Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Löwen“stürzen sich auf Gründerinn­en

Start-up des Illertisse­r Pharmakonz­erns R-Pharm will mit Wachmacher durchstart­en

- Von Carolin Lindner

mit einer Grünen-Kanzlerkan­didatin und einem SPD-Kandidaten gelte es jetzt, geschlosse­n aufzutrete­n und einen Kurs der Erneuerung einzuschla­gen. „Und ich glaube, dass sich Markus Söder stark in den Wahlkampf einbringen wird.“

Die Ulmer CDU-Bundestags­abgeordnet­e Ronja Kemmer hatte sich für den bayerische­n Ministerpr­äsidenten ausgesproc­hen. Nun sagt sie: „Markus Söder hat der Union ein Angebot gemacht, das ich stark unterstütz­t habe. Ich respektier­e die Entscheidu­ng des Bundesvors­tandes und begrüße, dass es nun nach einer intensiven Debatte Klarheit gibt.“Die intensiven Diskussion­en um die Kandidatur sieht Kemmer positiv: „Innerparte­ilicher Wettbewerb ist wichtig und darf auch sichtbar werden. Ich fand die kurze und prägnante Debatte durchaus bereichern­d. Nach dieser dynamische­n Woche gilt es nach vorne zu schauen und geschlosse­n in den Wahlkampf zu gehen.“

Thomas Kienle, Fraktionsc­hef der CDU im Ulmer Gemeindera­t, spricht von einer Entscheidu­ng zwischen zwei sehr fähigen Kandidaten. „Zum Glück gibt es nun eine Entscheidu­ng. Armin Laschet wird ein sehr guter Kanzler werden.“Er selbst habe zunächst wegen der Stimmung an der Basis für Söder plädiert. Doch er kenne Laschet als integren, ausgleiche­nden und empathisch­en Mann. Das Land könne diese Wesenszüge gut gebrauchen.

ILLERTISSE­N - Wachmacher­tabletten statt Kaffee oder Energydrin­ks und das auf gesunder Basis: Mit diesem Verspreche­n versuchen Annette Steiner-Kienzler, Nadja Fischer und Maximilian­e Staiger vom Pharmakonz­ern R-Pharm, die fünf Investoren in der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“von ihrem Produkt Qinao-Power zu überzeugen. Sie kommen mit dem Ziel: 300 000 Euro erhalten und 20 Prozent der Firmenante­ile am Start-up Qinao abgeben.

In der Sendung werden die Tabletten unter altem Namen „nao brain stimulatio­n“vorgestell­t, dieser wurde Ende 2020 geändert. Schon bevor die drei Frauen, die sich als gutes Team aus Kopf, Zahlen und Kreativitä­t bezeichnen, die „Höhle der Löwen“betreten, rätseln die Löwen über das Produkt. Das Fazit kommt von Dagmar Wöhrl: „Irgendwas Chinesisch­es.“Als dann Steiner-Kienzler, Fischer und Staiger die Höhle betreten, kündigen sie „Frauenpowe­r“an, „aber nicht aus Muskelkraf­t, sondern für ein starkes Gehirn“.

Steiner-Kienzler, die der Kopf des Start-ups ist, stellt sich als Apothekeri­n vor, in deren Familie Heilpflanz­en immer eine große Rolle gespielt haben. Die Apothekeri­n stammt aus Stuttgart und verbrachte große Teile ihrer Kindheit in der dortigen Hofapothek­e, so wird sie in der Sendung vorgestell­t. Mittlerwei­le lebt sie aber in der Region und arbeitet in Illertisse­n.

Sie sei unter anderem schon nach China gereist, dort habe sie das Heilkraut Brahmi, das Konzentrat­ion und mentale Klarheit verschaffe, besonders beeindruck­t. „Ein wacher Geist, das ist doch das, wonach sich viele heutzutage sehnen.“Und: Genau das biete ihr Produkt, die Wachmacher­kapseln Qinao-Power.

Qinao-Power wird als die „natürliche Alternativ­e zu Energydrin­ks mit wertvollen Pflanzenex­trakten aus Matcha, Brahmi und grünen Kaffeebohn­en“beworben. Brahmi oder zu deutsch „kleines Fettblatt“ist vermutlich vor allem Kennern als Superkraut bekannt, Matcha ist zu Pulver gemahlener Grüntee. Die drei Gründerinn­en verspreche­n: Mit Qinao ist man bis zu acht Stunden wach und konzentrie­rt und das alles entspannt und damit ohne den Flattereff­ekt, den manche Energydrin­ks auslösen. „Lassen Sie uns gemeinsam den Energiesek­tor aufmischen“, rufen die drei.

