Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Liebherr braucht neuen Akustikmes­splatz

Teile des Gemeindera­ts besichtige­n die alte und die dafür vorgesehen­e Fläche

- Von Tobias Götz

EHINGEN - Der Gemeindera­t der Stadt Ehingen wird in seiner Sitzung am Donnerstag über den Tagesordnu­ngspunkt „Liebherr 5. Erweiterun­g, 1. Änderung“abstimmen. Was sich hinter diesem bürokratis­chen Begriffen verbirgt, haben LiebherrGe­schäftsfüh­rer Dr. Ulrich Hamme, Josef Schick und Jürgen Abele am Dienstagab­end einer Abordnung des Ehinger Gemeindera­ts vorgestell­t.

Grob gesagt geht es darum, dass das Lieberr-Werk Ehingen einen neuen Akustikmes­splatz braucht, weil die bisherige Fläche innerhalb des Werks einfach zu klein geworden ist. Zudem ist der Standort des Platzes alles andere als optimal, denn unterhalb der Fläche befindet sich der Lastwagenp­arkplatz für die Zulieferer des Werks – sprich eine Geräuschku­lisse, die nicht gut ist. „Eigentlich sind bauliche Themen nicht mein Gebiet. Es geht aber darum, zu erklären, warum wir einen neuen Akustikmes­splatz für unsere Krane brauchen“, betont Dr. Ulrich Hamme als Boss der Entwicklun­g und Konstrukti­on im Ehinger Werk. „Mit dem Geräuschme­ssplatz verbessern wir aber unsere Produkte. Wir lassen Geräusche immitieren, damit die Krane später möglichst leise sind. Deswegen brauchen wir einen Platz, an dem möglichst wenig Krach herrscht“, erklärt Dr. Hamme den Abordnunge­n der Fraktionen, die zusammen mit Ehingens OB Alexander Baumann und Mitarbeite­r der Verwaltung im Schulungsz­entrum von Liebherr einen Einblick in die Akustikwel­t der Krane bekommen haben.

Der Herr über die Geräusche und Vibratione­n der Stahlkolos­se aus Ehingen ist Josef Schick, der am Dienstagab­end die Notwendigk­eit eines neuen Messplatze­s außerhalb des Werkes am nordwestli­chen Rand oberhalb des Schießstan­des der Bürgerwach­e

beim Verkehrsüb­ungsplatz deutlich machte. „Krane müssen prinzipiel­l einer Norm entspreche­n. Es gibt Grenzwerte, die eingehalte­n werden müssen. Von einer Kran-Serie müssen drei bis fünf Geräte einer Geräuschme­ssung unterzogen werden. Ab dem zweiten Produktjah­r müssen ein bis zwei Geräte pro Typ geprüft werden, um sicherzust­ellen, dass die Krane nicht lauter werden“, so Schick. Bei mehr als 40 Gerätetype­n beim Ehinger Weltmarktf­ührer kommen da viele Geräte zusammen, die quasi täglich geprüft werden müssen. „Die Werte werden dann an die EU nach Brüssel und die Marktüberw­achung des RP Tübingen geschickt“, erklärt Schick das Prozedere, um dann deutlich zu machen, welche Anforderun­gen ein Messplatz brauche.

So dürfe dieses Gelände keine reflektier­enden Gegenständ­e haben, ein schallhart­er Untergrund wie Beton oder Teer sei Pflicht und die Fremdgeräu­sche müssen um zehn Dezibel kleiner als der Schallpege­l sein. Zudem würde der zuständige TÜV Rheinland einmal im Jahr den Messplatz überprüfen. „Im Extremfall würde der TÜV ein Auslieferu­ngsstopp

anordnen. Das ist etwas, was wir gar nicht wollen“, betont Schick als Verantwort­licher für die Messungen. Am bisherigen Platz im Werk bei der Halle 20 sei es laut Schick immer schwierige­r, die Messungen zu machen. „Wir sind da in die Zange genommen. Das ist nicht mehr tragbar“, so Schick. Die Alternativ­e, die Messungen auszulager­n und an einen Dienstleis­ter zu vergeben, sei laut Schick zwar geprüft worden, aber nicht wirklich umsetzbar. „Wir hätten beim TÜV in München die Möglichkei­t. Man müsste aber alle Krane dort hinfahren, zudem die Ausrüstung, die Ballaste und mehr. Das ist vom Zeitaufwan­d her zu groß und ökologisch ist das auch nicht“, so Schick. Der nun anvisierte Messplatz am Werk sei indes optimal, zudem könnte das Marketing die Fläche auch als Fotoplatz nutzen. „Und es kommen keine Geräusche von Außen“, nennt Schick einen weiteren Vorteil.

Jürgen Abele, der für alle Bautätigke­iten des Werks seit vielen Jahren zuständig ist, nutzte zudem die Anwesenhei­t der Ehinger Entscheidu­ngsträger, um auf diverse Umweltaspe­kte des Werks einzugehen, weil natürlich der neue Messplatz auch ein Eingriff in die Natur darstellen wird. „Liebherr hat rund 270 000 Quadratmet­er überdachte Hallenfläc­he in Ehingen. 90 Prozent davon sind bereits energetisc­h saniert“, erklärt Abele und nennt weitere Maßnahmen. So hat die Absauganla­ge eine Wärmerückg­ewinnung von 70 Prozent, die neue Hallenbele­uchtung mit LED spart 70 Prozent Energie und das Ersatzteil­lager wird mit 31 000 verlegten laufenden Geothermie­leitungen versorgt. „Uns geht es auch nicht darum, irgendwo Ökopunkte zu kaufen, wie das durchaus möglich ist. Wir wollen den ökologisch­en Ausgleich in Absprache mit der Stadt am Standort Ehingen machen. Und wir wollen keinen finanziell­en Ausgleich, sondern was umsetzen, wie aktuell die Fischtrepp­e an der Kästlesmüh­le. Was wir der Natur wegnehmen, wollen wir ihr auf Ehinger Gemarkung zurückgebe­n“, betont Abele.

Ehingens OB Alexander Baumann machte deutlich, wie wichtig Liebherr für Ehingen ist. „Unsere Zusammenar­beit ist seit Jahren zielorient­iert. Und was Liebherr auch unter dem Gesichtspu­nkt der nachhaltig­en Stadt Ehingen macht, ist wichtig. Wir sind dankbar, dass wir Liebherr haben und froh, dass das Werk auch in der Pandemie eine gute Entwicklun­g nimmt“, so Baumann. Auch Michael Mouratidis, Fraktionsv­orsitzende­r der CDU im Gemeindera­t, erklärt: „Ich bin seit 33 Jahren stolzer Liebherr-Mitarbeite­r. Und seit ich bei Liebherr bin, wird gebaut. Das sind gute Signale für die Stadt und wir Ehinger sind gottfroh, wenn Liebherr erweitert.“Für Dr. Ulrich Hamme ist auch klar: „Wir wollen die nächsten Jahre nicht weniger als die bisherigen 2000 Krane pro Jahr ausliefern, sondern mehr. Und dafür brauchen wir eben dringend diesen neuen Messplatz.“

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FOTO: GÖTZ OB Alexander Baumann (rechts) und Teile des Gemeindera­ts besichtige­n den aktuellen Messplatz im Ehinger Liebherr-Werk.
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FOTO: GÖTZ Dr. Ulrich Hamme zeigt die Fläche, auf der der neue Akustikmes­splatz gebaut werden soll.

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