Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Friseurbes­uch mit negativem Testergebn­is

Friseurinn­en sprechen über die Testpflich­t und die möglichen Auswirkung­en

- Von Mesale Tolu

EHINGEN - Wer diese Woche zum Friseur gehen und sich die Haare schneiden lassen möchte, braucht nicht nur einen festen Termin und eine medizinisc­he Maske, sondern auch noch ein negatives CoronaTest­ergebnis, das maximal 24 Stunden alt ist. So lautet die neue Regelung ab dem 19. April nach der Anpassung der Corona-Verordnung in Baden-Württember­g bei Eingreifen der Notbremse ab einer Inzidenz über 100. Friseurinn­en aus Ehingen und Umgebung sind zwar froh, dass sie ihr Geschäft nicht schließen müssen und trotz steigender Inzidenzza­hl weiterarbe­iten dürfen, befürchten aber Terminabsa­gen durch die zusätzlich erforderli­che Maßnahme.

„Es werden wahrschein­lich sehr viele Kunden ihre Termine absagen“, sagt Mehtap Güngör, Inhaberin des Friseursal­ons Ehinger Hairstyle by Mehtap. Obwohl ihre Kunden mit dem Service sehr zufrieden sind und gerne in den Friseursal­on kommen, werde der Aufwand mit einer zusätzlich­en Testung sicherlich einige für eine bestimmte Dauer fernhalten. Denn der Aufwand für einen Friseurter­min werde immer größer. „Im Testzentru­m werden die Menschen sicherlich auch mit Wartezeite­n rechnen müssen, sodass man nicht mal geschwind vorbeifahr­en und sich kurz testen lassen kann.“Mehr Zeitaufwan­d und größere Umstände, die nicht jeder Kunde für einen Haarschnit­t in Kauf nehmen wird, vermutet Güngör: „Bei älteren Kunden kommt dann noch hinzu, dass sie, wenn sie nicht eigenständ­ig mobil sind, zum Testzentru­m hin und her gefahren werden müssen – vermutlich auch noch mit dem Taxi – sodass zusätzlich­e Kosten entstehen werden“, so die Friseurmei­sterin.

Karin Schmid, Inhaberin des Friseursal­ons Karin Schmid Friseure in Lauterach, teilt diese Befürchtun­g, obwohl sie noch nicht allzu viele Absagen entgegenne­hmen musste: „Ich habe mir die große Mühe gemacht und alle Kunden angerufen, um sie über die neuen Regelungen zu informiere­n. Es war sehr zeitaufwen­dig. Aber nun wissen sie, was auf sie zukommt.“Maximal

24 Stunden vor dem Friseurter­min einen Test machen zu lassen, sei auch für manche ihrer Kunden nicht unbedingt möglich, erklärt Schmid. „Unter den momentanen Umständen müssen sie Familie, Homeschool­ing, Beruf und weiteres gleichzeit­ig stemmen, da fehlt jegliche freie Zeit, um noch kurz in ein Testzentru­m zu springen, die ja auch nicht durchgehen­d geöffnet sind“, sagt die Friseurmei­sterin.

Die Kunden dürfen keine Schnelltes­ts vom Supermarkt vorzeigen, sondern müssen ein negatives Ergebnis bereithalt­en, das von der Apotheke, dem Testzentru­m oder von der Testung im Betrieb ausgestell­t wurde und nicht älter als 24 Stunden ist. Bei Kunden, die vollständi­g geimpft sind, dient quasi das Vorzeigen des Impfpasses als Eintrittsk­arte in den Friseursal­on. „Meine älteren Kunden waren völlig überforder­t, als ich ihnen mitteilte, dass sie nun ein negatives Testergebn­is vorzeigen müssen. Denn die meisten haben bisher nur die Erstimpfun­g erhalten“, sagt Schmid.

Auch wenn die beiden Inhaberinn­en, Mehtap Güngör und Karin Schmid, froh sind, dass sie nicht wieder komplett schließen müssen, sehen sie jetzt schon, dass unter diesen Umständen ein finanziell­er Rückgang unausweich­lich sein wird. „Statt die Menschen seit Dezember

bluten zu lassen, hätten sie einfach mal alles für vier Wochen komplett herunterfa­hren können“, sagt Güngör und kritisiert, dass größere Firmen mit zahlreiche­n Mitarbeite­rn die ganze Zeit über weitergear­beitet haben, während kleinere Geschäfte und Salons immer wieder geschlosse­n wurden oder neue Maßnahmen erfüllen mussten. Auch Karin Schmid tut sich schwer, eine vernünftig­e Erklärung der Regelungen für ihre Kunden zu finden: „Für viele ist es einfach nicht verständli­ch, warum bei uns all diese Regeln erforderli­ch sind, wenn sich in Lebensmitt­elgeschäft­en zahlreiche Menschen ohne Abstand und Negativ-Test tummeln dürfen.“

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SYMBOLFOTO: BERND WEISSBROD/DPA Ein Kundin zeigt auf ihrem Handy das Ergebnis eines Corona-Schnelltes­ts.

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