„Alle brauchen Vorbilder“
Handball: Der Laupheimer Thomas Hafner über die möglichen Auswirkungen der Pandemie auf seinen Sport
LAUPHEIM - Thomas Hafner ist vor wenigen Wochen 50 Jahre alt geworden. Der Physiotherapeut ist einer der erfolgreichsten Handballer aus der Region. Er hat bei TuSEM Essen und dem VfL Günzburg in der Bundesliga gespielt, war Spieler, Cheftrainer, CoTrainer und zuletzt Sportlicher Leiter beim Württembergligisten HV RotWeiß Laupheim. Michael Mader sprach mit dem Hafner über die aktuelle Lage in der Corona-Pandemie.
SZ: Zunächst noch nachträglich herzlichen Glückwunsch zum runden Geburtstag. Die große Party musste wohl ausfallen?
Hafner: Ja leider, aber ich spiele mit dem Gedanken, das nachzuholen, denn ich wollte schon etwas größer feiern. Dann halt mit 51 oder 52.
Im Herbst vergangenen Jahres hörten Sie beim HRW Laupheim als Sportlicher Leiter auf. Lag das auch an der Pandemie und ihren Folgen? Nein, nicht direkt. Wobei natürlich die
Situation durch Corona auch damals angespannt war. Zunächst aus persönlichen Gründen, es gab aber auch unterschiedliche Auffassungen mit der Vereinsführung über das weitere sportliche Vorgehen. Aber das ist schon lange Schnee von gestern. Ich werde dem HRW immer verbunden bleiben, jetzt eben als Vater eines Spielers und Fan des Vereins.
Seit Oktober ruht der Wettkampf. Der Handballverband Württemberg hat die Saison schon vor etlichen Wochen abgebrochen und annulliert. Aus Ihrer Sicht die richtige Entscheidung?
Absolut. Dem Verband blieb keine andere Wahl, trotz toller Hygienekonzepte wie beispielsweise in Laupheim. Das Infektionsgeschehen ließ keine andere Entscheidung zu.
Nimmt der Handball bei den Amateuren damit Schaden?
Natürlich. Die Spieler sind außer Gefecht gesetzt, nur wenige trainieren während dieser langen Zeit wirklich ernsthaft. Ist ja auch logisch, woher soll denn die Motivation herkommen.
Ich habe ja immer noch einen Einblick beim HRW. Das ist schlimm und sehr schade, was derzeit mit dem Handball passiert. Und da ist es wenig tröstlich, dass dies für die allermeisten Sportarten gilt.
Noch schlimmer ist neben den Aktiven wohl der Kinder- und Jugendbereich betroffen. Auch da geht seit Monaten nichts mehr?
Das stimmt leider und die Kids leiden noch viel mehr. Sie können sich nicht beim Handball auspowern und vermissen ihre Freunde. Einige Eltern haben mir erzählt, dass es nicht sicher ist, dass ihre Kinder dem Handball treu bleiben. Das ist eine sehr schwierige Situation für alle Beteiligten, auch wenn online noch einiges läuft. Michael Schickorr macht da in Laupheim zum Beispiel einiges für die ganz Kleinen.
Umso wichtiger erscheint es, dass die Bundesliga und die Nationalmannschaft ihre Spiele austragen, auch wenn keine Zuschauer zugelassen sind?
Das glaube ich schon. Alle lechzen nach Veranstaltungen, alle wollen wieder was erleben. Ich hoffe, dass die neue Saison auf allen Ebenen im Herbst normal beginnen kann, wenn die Menschen zum größten Teil geimpft sind.