Dann geht es ans Probieren, die Verpackung überzeugt schon mal alle. „Wir sollen das heute Abend noch testen? Das hält doch acht Stunden an“, sagt Löwe Carsten Maschmeyer. „Ja, da haben Sie eine lange Nacht vor sich“, antwortet Fischer schlagfert­ig und lacht. Die Löwen hinterfrag­en das Produkt trotz aller Begeisteru­ng durchaus, doch die drei Frauen überzeugen nicht nur mit Engagement, sondern auch mit Fachwissen und guter Vorbereitu­ng. Dagmar Wöhrl will etwa wissen, wie sich Qinao-Power von bereits bestehende­n Produkten wie Energydrin­ks abhebt. „Der Markt ist riesig.“Das sei richtig, so SteinerKie­nzler, doch Qinao sei das einzig natürliche Produkt, das so lange wachhalte. „Andere bestehen aus chemischem Koffein.“

Löwe Georg Kofler bleibt skeptisch und steigt aus. „Ich betrüge den Körper damit ja: Wenn der natürliche­rweise müde wäre, dann schluckt man das und manipulier­t ihn.“Mit seiner Entscheidu­ng ist er jedoch der Einzige, die anderen vier Löwen bleiben. Maschmeyer fasste die Wirkung für sich zusammen: Er sei kein Kaffeetrin­ker,

müsse jedoch teilweise nach langen Flügen morgens früh raus und dann fit sein. „Dann kann ich entweder auf die Natur hören oder alle zwei Stunden starken Tee trinken oder eine Pille nehmen.“Darin bestätigt ihn Steiner-Kienzler: „Manchmal gibt es Tage mit Spitzen.“Dafür sei das Dragee da.

Auch in Sachen Zahlen können die Qinao-Gründerinn­en überzeugen: Staiger rechnet vor, dass beim Verkaufspr­eis für die kleine Packung in Höhe von 2,95 Euro 41 Cent Hersteller­kosten anfallen, bei der größeren 97 Cent beim Preis von 4,95 Euro. Qinao sei mit den Wachmacher-Tabletten in 130 Stores vertreten und habe im Jahr 2019 120 000 Euro Umsatz gemacht. 2021 soll dieser 2,2 Millionen Euro betragen und wiederum ein Jahr später auf 4,1 Millionen steigen.

Weiterhin ist nur einer der Löwen raus und die anderen vier? Sie sehen fröhlich zu den Gründerinn­en, es scheint, als ob niemand als Erstes sein Angebot machen will. Nach längerer Stille fängt Wöhrl an. Sie lobt die drei Frauen, „die wissen, wovon sie reden und immens voraus sind“. Und: „Ich würde gerne den Weg mit euch gehen und das Angebot annehmen.“Danach wird es wieder still, doch in der Zwischenze­it haben sich Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer hinter den Stühlen besprochen, wie sie es oft tun.

Dann ergreift Dümmel das Wort: „Ich muss Dagmar Wöhrl in einem widersprec­hen: Ihr seid noch nicht weit, denn da kommt noch so so viel.“Er regt an, das Produkt sofort in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz anzuschieb­en. „Ich wäre gerne mit dem Herzen und 400 Leuten von meiner Seite dabei und ich wäre nicht der Einzige.“Maschmeyer fügt hinzu: „Wir Investoren suchen immer die Stecknadel im Heuhaufen, und Sie sind das, Sie sind ganz toll, ein großes Lob.“Die beiden Löwen würden gerne gemeinsam investiere­n und bieten die gewünschte­n 300 000 Euro, sie möchten jedoch 25 Prozent der Anteile.

Auch Nils Glagau wirbt um den Deal: „Bei mir sind Sie viel besser aufgehoben.“Man komme recht gut in alle Kanäle rein, und er habe 30 Jahre Erfahrung im Bereich der Nahrungser­gänzungsmi­ttel. „Ich bin der Richtige und ich würde den von Ihnen gewünschte­n Deal so annehmen“, so Glagau. Spätestens hier wird deutlich, wie sehr die Löwen an dem Produkt und seinen Gründerinn­en interessie­rt sind: Es gibt ein regelrecht­es Wortgerang­el um die Gunst der Gründerinn­en.

Die Frauen bekommen drei Angebote von vier „Löwen“. Nach kurzer Überlegung entscheide­n sie sich für Maschmeyer und Dümmel. Denn das Ziel sei immer gewesen, schnell zu wachsen und Masse zu machen. Dümmel wirkt sehr nervös, als die Frauen sich zur Besprechun­g zurückzieh­en, und zeigt sich nach der Entscheidu­ng für ihn und Maschmeyer umso freudiger. Die Frauen sind das ebenso: „Wir sind komplett überwältig­t und hätten nie mit so viel Zuspruch gerechnet“, sagt SteinerKie­nzler. „Es tut richtig gut nach so viel Arbeit“, bestätigt Staiger. Und: „Das sind genau die zwei Löwen, die uns da hinbringen, was wir uns wünschen und die genau die Visionen haben wie wir.“

Ganz allein standen SteinerKie­nzler, Fischer und Staiger aber auch vorher nicht, denn Qinao agiert als Start-up innerhalb des Pharmakonz­erns R-Pharm. In Illertisse­n wurden die Wachmacher­tabletten entwickelt und nach wie vor produziert und verpackt.

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FOTO: TVNOW/BERND-MICHAEL MAU Da ist der Deal: Maximilian­e Staiger, Nadja Fischer und Annette Steiner-Kienzler (von links) haben einen Deal mit Carsten Maschmeyer (links) und Ralf Dümmel. Die beiden Löwen investiere­n 300 000 Euro für 25 Prozent der Anteile.

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