Schwäbische Zeitung (Ehingen)

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Mit dem Ausbau einer Scheune zur Wohnung erfüllt sich Sven Rust einen Traum – und gewinnt damit einen Preis

- Von Simon Schwörer

LAUPHEIM - Es ist ein Projekt, auf das Sven Rust merklich stolz ist. Der Dachdecker­meister aus Laupheim baute den Heuboden einer Scheune auf dem Hof, auf dem er aufwuchs, zu einer modernen Wohnung aus. Ein Projekt, das viel Arbeit in der Freizeit bedeutete. Nun hat der 42Jährige mit dem Ausbau den Sanierungs­preis 2020 gewonnen, mit dem die Rudolf Müller Mediengrup­pe mit Sitz in Köln jährlich herausrage­nde Sanierungs­projekte auszeichne­t.

Rust, Inhaber einer Dachdecker­ei und Laupheimer Stadtrat, freut sich über den Preis, der ihm Anfang März verliehen wurde. „Mich hat daran gereizt, etwas Einzigarti­ges zu schaffen und zu zeigen, was ich handwerkli­ch selbst leisten kann.“Damit wollte er seine Arbeit nicht nur deutschlan­dweit präsentier­en, sondern auch Menschen in der Region überzeugen, dass beruflich nicht nur die Industrie, sondern auch der Bau attraktiv sein kann. „Die Industrie zahlt viel Geld und nimmt uns die Handwerker weg“, sagt er. „Das ist für uns ein Riesenprob­lem.“Von der der Auszeichnu­ng soll auch seine Dachdecker­ei profitiere­n. „Das ist für uns eine super Sache, weil wir das gut fürs Marketing einsetzen können“, glaubt er.

Zwar gebe es für den Sanierungs­preis kein Preisgeld. Aber: „Es muss doch nicht immer nur ein finanziell­er Anreiz sein“, findet Rust. „Für mich ist die Auszeichnu­ng Lob genug.“Sie unterstrei­che, dass bei Idee und Umsetzung alles richtig gemacht worden sei. „Der Preis ist für mich emotional schon sehr wertvoll“, sagt er.

Die Trophäe wurde Rust persönlich in Laupheim überreicht. Bei der Übergabe drehte ein Kamerateam direkt ein Video über seinen Umbau, das bei der späteren virtuellen Preisverle­ihung dem Publikum präsentier­t wurde. Denn wegen der Pandemie fand statt des sonst üblichen Galaabends in Köln alles nur digital statt. Rust sieht es positiv: „Dadurch konnten Freunde und Bekannte daran teilnehmen.“

Die können nach Ende der Kontaktbes­chränkunge­n das Gewinnerpr­ojekt auch mal aus der Nähe betrachten. 340 Quadratmet­er Wohnfläche umfasst die entstanden­e Wohnung, die auf der unteren Etage einen großen offenen Bereich aus Wohnund

Esszimmer sowie Küche beherbergt. Nach hinten hin abgesetzt befinden sich dort zudem ein Badezimmer, zwei Kinderzimm­er, ein Gästezimme­r und ein Technik-raum. In einer Erhöhung finden zudem ein Ankleidezi­mmer, ein Schlafzimm­er und ein zweites Badezimmer Platz. Grund für das zweite Bad: „Wenn wir mal Kinder haben sollten oder Gäste kommen, haben die ihr eigenes Bad und man geht sich nicht im Weg um“, meint Rust, der mit seiner Frau in der Wohnung lebt.

Dabei kennt Rust die Dürnachhöf­e

schon von Kindesbein­en an, wuchs dort auf. „Als Kind habe ich auf diesem Heuboden gespielt und habe ihn nie aus den Augen verloren“, erinnert er sich. Als Freund von hellen und hohen Räumen ließ der Dachdecker über die vergangene­n Jahre seinen Traum wahr werden. Der Heuboden sei nicht genutzt worden und finde nun als Wohnung in Zeiten knappen Wohnraums wieder eine Verwendung. „Aber natürlich ist es dekadent zu sagen, dass das ein luftleerer Raum war. Auf dieser Wohnfläche haben andere zwei ganze Wohnhäuser“, gibt er zu. Dennoch wertete die Jury des Sanierungs­preises diesen Aspekt des Projektes positiv. Die Umnutzung zum Wohnraum führe vorhandene Ressourcen einer sinnvollen Verwendung zu, heißt es zum Gewinnerpr­ojekt. „Zudem lässt diese Arbeit das Herz des Handwerker­s höher schlagen, denn die Aufgaben sind anspruchsv­oller, individuel­ler, spannender – das handwerkli­che Können ist gefordert und kann gezeigt werden.“

Können beweist Rust mit seinem Scheunenau­sbau. Vieles habe er selbst gemacht, etwa den Innenausba­u oder die Holzarbeit­en, erzählt er. Teilweise holte er sich die Unterstütz­ung umliegende­r Firmen dazu. Aufwendig sei etwa das Fliesenleg­en gewesen, bei dem ihn ein Bekannter unterstütz­te. Der Grund: „Das sind großformat­ige Fliesen mit 1,20 Meter mal 1,20.“Herausford­ernd sei zudem oft die Logistik gewesen, sagt er. Etwa Badewannen oder lange Balken durch die Wohnung zu befördern. Positiv sieht Rust an seinem Projekt, „dass so eine alte Scheune leer ist und nicht großartig entkernt werden muss“. Wer etwa ein altes Haus umbaue, müsse dagegen eher mit Altlasten rechnen oder sogar mal Wände herausreiß­en. „Unser Bauvorhabe­n hatte aber nur die vier Außenwände. So konnten wir im Inneren der Gestaltung freien Lauf lassen“, sagt Rust.

Dennoch ging für das Projekt viel Zeit drauf. 2015 habe man angefangen, das Dach umzudecken, und parallel mit der Planung der Wohnung begonnen, berichtet Rust. Anderthalb Jahre Arbeit – zwischen 2016 und 2018 – flossen dann in den Ausbau des Wohnbereic­hs. „Wir haben das alles nebenher gemacht, nach Feierabend und am Wochenende“, erinnert sich Rust.

Dass er für diesen Aufwand nun mit einem Preis honoriert wurde, ist für ihn auch eine Bestätigun­g. Denn zunächst stand das Vorhaben auf wackeligen Beinen: „Man hat das Geld für so ein Projekt ja nicht unter dem Kopfkissen“, erzählt er. „Und dann geht man zur Bank und bekommt die Ansage: ‚Wir trauen Ihnen ja viel zu, aber diese Hausnummer ist Ihnen zu groß. Wir können Sie nicht unterstütz­en.‘“Den Gegenbewei­s lieferte Rust ein paar Jahre später mit dem Erhalt des Sanierungs­preises. „Da sagt man sich: Ich habe doch alles richtig gemacht.“

 ?? FOTO: RUDOLF MÜLLER MEDIENGRUP­PE ?? Dachdecker­meister Sven Rust aus Laupheim ist für den Ausbau einer Scheune mit dem Sanierungs­preis 2020 ausgezeich­net worden.
FOTO: RUDOLF MÜLLER MEDIENGRUP­PE Dachdecker­meister Sven Rust aus Laupheim ist für den Ausbau einer Scheune mit dem Sanierungs­preis 2020 ausgezeich­net worden.

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