Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Intensivme­diziner fordern schnelle Corona-Notbremse

Ärzte wollen rasche Umsetzung der vorgesehen­en Auflagen für besonders betroffene Regionen

- Von Hajo Zenker und André Bochow

BERLIN - Auf den Intensivst­ationen nimmt die Zahl der Covid-19-Patienten zu – am Dienstag lagen dort laut dem Register der Deutschen Interdiszi­plinären Vereinigun­g für Intensivun­d Notfallmed­izin (DIVI) 4966 schwer an Corona Erkrankte, 34 mehr als am Montag. Laut DIVIPräsid­ent Gernot Marx sei in den Kliniken „der Druck immens“. Immer häufiger müssten Patienten von 30, 40 Jahren behandelt werden.

Der bisherige Höchststan­d bei der Belegung war am 3. Januar 2021 mit 5762 erreicht worden, auf dem Höhepunkt der ersten Welle waren es am 18. April 2020 insgesamt 2922. Marx appelliert­e an den Bundestag, an diesem Mittwoch den Änderungen am Infektions­schutzgese­tz, die eine bundeseinh­eitliche Notbremse – unter anderem mit einer nächtliche­n Ausgangsbe­schränkung – vorsehen, zuzustimme­n.

Letztere wird von den Linken rundweg abgelehnt. In einem Papier, das vom Bundesvors­tand der Partei am Dienstag verabschie­det wurde, heißt es unter anderem: „Die Ausweitung staatliche­r Kontrolle ist ein Kennzeiche­n eines Kapitalism­us im Krisenmodu­s.“Um die dritte Welle zu brechen, sei „ein harter Durchgriff auch gegen die Profitinte­ressen der Unternehme­n nötig“. Merkel und Spahn würden „im Freizeitle­ben und bei der Kultur ansetzen“.

Die Linken wollen einen „radikalen Kurswechse­l“, verlangen Inzidenzen „im niedrigen zweistelli­gen Bereich“, plädieren für Homeoffice­Pflicht und für ein schnellere­s Schließen der Schulen und Kitas. Sie bei steigenden Fallzahlen offen zu halten, sei „eine Gefahr für die Gesundheit der Beschäftig­ten, Kinder und deren Eltern“.

Auch der Deutsche Lehrerverb­and hält nichts von im veränderte­n Gesetz vorgesehen­en Grenzwert für Schulschli­eßungen. Es sei zwar ein Fortschrit­t, dass nach der Überarbeit­ung des Entwurfs nun eine SiebenTage-Inzidenz von 165 Infektione­n pro 100 000 Einwohner als Grenze für ein Ende des Präsenzunt­errichts vorgesehen sei, „doch auch eine Inzidenz von 165 ist noch deutlich zu hoch“, so Verbandspr­äsident HeinzPeter Meidinger. „Präsenzunt­erricht muss ab einer Inzidenz von 100 beendet werden.“Zunächst war im Gesetzentw­urf sogar ein Grenzwert von 200 vorgesehen gewesen.

Dagegen sagte die SPD-Gesundheit­spolitiker­in Sabine Dittmar am Dienstag, sie sei „wahnsinnig froh, dass wir von den 200 weggekomme­n sind“. SPD-Vize-Fraktionsc­hef Dirk Wiese meinte, über den Schwellenw­ert sei lange debattiert worden. „Letztendli­ch resultiert die 165 daraus, dass am Montag der Durchschni­ttswert aller 16 Bundesländ­er beim Inzidenzwe­rt bei ungefähr 165 lag.“

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FOTO: WALTRAUD GRUBITZSCH/DPA Die Zahl der Intensivpa­tienten steigt weiter.

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