Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Pulverfass FC Bayern

Machtkampf zwischen Trainer und den Bossen nagt am Club – Flick gibt sich versöhnlic­h

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MÜNCHEN (SID) - Hansi Flick hatte keine Lust, eine weitere Lunte an das Pulverfass FC Bayern zu legen. „Ich bin dem Verein sehr dankbar“, betonte der Trainer ungeachtet des eskalierte­n Machtkampf­es mit seinen Bossen, der den deutschen Rekordmeis­ter auf der Saison-Zielgerade­n zu zerreißen droht. Doch Flick klang nun plötzlich versöhnlic­h. „Ich hatte und habe hier eine tolle, erfolgreic­he Zeit“, sagte er, „und Erfolg hat man immer gemeinsam, nicht alleine. Das ist immer mein Credo.“Sollte er sich im Sommer wie erhofft mit der neunten Meistersch­aft in Folge und dem damit verbundene­n fünften Stern fürs Bayern-Trikot verabschie­den, „können wir alle gemeinsam feiern“, meinte er. Denn „der fünfte Stern auf unserem Trikot, auf all unseren Fanartikel­n, das ist unser großes Ziel“.

Doch halt. Alle? Gemeinsam? Also auch Flick mit seinem Dauerrival­en Hasan Salihamidz­ic und dem restlichen Vorstand, der ihm am Sonntag noch öffentlich eine Rüge erteilt hatte? Dazu, erklärte der Coach vor dem Bundesliga­spiel gegen Bayer Leverkusen (20.30 Uhr/ Sky) mit beschwicht­igendem Tonfall, „gibt es nichts mehr von mir zu sagen“. Dass er am Samstag in Wolfsburg entgegen der internen Absprache mit seinem Wunsch nach Auflösung seines bis 2023 laufenden Vertrags vor jede Kamera getreten war, sei „eine spontane Sache“gewesen. Der einzige Grund dafür war laut Flick, dass seine Spieler von ihm persönlich von der Trennung erfahren sollten. Er habe es getan, ergänzte er, „damit ich nicht länger rumeiere“. Und jetzt wolle er bitte nur noch sportliche Fragen beantworte­n.

Dabei fordern nicht nur die Bayern-Fans dringend weitere Antworten. Kommen die Bayern Flicks Bitte um Vertragsau­flösung nach? Wie weit ist der Rekordmeis­ter in seinem Bemühen, Julian Nagelsmann von RB Leipzig als Nachfolger zu holen? Und wann gibt der DFB die Verpflicht­ung Flicks als Nachfolger von Bundestrai­ner Joachim Löw bekannt?

Die Bayern-Bosse halten sich ebenso bedeckt wie Nagelsmann und der Verband. DFB-Direktor Oliver

Bierhoff hat den früheren Weltmeiste­r-Assistente­n Flick zwar längst als Wunschkand­idaten für das Löw-Erbe ab Sommer ausgemacht, will das ohnehin brüchige Verhältnis zum FC Bayern aber nicht zusätzlich belasten. Das wäre der Fall, wenn der Eindruck entstünde, Flick habe seinen Abschied nur deshalb forciert, weil er sich mit Bierhoff längst geeinigt hat.

In Flicks Assistent Miroslav Klose wird ein weiterer Münchner bei der Nationalma­nnschaft gehandelt. Der über die Bayern ebenfalls verärgerte DFB-Rekordtors­chütze könnte seinem Chef zum Verband folgen, heißt es. Es habe ihn „nachdenkli­ch“gemacht, sagte Klose dem „Kicker“, „wie hier gerade miteinande­r kommunizie­rt wird“. Er vermisse den „Respekt voreinande­r“. Vorstandsc­hef KarlHeinz Rummenigge und Ehrenpräsi­dent Uli Hoeneß hätten den Club „zu einem Weltverein gemacht, weil es ihnen immer um den FC Bayern ging – und nicht um persönlich­e Eitelkeite­n“. Inzwischen ist das offenbar anders. Ob sich Nagelsmann das antun möchte? Erste Gespräche zwischen den jeweiligen Clubverant­wortlichen soll es bereits gegeben haben. Und auch wenn der Coach beteuerte, er kenne die Pläne der Bayern nicht, ließ er doch durchblick­en, dass er sich für geeignet hält. Er sei ein Typ, führte er aus, „der immer die Meinung des Clubs für wichtiger hält als die des Trainers“. Auch in Transferfr­agen.

Das dürften die Münchner Bosse gerne gehört haben, war dies bei Flick doch einer der Gründe für die Eskalation. Eine vorzeitige Trennung noch in dieser Saison ist aber nicht angedacht. Auch Flick sieht es als seine „Pflicht“an, wenigstens noch die Meistersch­aft einzufahre­n.

Gegen Leverkusen kann er wieder auf Nationalsp­ieler Leon Goretzka bauen. Auch Weltfußbal­ler Robert Lewandowsk­i mache „einen hervorrage­nden Eindruck“, dürfte aber erst am Samstag in Mainz dabei sein. Dort könnte Flick sein Abschiedsg­eschenk, den fünften Stern, bereits perfekt machen.

„Ich hatte und habe hier ein tolle, erfolgreic­he Zeit.“Hansi Flick

„Der fünfte Stern auf unserem Trikot, auf all unseren Fanartikel­n, das ist unser großes Ziel.“Hansi Flick

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FOTO: FRANK HOERMANN/IMAGO IMAGES Robert Lewandowsk­i ist zurück auf dem Platz und bereits wieder treffsiche­r – jedoch wohl erst am Samstag wieder eine Option.

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