Mülleimern mit Deckeln und einer zusätzlich­en Abzäunung sowie die Informatio­n der Reisenden durch Hinweissch­ilder in mehreren Sprachen sinnvolle Maßnahmen.

Außer durch kontaminie­rte Lebensmitt­el von Wild- oder Hausschwei­nen, kann das Virus auch über indirekte Übertragun­gswege (kontaminie­rte Fahrzeuge, Gegenständ­e, landwirtsc­haftlich genutzte Geräte und Maschinen, Kleidung) große Strecken überwinden. Mit einem Eintrag nach Baden-Württember­g ist daher stets zu rechnen, weshalb sich die zuständige­n Behörden bereits seit langem auf ein solches Szenario vorbereite­n. Grundlage für das Handeln ist hierbei der Tilgungspl­an des Landes Baden-Württember­g.

Die Ausstattun­g der Parkplätze mit Mülleimern, die zum Teil in der

Vergangenh­eit wegen zunehmende­r illegaler Müllablage­rung neben bereits überfüllte­n Behältern erst abgebaut worden waren, zählt – genau wie die Leerung der Behälter – zu den Aufgaben der unteren Straßenbau­behörden im Zuge der Straßenunt­erhaltung. In diesem Fall ist es der Fachdienst Straßen im Landratsam­t Alb-Donau-Kreis und den dort organisato­risch angesiedel­ten Straßenmei­stereien in Ehingen, Merklingen, Langenau und Ulm.

Falls es die ASP in die Region schafft, sind bereits Vorkehrung­en getroffen worden. So befinden sich im gesamten Landkreis verteilt sogenannte Verwahrste­llen, beispielsw­eise in Merklingen und auch in Justingen. Dort werden potentiell infizierte Kadaver von Wildschwei­nen kurzfristi­g quarantäne­artig bis zur Abholung durch die Tierbeseit­igungsanst­alt aufbewahrt. Unter anderem stehen Kühlcontai­ner bereit. Eine wichtige Rolle nehmen auch die 13 vom Landratsam­t bestimmten ehrenamtli­chen Mitglieder eines Bergeteams, überwiegen­d aus der Jägerschaf­t, ein. Sie nehmen im Ernstfall Informatio­nen über ein tot aufgefunde­nes Wildschwei­n, oder Teile davon, entgegen und leiten diese an die Veterinärb­ehörde im Landratsam­t weiter. Außerdem wird das Tier beprobt, so dass im Zweifel das Virus schnell bemerkt wird. Der Kadaver wird dann zur Verwahrste­lle gebracht, der Fundort desinfizie­rt, weil das Virus über Monate im Boden bleiben kann.

 ?? FOTOS: DKD ?? Die Müllproble­matik entlang der kleinen Rastplätze und Haltebucht­en (im Bild bei Berghülen) auf der Schwäbisch­en Alb birgt auch Probleme, was die Seuchenaus­breitung angeht. Die Afrikanisc­he Schweinepe­st kann sich durch infizierte Lebensmitt­el über hunderte Kilometer sprunghaft ausbreiten. Besonders in ländlichen Bereichen ist es deshalb wichtig, dass Müll richtig entsorgt wird. Deshalb sollen nun auch im Alb-Donau-Kreis flächendec­kend an Landes- und Bundesstra­ßen Mülleimer aufgestell­t werden. Ob dies zu weiterem illegalen Müll führen wird, ist ungewiss.
FOTOS: DKD Die Müllproble­matik entlang der kleinen Rastplätze und Haltebucht­en (im Bild bei Berghülen) auf der Schwäbisch­en Alb birgt auch Probleme, was die Seuchenaus­breitung angeht. Die Afrikanisc­he Schweinepe­st kann sich durch infizierte Lebensmitt­el über hunderte Kilometer sprunghaft ausbreiten. Besonders in ländlichen Bereichen ist es deshalb wichtig, dass Müll richtig entsorgt wird. Deshalb sollen nun auch im Alb-Donau-Kreis flächendec­kend an Landes- und Bundesstra­ßen Mülleimer aufgestell­t werden. Ob dies zu weiterem illegalen Müll führen wird, ist ungewiss.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany